Der Bademeister: Roman (German Edition)
Stirnseite der Schwimmhalle stand, konnte ich erkennen, wie die Augen ruhig wurden, die Gesichter rund, die Köpfe wie Kugeln auf der Wasserfläche, wie Schwimmkörper.
Gehen Sie nach rechts. Wenden Sie sich dort nach links. Keiner sagte etwas. Ich dachte, ich müsste mich nach dem Weg erkundigen, doch die Leute hatten es eilig, überquerten Straßen, betraten Häuser, die Geschäfte, ein Schritt folgte dem Nächsten, ich konnte kein Gesicht erkennen, wenden Sie sich bei der nächsten Kreuzung nach links, dann sind Sie da. Aber es gab nichts, wonach ich fragen konnte, wollte schließlich nach dem Schwimmbad fragen, und wenn mir einer Antwort gäbe und erklärte, wo ich es finden würde, wäre alles wie zuvor.
Die Straßen ähnelten einander rasch, ich kannte nicht einmal die Namen, lief weiter, wusste nicht mehr, wo ich bin, mir war nicht wohl, und es war kalt. Hier ist es immer warm gewesen, noch immer steht hier eine Holzbank, wer sich ausruhen will, der kann das tun, denn wer erschöpft ist, würde im Wasser rasch ertrinken. Die Leiter würde er nicht mehr erreichen.
Ich fürchtete, nicht zurückzufinden, erkannte die Häuser nicht, hielt mich an diesem Tag an große Straßen, lief schließlich um einen Platz, so war ich es gewöhnt. War auch ums Schwimmbecken herumgelaufen, denn bleibt man stehen oder setzt sich, so lässt die Aufmerksamkeit rasch nach, und bald schon ist man schläfrig. Deswegen ist es besser, im Kreis zu laufen, und auf die Schritte darf man dabei nicht achten, die Schritte müssen gleichmäßig sein und mühelos, weil jedes Stolpern oder Straucheln eine Ablenkung und Gefahr sein würde. Ein Bademeister ist daran gewöhnt, aufmerksam zu sein, aber was auf der Straße, in den Häusern geschieht, betrifft ihn nicht, kaum einer ertrinkt auf offener Straße oder in der Badewanne. In einer Badewanne ertrinkt keiner gegen seinen Willen, und ebenso gut kann er sich aufhängen, doch hat das mit dem Bademeister nichts zu tun, das Leben nicht und fast kein Tod.
Außerhalb des Schwimmbads wird seine Aufmerksamkeit nicht gebraucht, und alle wussten ihren Weg, ich war es, der nicht wusste, wie weiter und wohin. Keiner hat mich gefragt, weder um Hilfe noch um mir zu helfen, die Stunden dehnten sich noch länger als bei den Wannenbädern. Bei den Wannenbädern habe ich gelernt, auf die Zeit zu achten. Jetzt nahm der Tag kein Ende. Unter der Hose trug ich meine Badehose, wenn einer vom Beckenrand ins Wasser springt, dann ist das Unglück nicht mehr weit.
Dass ich mich nicht auskenne, hat Cremer mir vorgeworfen, als die Mauer fiel, und gefragt, ob ich denn wüsste, in welchem Land ich lebe.
Auch ich glaubte, am nächsten Morgen würde ich ins Schwimmbad kommen, und alles wäre anders. Vielleicht war anderswo tatsächlich alles anders.
Aber im Schwimmbad hat sich nichts geändert. Einige blieben weg, und nach und nach nahmen andere ihren Platz ein. Die Wannenbäder wurden seltener genutzt. Die Badegäste trugen neue Badeanzüge, selbst die Gesichter und die Körper hatten andere Farben.
Bei meiner Arbeit kommt es darauf nicht an, erwiderte ich Cremer, und schließlich saß auch er weiterhin dort, wo er immer gesessen hatte: in seinem Kiosk.
Was soll im Schwimmbad anders sein? sagte ich zu Cremer und wusste die Antwort selbst.
Die Kacheln sind geblieben. Zum Schein würde das Wasser jede Farbe annehmen, aber am Ende ist es doch beharrlich, und spätestens wenn Sie ertrinken, merken Sie, dass es sich nicht verändert hat.
Ich habe weiterhin darauf geachtet, dass keiner mir ertrinkt. Erst mit dem Putz, der von den Wänden bröckelt, hat alles sich verändert: ein ganzes Gebäude, zum Abriss gerade gut genug.
Ich bin niemals gern geschwommen, habe das Schwimmen als Kind gehasst, aber noch mehr die Spiele, Ballspiele, die blauen Flecken und das Geschrei. Zum Schwimmen zieht man sich aus, und mein Vater konnte mich nicht mehr schlagen, wie er wollte.
Den Befehlen meines Vaters war nicht zu entkommen, er wartete auf mich, sogar als ich ihm schon über den Kopf gewachsen war, wartete und hielt den Stock, er kannte die Befehle, wartete schon im Flur auf mich, bevor ich wusste, was ich getan hatte, dieselbe Wohnung, hinter der Schlafzimmertür meine Mutter, hinter der Wohnzimmertür mein Vater aufgehängt, im Flur wartete meine Mutter, bis ich ihn abgeschnitten hatte, und ich glaubte, alles hätte sich geändert, ich würde endlich tun, was ich wollte, zum Schwimmen ging ich nicht mehr hin, bewarb ich
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