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Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)

Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)

Titel: Der Bann des Zeitreisenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Kearney
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gebunden war, und den Wurfsternen am Gürtel sah er recht gefährlich aus.
    »Kommen Sie mit.« Seine raue und mechanische Stimme verursachte ihr eine Gänsehaut. War sie ihrem Entführer entkommen, nur um in eine noch schlimmere Lage geraten zu sein?
    »Was wollen Sie von mir?« Sie versuchte vor ihm zurückzuweichen, doch er hielt sie fest an der Schulter gepackt.
    Die Menge um sie herum teilte sich und schwärmte vorbei; niemand schenkte ihr Aufmerksamkeit.
    »Sie haben viele Gesetze gebrochen.«
    »Ach ja?« Nervös blickte sie von dem Ordnungshüter weg und wandte sich der Menge zu. Selbst wenn es ihr gelang, sich aus seinem Griff zu befreien, würde er sie vermutlich niederschießen, noch bevor sie sich vor ihm verstecken konnte.
    Er zählte die Verstöße auf: »Landen ohne Erlaubnis und Flugschein. Umgehung des Zolls und der Entgiftung. Landfriedensbruch. Widerstand gegen Vollstrecker.«
    »Ich kann das erklären.« Sie wünschte, die Angst unterdrücken zu können, die sie gerade durchfuhr. Würde er ihr glauben, wenn sie sagte, dass sie nicht von dieser Welt war? Dass sie gar nicht hierhergehörte? Obwohl sie keine Ahnung von Tors Gesetzen und den Folgen einer Übertretung hatte, vermutete sie doch, dass sie einer Verhaftung nicht mehr entgehen konnte.
    Ihr blieb also nur die Flucht.
    Als hätte der Vollstrecker ihre steigende Panik bemerkt, verstärkte er den Druck auf ihre Schulter. »Gehen wir.«
    »Wohin?«
    Darauf gab er keine Antwort, sondern marschierte einfach den Bürgersteig mit ihr entlang. Überall um sie herum ging das Leben weiter. Niemand starrte sie an. Niemand schenkte ihr einen mitfühlenden Blick.
    Fremde Gerüche trafen sie; es war eine Mischung aus Gewürzaromen, Zitrusfrüchten, Reinigungs- und Desinfektionsmitteln, Farbe und Industrieabgasen, die ihr die Luft nahm. Fleisch und Gemüse, entweder am Spieß oder in Öl gebraten, fügte einen fettig-süßen Duft hinzu, der ihr fast den Magen umdrehte.
    O … mein … Gott. In ihrem ganzen Leben hatte sie sich noch nie so vollkommen allein gefühlt. Sie hatte hier weder Familie noch Freunde. Sie wusste nicht einmal, wohin sie der Vollstrecker brachte.
    »Wie lange dauert es noch, bis ich vor der zuständigen Instanz erklären kann, was passiert ist?«
    »Es gibt nichts zu erklären. Sie haben das Gesetz gebrochen. Sie sind schuldig. Gemäß Artikel 154 des Zerbrochenen Steins lautet das Urteil auf Tod.«
    »Tod?« Zerrte dieser Vollstrecker sie etwa zu ihrer eigenen Hinrichtung? In ihrem Kopf drehte sich alles. »Sie verstehen nicht. Ich bin hierher … entführt worden.«
    »Sie haben das Gesetz gebrochen. Also werden Sie bestraft.«
    »Aber mir blieb keine andere Wahl. Ich bin gegen meinen Willen nach Tor gebracht worden. Sicherlich gibt es doch Ausnahmeregeln?«
    »Keine Ausnahmen.« Die Finger des Vollstreckers hielten ihre Schultern in eisernem Griff.
    Marisa zitterte vor Angst. Sie war schon oft in gefährlichen Gegenden gewesen. Sie hatte von einem Krieg im Mittleren Osten berichtet und war dabei auch einmal hinter die feindlichen Linien geraten. Doch dies hier war viel schlimmer. Ihre Regierung würde sich nicht für ihre Freilassung einsetzen. Niemand außer Lucan wusste ja überhaupt, dass sie fort war. Und obwohl sie ihm noch eine letzte telepathische Botschaft hatte schicken können, war es ihr nicht möglich gewesen, ihm mitzuteilen, wohin Rion sie brachte.
    Sie würde sterben. Allein. In einer fremden Welt. Und niemand würde jemals erfahren, was mit ihr geschehen war.
    Wo zur Hölle war Marisa? Rion suchte die Menge nach ihr ab, doch sie blieb verschwunden. Eine Bewegung erregte seine Aufmerksamkeit. Da. Sie versuchte, mit der Menge zu verschmelzen, doch ihre Erdenkleidung verriet sie. Schon hatte ein Vollstrecker sie gefunden. Rion sprang von der Plattform herunter und folgte ihnen. Er hatte zwar versprochen, sie zu beschützen, ihm war aber nicht klar gewesen, dass er sie auch vor ihr selbst beschützen musste. Er hatte ja erwartet, dass sie wütend auf ihn war, weil er sie hinters Licht geführt hatte. Er hatte auch vorhergesehen, dass sie diese neuen Umstände nicht einfach hinnehmen würde. Aber er hatte doch niemals erwartet, dass sie gleich fliehen könnte. Nicht vor ihm.
    Doch in seiner Vision hatte er gesehen, wie sie erschossen wurde. Er hatte allerdings angenommen, dass sie nicht bei einer Hinrichtung, sondern in einem Kugelhagel stürbe.
    Aber wenn der Vollstrecker sie nun erschoss … gütige Göttin! Das durfte

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