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Der Bann (German Edition)

Der Bann (German Edition)

Titel: Der Bann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen L. Jones
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Sache mit Ausnahme der Dinge, die ich von Beckett erfahren habe. Aber ich denke, ich habe mich in Sie verliebt.» Er schüttelte den Kopf. «Verdammt, jetzt habe ich es gesagt. Wie dem auch sei, ich kann diesen Vertrauensvorschuss nicht mehr gewähren, wenn Sie nicht endlich mit mir reden.»
    Nicole schwieg für einen Moment, während sie über seine Worte nachdachte. «Was denken Sie über das, was Sie gehört haben?»
    «Über
életek

    «Ja.»
    «Ich weiß nicht, was ich darüber denken soll. Es ist eine interessante Sage. Was sonst kann ich schon darüber sagen?»
    «Könnten Sie eine Beziehung mit jemandem führen, von dem Sie glauben, dass er unter Wahnvorstellungen leidet?»
    «Nein.»
    «Sehen Sie unser Dilemma?»
    Er beschloss, einen letzten Trumpf auszuspielen. «Sein Name ist Jakab, richtig?»
    Diesmal war ihre Reaktion heftiger. Sie zuckte auf ihrem Stuhl nach hinten, drückte sich von ihm weg, während ihre Blicke das Restaurant absuchten – der gleiche fluchtbereite, lauernde Gesichtsausdruck, den er an dem Tag des Autounfalls bei ihr beobachtet hatte. Ein Vogel, der zusammen mit einem Räuber in einem Käfig gefangen saß. Ihn fröstelte.
    Nicole atmete schnell. Ihre Hände packten die Tischkante, bis die Knöchel weiß hervortraten. Er beobachtete, wie sie langsam die Fassung zurückgewann. Sie saßen schweigend für ein paar Minuten, und er wartete, während sie den Blick von ihm abwandte, den Tisch betrachtete und ihm dann wieder in die Augen sah.
    «Charles, wir müssen weg von hier», sagte sie. «Irgendwo anders hin, wo es dunkler ist. Wo es stärkere Sachen zu trinken gibt.»
     
    Zwei Straßen weiter fanden sie eine passende Kneipe. Schwach beleuchtet, laut, anonym. Vertäfelte Nischen säumten die Wand gegenüber der Theke. Nicole schob sich in eine, während er zwei große Cognacs bestellte und zum Tisch brachte, auf dem in einer Schale eine flackernde Kerze brannte. Sie blies die Kerze aus, während er sich setzte – ein deutlicher Hinweis darauf, wie sehr er in der letzten halben Stunde ihre Selbstsicherheit zerrüttet hatte.
    Charles beobachtete sie, wie sie einen ersten Schluck von ihrem Cognac nahm. Sie saß vornübergebeugt auf ihrer Bank, die Finger um das Glas geschlungen. Er brannte vor Ungeduld und Neugier, während er an seinem Cognac nippte, sorgsam darauf bedacht, sie nicht unter Druck zu setzen. Er war immer noch verblüfft über sich selbst, weil er ihr gesagt hatte, dass er in sie verliebt war, und bestürzt sowohl über sein mehr als ungeschicktes Timing sowie das Ausbleiben jeglicher Reaktion von ihrer Seite.
    «Jakab.» Sie erschauerte. «Gott, wie ich diesen Namen hasse. Als ich ein kleines Mädchen war, erzählte mir meine Mutter die Geschichte unserer Familie und verriet mir, warum wir immer auf der Hut sein müssen und nicht auffallen dürfen. Meine Großmutter Anna war Ungarin, doch sie floh zusammen mit ihrem Mann vor dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland. Sein Name war Albert. Irgendwas war in Ungarn passiert und hatte sie zur Flucht veranlasst. Alles ging sehr schnell, bei Nacht und Nebel. Sie verabschiedeten sich von ihren Familien, und das war es. Sie sahen sie nie wieder.
    Sie richteten sich einigermaßen in Deutschland ein. Kurz nach ihrer Ankunft gebar meine Großmutter meine Mutter Hilde. Dann brach der Krieg aus, und Albert wurde von den Nazis eingezogen. Er schlug sich durch, bevor er bei Stalingrad von einem Scharfschützen getötet wurde.»
    «Hilde? Ich dachte –»
    «Ihr richtiger Name. Als der Krieg endete und die Alliierten Deutschland besetzten, wurde Anna nervös und wollte erneut weg. Ich weiß nicht, ob sie eine Begegnung mit Jakab hatte oder einfach nur Angst hatte, die Grenzen könnten geöffnet werden. Wie dem auch sei, sie beschloss, weiter nach Westen zu gehen, diesmal nach Frankreich. Sie nahm Hilde mit.»
    «Keine gute Zeit, um nach Frankreich zu gehen, wenn ihr Mann ein toter Nazi war», warf Charles ein.
    «Er war kein Nazi. Sie hatten ihn nur eingezogen. Aber ja, Sie haben recht. Sie waren Ausgestoßene. Zogen viel umher. Meine Mutter änderte ihren Namen in Alice, und dann lernte sie meinen Vater kennen, Eric Dubois. Zu dieser Zeit war Anna bereits gestorben. Ich habe sie nie kennengelernt.
    Meine Mutter warnte mich stets, auf der Hut zu sein vor allem Fremden und Ungewöhnlichen. Das Verhalten von Leuten in unserem Umfeld zu beobachten, auf Veränderungen zu achten. Sie erzählte mir, dass es in Ungarn einen Mann gegeben

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