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Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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nicht jetzt.«

Kapitel 16
    Köln
Donnerstag
    Chris stand an der Fensterfront seines Büros im Kölner MediaPark und starrte nach unten auf den Platz mit dem Teich über der Tiefgarage. Er war menschenleer, und Fallböen peitschten das Wasser.
    Sie hatte versprochen, sich zu melden, hatte es aber bis jetzt noch nicht getan. Er wusste nicht, wo sie war. Ihren Neffen besuchen… wo steckte sie? Er hatte auf ihre Mailbox gesprochen, aber sie rief nicht zurück. Jagte er einer Chimäre hinterher?
    Er starrte auf die kleinen grauen Wellen des Teichs, dann in den von Wolken verhangenen Himmel. Trübes Wetter, trübe Gedanken oder umgekehrt. Er drehte sich unschlüssig um.
    Sein Büro im siebten Stock war gut zwanzig Quadratmeter groß, an den Wänden standen Aktenschränke, und mehrere großformatige Drucke von Andy Warhol schmückten die weißen Wandflächen.
    Er starrte mürrisch auf Forsters Nachlass.
    Auf der Glasplatte des Schreibtischs lagen ein paar Blatt Papier mit den Kalkulationen für die nächsten Wochen, dahinter die Tontäfelchen und die Knochen.
    Das sandige Ocker der Tafeln leuchtete im Licht der Schreibtischlampe leicht rötlich, einzelne Knochenstellen schimmerten elfenbeinfarben.
    Wayne hatte ihn am Vormittag angerufen, um mitzuteilen, dass da nichts war. Die DNA aus den Knochen reagierte nicht auf das Wachstumsserum. Tot.
    »Spuck endlich die Wahrheit aus«, hatte Snider gelästert. »Woher stammt der Knochen wirklich? Es könnte ein Anhaltspunkt für mich sein.«
    Chris hatte zunächst gezögert, doch dann hatte er ihm von den zwölf Tafeln und seinem missglückten Transportauftrag nach Berlin erzählt. Sein Jugendfreund hatte nur böse gelacht.
    »Deine Flunkereien werden ja immer wilder! Chris – lass es, erspar mir deine Münchhausengeschichten. Wenn du es nicht sagen willst – na schön.«
    Snider hatte einfach aufgelegt, und Chris sah die alte Weisheit bestätigt, dass die Wahrheit nicht selten am unglaubwürdigsten erscheint.
    Es brachte nichts, weiter herumzuhängen. Mit Ina war der Kurierplan für die kommende Woche besprochen, er konnte sich voll auf das konzentrieren, was er vorhatte.
    Er setzte sich an den Computer und wühlte im Internet in den neuesten Nachrichten der Genfer Zeitungen. Forster war identifiziert worden. Über den Mercedes und die Verleihfirma hatten sie den Mieter ausgemacht.
    Die letzte Meldung besagte, die Genfer Polizei habe eine Pressekonferenz abgehalten, bei der auch der Anwalt aufgetreten war, der Forsters Nachlass verwalte. Forsters Anwesenheit in Deutschland sei vollkommen unerklärlich, wurde der Anwalt zitiert, da sein Transport mit den antiken Sammlungen assyrischer Kunstschätze zum Louvre unterwegs gewesen sei, der im Übrigen auch überfallen worden sei.
    Forster hatte laut Testament seine verbliebenen Kunstwerke verschiedenen Museen hinterlassen. Die Gelder aus dem Verkauf wie auch sein ganzes sonstiges Vermögen hatte er der UNESCO und UNICEF vermacht, um damit im Irak Aufbauhilfe zu leisten. Ganz besonders sollte die Gegend um Babylon bedacht werden.
    Kein Wort von ihm, kein Wort von seiner Fracht, dachte Chris zufrieden. Aber das musste nichts heißen. Die Polizei würde,
    wenn sie ihn suchte, aus taktischen Gründen die Informationen verschweigen, von denen sie sich Fahndungserfolge erhoffte.
    Noch einmal starrte er auf die Kalkulationen. Es sah beschissen aus. Dann nahm er Rizzis Handy und wählte die Nummer, die ihm Forster gegeben hatte.
    »Ja.« Die Stimme am anderen Ende klang rauchig.
    Chris zögerte überrascht. Mit einer Frau hatte er nicht gerechnet.

    Sophia Antipolis nahe Cannes Donnerstag
    Jasmin Persson stand mit weichen Knien im Gang der Klinik und starrte durch die geöffnete Zimmertür auf das Erwachsenenbett mit dem viel zu kleinen Körper unter der Decke.
    Mattias Kjellsson mit seinem blassen Gesicht und der kalkig kranken Hautfarbe sah zu seiner Mutter, die am Bettrand saß und ihn mit tapferer Miene anlächelte. Die bunt fröhliche Kinderbettwäsche mit den Schatzsuchermotiven verhöhnte sie alle.
    Der siebenjährige Junge hielt mit schwachen Armen die
Bionicle-
Figur in die Höhe. Er fiepste mit seiner geschwächten Stimme fast wie eine Maus, als er eine Szene aus
Die Legenden von Metru Nui
nachspielte. Er hatte den Film, den Jasmin ihm mitgebracht hatte, vor ein paar Stunden gesehen und war dann erschöpft eingeschlafen.
    Jasmin schossen Tränen in die Augen, und die Blicke der Schwestern trafen sich. In Anna Kjellssons Augen gab

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