Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)
erwachsenen Drachen angestachelt hatten. Jetzt befürchtete sie, seine Theorie könnte sich als zutreffend erweisen.
»Rion«, flüsterte sie. »Ich hätte nicht so leichtsinnig sein dürfen. Ich habe nicht daran gedacht, dass sich meine Telepathie auf die Drachenbabys auswirken könnte.«
»Woher solltest du das wissen? Bestimmt hast du keine bleibenden Schäden verursacht.«
Lex öffnete eine große Holztür, und wegen des hellen Lichts dahinter musste sie mehrfach blinzeln. Da sie sich nun in den Kellergewölben befanden, brauchten die Rebellen nicht zu befürchten, die Unari könnten das Licht entdecken. Dieser gewaltige unterirdische Raum musste sich unter ganz Winnhaven erstrecken. Obwohl Krippen und Spielsachen die Wände säumten, war der größte Teil des Raumes frei von jeglichen Möbeln und so groß, dass die jungen Drachen darin leicht umherfliegen konnten.
Die purpurfarbenen Drachenbabys rannten im Kreis über den Boden, als wären sie vergiftet worden. Andere machten ihre ersten unbeholfenen Schritte und schlugen mit den Flügeln, während noch kleinere umhertrippelten und umfielen, hüpften und schlitterten, zu fliegen versuchten und bald wieder abstürzten.
Die ältesten Drachen konnten bereits fliegen. Die meisten kämpften darum, auf gleicher Höhe zu bleiben, einige prallten gegen die Wände. Andere konnten es nur mit knapper Not vermeiden, mit ihren Artgenossen zusammenzustoßen. Die ältesten Kinder flogen dicht unter der Decke in unkoordinierten Kreisen.
Sie alle schnaubten, brüllten und flatterten aber so laut, dass Marisa kaum denken konnte. Zwei Kinder flogen aufeinander zu und fielen zu Boden. Sie schienen jedoch unverletzt zu sein, aber das war alles Marisas Schuld. In menschlicher Gestalt konnte sie nicht so viele auf einmal beruhigen. Unbedingt musste sie sich verwandeln.
Marisa brauchte nur daran zu denken, und schon wurde sie zur Drachin.
»Marisa … nein!«, brüllte Rion, der versuchen wollte sie aufzuhalten. Seine Warnung kam jedoch zu spät. Ihr Blick wurde schärfer und ihre Masse wuchs, bis sie zur halben Höhe des Kellers reichte. Da sich überall Babys befanden, wagte sie keinen Schritt zu tun.
Gott sei Dank empfand sie keinerlei Schmerz. Aber sie wollte ihr Glück nicht herausfordern. Marisa sandte einen fröhlichen Gruß aus. Hallo .
Sie erhielt eine Kakofonie von aufgeregten Antworten. Die Gedanken der fröhlichen Kinder schwirrten auf sie zu.
He.
Spaß.
Spielen.
Fliegen.
Auf. Auf. Auf.
Sie hatte sich auf Wut gefasst gemacht. Aber diese Kinder waren … lediglich glücklich.
Die Jungen sandten ihr aufgeregte und freundliche Gedanken zu. Dabei waren sie ausgelassen und vergnügt und lachten freudig. Marisa sog all dieses Glück in sich auf, verstärkte es und schickte es dann wieder zu ihnen zurück. Dies geschah aber wie von selbst, ganz ohne dass sie hätte darüber nachdenken müssen.
Die kleinen Drachen flogen, tauchten untereinander weg, spielten Fangen, rannten umher und flatterten mit den Flügeln. Einige steckten die Mäuler in Platinnahrung und schluckten sie hungrig hinunter.
»Ist das vorher noch nie passiert?«, fragte Rion.
»Gütige Göttin!« Lex grinste. »Sie fliegen so sorglos und neugierig herum, wie es die Göttin für sie bestimmt hat.«
Darian sah dem Treiben verwundert zu. »Das ist für viele das erste Mal, dass sie sich ohne Schmerzen verwandelt haben.«
Zwei Drachen wären mitten im Flug beinahe zusammengestoßen. Rion runzelte die Stirn. »Es ist so voll hier, dass sie sich selbst in Gefahr bringen.«
Marisa stimmte ihm zu. Die Babys mochten vor Freude zwar außer sich sein, aber sie konnten sich doch auch dabei verletzen. Wenn sie gegeneinander oder gegen eine Wand flogen, bestand sogar die Gefahr, dass sie sich die Knochen brachen.
Also ging Marisa an die Arbeit, dämpfte die glückliche Aufregung und sandte beruhigende Gedanken durch den ganzen Raum. Gute Kinder. Schönes Fliegen. Aber ihr alle müsst doch essen. Müsst euch auch ausruhen. Kommt, ihr kleinen Drachen, landet und esst etwas. Gebt euren Flügeln Ruhe.
Zuerst weigerten sie sich, Marisa überhaupt zuzuhören, doch als sie allmählich müde wurden, landeten sie, stolzierten umher, und schließlich krochen sie auf die Nahrung zu, die Lex und seine Männer ihnen vorhielten.
Nachdem die Drachen gegessen hatten, verwandelten sie sich wieder in Menschen und wurden zu Bett gebracht. Sogar Rion nahm sich eines der Kleinen.
Allmählich wurde es in diesem gewaltigen
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