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Der Bann (German Edition)

Der Bann (German Edition)

Titel: Der Bann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen L. Jones
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gedrückt hatte. Ein weiteres Wort, das sich wiederholte, war ein Name.
    Jakab.
    Das war der Name, den ihre Mutter ihm am Telefon gegeben hatte. Jakab. Eingekreist, durchgestrichen, unterstrichen, übermalt.
    «Was glauben Sie eigentlich, was Sie da tun?»
    Charles wirbelte erschrocken herum. Nicole stand in der Küchentür und starrte ihn wütend an. Sie machte ein paar entschlossene Schritte auf ihn zu und riss ihm das Buch aus den Fingern.
    Bestürzt hob er die Hände. Das, so wusste er, war der schlimmstmögliche Bruch des wenigen Vertrauens, das sie ihm bisher entgegengebracht hatte. «Nicole, es … es tut mir leid. Ich bin ein verdammter Idiot. Ich kam nach unten, und die Bücher lagen einfach dort, offen … ich konnte nicht anders. Ich dachte, vielleicht finde ich etwas darin, das …»
    «Verdammt richtig, Sie
sind
ein Idiot! Sie dachten, Sie finden vielleicht etwas darin, das …
was
? Ihnen verrät, was Sie über uns wissen wollen? Nach allem, was ich Ihnen gestern Nacht gesagt habe? Glauben Sie mir nicht, oder haben Sie mich nicht verstanden?»
    «Aber Sie haben kaum etwas gesagt, außer dass Sie mir nichts sagen wollen», protestierte er.
    «Und das gibt Ihnen das Recht, in meinen Sachen herumzuschnüffeln, oder wie?»
    «Schnüffeln ist wohl kaum das richtige Wort. Die Bücher lagen offen auf dem Tresen.»
    «Sie haben sich wohl selbst spontan ausgewickelt, oder wie?»
    «Sie lagen so da, als ich hereinkam!»
    «Lügner! Ich kann nicht glauben, dass ich so dumm war zu glauben, ich könnte Ihnen vertrauen!»
    «Nicole!»
Alice Dubois war unbemerkt an der Hintertür erschienen. Ihr Gesicht war blass, als sie die Küche betrat. «Warum schreist du so? Was ist passiert?»
    «
Er!
Er hat herumgeschnüffelt! Er hat die Tagebücher ausgepackt! Ich habe ihn dabei erwischt, wie er heimlich in ihnen gelesen hat!»
    Ihre Mutter runzelte die Stirn. «Er hat sie nicht ausgepackt, Nicole. Das war ich. Ich habe sie heute Morgen mit nach unten genommen. Ich bin in den Garten gegangen, um mir den Sonnenaufgang anzusehen, und habe sie hier in der Küche liegen lassen.»
    «Du hast sie unbewacht liegen lassen, wo jeder sie lesen kann?», fragte Nicole mit ungläubig erhobenen Augenbrauen.
    «Ich dachte, ihr würdet noch fest schlafen», schnappte Alice zurück. «Jetzt beruhige dich bitte. Und was Sie angeht, junger Mann!» Sie zeigte mit dem Finger auf Charles. «Glauben Sie, Sie könnten sich an unseren Sachen bedienen, nur weil sie unter Ihrem Dach sind?»
    «Bedienen?», protestierte Charles. «Ich glaube kaum –»
    «Sie haben unser Vertrauen missbraucht!», unterbrach ihn Nicole.
    Charles war am Ende seiner Geduld. Er spürte, wie seine geschwollene Nase pochte. Es war dumm gewesen, in ihrem Tagebuch zu lesen, doch er verwahrte sich ganz entschieden vor derartigen Anschuldigungen. «Seit wir uns zum ersten Mal begegnet sind, habe ich nichts weiter getan, als Ihnen zu helfen!»
    «Danke sehr, Charles, wir wissen das wirklich sehr zu schätzen!», giftete sie. «Gestern wären wir beinahe gestorben durch Ihre Hilfe. Und heute sitzen wir ohne Pässe hier fest. Wären Sie nicht gewesen, wären wir inzwischen längst wieder in Paris.» Sie schob sich unwirsch an ihm vorbei zum Tresen und sammelte die Bücher auf. «Ich habe genug von Ihrer Hilfe. Ich ertrage nicht mehr davon!»
    Er verschränkte die Arme vor der Brust. «Schön. Dann verschwinden Sie.»
    Sie hielt inne, neigte den Kopf zur Seite und sah ihn an.
    «Haben Sie Freunde hier?», fragte er. «Kontakte, an die Sie sich wenden können? Geld? Nein? Sehen Sie den Tatsachen ins Auge, Nicole – Sie brauchen meine Hilfe, ob Sie wollen oder nicht. Sie beide.»
    «Wir sind bisher auch ohne Ihre Hilfe zurechtgekommen.»
    «Sicher. Aber das war bisher, und jetzt sind Sie hier. Soll ich Ihnen etwas verraten? Trotz der Tatsache, dass Sie eine unberechenbare Irre sind mit einer gleichermaßen unberechenbaren Mutter, steht mein Angebot immer noch.»
    Nicole starrte ihn an. Sie zitterte vor Empörung und Zorn. Er konnte sehen, dass seine Worte sie nachdenklich gemacht hatten, auch wenn sie außer sich war deswegen. Charles öffnete den Mund, um fortzufahren, doch eine innere Stimme ermahnte ihn, dass er genug geredet und sein Glück genügend herausgefordert hatte. Er schwieg.
    Er spürte, dass die Situation auf der Kippe stand.
    «Er hat recht, Nicole.»
    Charles drehte sich überrascht zu Alice Dubois um. Von Nicoles Mutter hatte er am allerwenigsten Unterstützung

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