Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)
Hebel. Die Steintür schloss sich hinter ihnen und tauchte sie in vollkommene Finsternis.
Marisa keuchte auf und ergriff seine Hand fester. »Wir sitzen in der Falle.«
»Beweg dich nicht.«
Mit der freien Hand fasste Rion nach dem Rucksack, den er in der letzten Woche hier versteckt hatte. Er legte sich den einen Riemen über die Schulter, holte eine kleine Taschenlampe hervor und beleuchtete Marisa. Ihre Augen waren noch immer geweitet. Als Rion rasch einige Koordinaten in eine Metallplatte eintippte, die in den Stein eingelassen war, machte Marisa eine ruckartige Bewegung nach hinten und sagte mit einer Stimme, die vor Misstrauen ganz scharf klang: »Du hast gerade den Transporter aktiviert, nicht wahr?« Ihre Stimme überschlug sich beinahe vor Zorn. Ihr ganzer Körper zitterte vor Anspannung. Hätte ihre Wut töten können, dann wäre er jetzt bei den Ahnen. Und er hatte die ganze Macht ihres Zorns auch wirklich verdient.
Über ihnen stieß Merlin einen leisen Ruf aus. Caels Eule war ihnen tatsächlich nach Stonehenge gefolgt.
Rions Eingeweide krampften sich zusammen, doch sein Entschluss stand fest. »Alles wird gut.«
»Du weißt doch nicht einmal, ob dieser Transporter noch immer funktioniert.« Sie griff nach dem Hebel.
Er trat vor sie und schlang die Arme um sie. »Er funktioniert.«
Marisa kämpfte wie eine Wilde und versuchte sich von ihm zu befreien. Aber er hielt sie fest, drückte sie gegen seine Brust und presste ihre Arme an ihren Leib. »Ganz ruhig. Tu dir nicht weh.«
»Lass mich los.« Ihr ganzer Körper bebte, sie drehte sich und versuchte sich ihm zu entwinden.
Schuldgefühle nagten an ihm. »Es tut mir leid. Ich brauche aber deine Hilfe. Ich kann dich nicht einfach gehen lassen.«
»Du willst es auch nicht.« Sie strahlte Wut, Panik und den gefühlten Schmerz aus, den sein Verrat in ihr erweckte. Falls einige Drachen in der Nähe sein sollten, würde sie sehr bald eine Mordlust überkommen. Zweifellos hatte Marisa auch schon eine verzweifelte telepathische Botschaft an Lucan geschickt. Aber ihr Zwillingsbruder würde die Botschaft zu spät erhalten.
Innerhalb weniger Sekunden erhitzten sich die uralten Steine. Druck baute sich auf. In seinen Ohren knackte es. Schweiß trat ihm auf die Stirn. Marisa schüttelte sich so sehr, dass ihre Zähne klapperten.
»Du verdammter Kerl!« Sie versuchte ihn zu beißen, doch er wich ein wenig zurück. »Du hast kein Recht, mich zu entführen.«
»Wenn die Lage nicht so kritisch geworden wäre, hätte ich auch niemals …«
Sie warf ihm einen bösen Blick zu. »Was ist, wenn ich nicht mehr zurückkehren kann?«
»Ich habe diesen Transporter so programmiert, dass er deine Fingerabdrücke akzeptiert, wenn es Zeit ist, dich zurückzuschicken.«
Die Steine rumpelten laut. Der alte Mechanismus lud sich mit Energie auf und wurde immer heißer.
»Wohin bringst du mich?«, wollte sie voller Wut wissen.
»Die Unari haben das Portal auf Ehro geschlossen. Daher müssen wir erst nach Tor … reisen.«
Sie versteifte sich, Entsetzen lag in ihrer Stimme. »Aber das ist ein feindlicher Planet.«
7
Dies ist früher schon einmal geschehen –
der Gang tiefer und tiefer hinein in den Nebel,
bis der Weg zurück nicht mehr sichtbar ist. Die Herrin vom See
Marisa konnte einfach nicht glauben, dass Rion sie tatsächlich entführte.
Im einen Augenblick hatte sie noch in der engen Kammer von Stonehenge gestanden, und im nächsten befand sie sich bereits in einem blendenden Licht. Die Luft schien zu dünn zum Atmen zu sein. Zwar war sie frisch und klar, aber Marisa bekam nicht genug Sauerstoff in die Lunge. Befanden sie sich denn bereits auf Tor? Und gab es irgendwo einen Hebel, der sie wieder nach Hause brachte?
Die Metallplattform, auf der sie nun standen, erinnerte sie ein wenig an Stonehenge, doch die Proportionen stimmten nicht und die Materialien waren auch andere. Statt eines gewaltigen Steinkreises waren Rion und sie von glimmend grünem Granit umgeben.
Sie sah kein Kontrollbrett. Auch keinen Hebel.
Sie waren auf einer Plattform in einer Metallkuppel gelandet, in der Leute in ungewöhnlicher Kleidung geschäftig umherliefen. Viele hatten dicke Schminke aufgelegt, die ihre Gesichter zur Hälfte bedeckte. Die Haut der Männer und Frauen schimmerte rosafarben, silbern, golden oder auch blau. Die Haare waren mit blitzenden Kristallen bestickt, die ebenfalls ihre Farbe veränderten.
Sie war in einem bizarren Traum gelandet – doch fühlte sie sich
Weitere Kostenlose Bücher