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Der Bann (German Edition)

Der Bann (German Edition)

Titel: Der Bann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen L. Jones
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richtig, Jani.»
    «Sie haben meinen Vater gebeten, den
kirekesztett
seiner Strafe zuzuführen. Er hat sich Ihren Wünschen verweigert. Lu–, der
kirekesztett
… Er konnte fliehen.»
    «Das wissen wir. Dein Vater hat uns berichtet, was geschehen ist.»
    «Und jetzt soll mein Vater gerichtet werden.» Eine Träne erschien auf Janis Wange. Sie schien den jungen Mann wütend zu machen. Er presste die Kiefer aufeinander.
    «Dein Vater ist ein guter Mann, Jani. Vergiss das nicht. Er hat einen schweren Fehler begangen, einen Fehler, der nicht so leicht zu entschuldigen ist. Die Angelegenheit ist ernst. Es steht sehr viel auf dem Spiel. Ich möchte mit dir darüber sprechen.»
    Jani hob eine Hand und wischte die Träne ab. Sein Gesichtsausdruck war gefasst und entschlossen. Er nickte forsch.
    «Als ich zum ersten Mal mit deinem Vater sprach, lagen uns nur vorläufige Berichte über die Geschehnisse in Buda vor», fuhr der
Főnök
fort. «Seitdem haben wir weitere Informationen erhalten. Der beschuldigte Junge wurde verhört. Die Details seiner Aussage haben seine Geschichte noch glaubhafter gemacht. Das Mädchen hat sie ebenfalls bekräftigt. Es tut mir leid, Jani, dass ich dir dies sagen muss, aber der
ördög
, der Krisztina Dorfmeister vergewaltigt hat, war dein Bruder.»
    Der junge Mann neigte den Kopf. «Ich weiß, Gebieter. Ich wusste es in dem Moment, als ich es erfuhr, genau wie mein Vater.»
    «Dann weißt du auch, was getan werden muss.»
    «Sein Blut muss aus der Linie getilgt werden.»
    Der
Főnök
starrte Jani nachdenklich an. «Und folglich muss jemand ausgeschickt werden, diese Aufgabe zu erledigen.»
    Jani runzelte die Stirn. «Sie wollen doch nicht etwa andeuten, dass ich –»
    Pakov zur Rechten des
Főnök
beugte sich vor und hämmerte mit der Faust auf den Tisch. «Du erdreistest dich, den
Örökös Főnök
in Frage zu stellen?», rief er.
    «Aber nein! Natürlich nicht! Ich wollte nicht –»
    «Genug!» Der
Főnök
hob die Hand. «Ich dulde kein Gezänk! Jani, du wirst mich anhören, und du wirst gehorchen. Falls nicht, bleibt uns keine andere Wahl, als die gesamte Familie Balázs zu verurteilen.
    Die vorliegenden Beweise sind ausreichend, um
in absentia
zu entscheiden. Der früher unter dem Namen Lukács Balázs bekannte
kirekesztett
ist von diesem Moment an ausgestoßen. Sein Blut wird ausgelöscht werden. Dein Vater hat bei dieser Aufgabe versagt. Als ältester Sohn geht die Aufgabe auf dich über. Du wirst den
kirekesztett
jagen und stellen und unser Urteil vollstrecken. Tu wie geheißen, und die Ehre deiner Familie ist wiederhergestellt. Bis dahin, Jani, bleibt uns keine Wahl. Die Beurteilung deines
végzet
ist aufgeschoben. Du wirst dein Werben um das Zsinka-Mädchen einstellen, du wirst sie nicht sehen, nicht mit ihr sprechen und auf keine andere Weise mit ihr oder ihrer Familie kommunizieren. Dein Bruder Iszák ist zu jung, um dir zu helfen. Nichtsdestotrotz ist auch sein Recht zur Teilnahme am
végzet
bis zur Vollstreckung des Urteils aufgehoben.»
    Der
Főnök
beugte sich in seinem Sessel vor. Jani war blass geworden, und seine Augen flackerten ungläubig, während er einen nach dem anderen ansah. «Balázs Jani, hast du verstanden, welche Pflicht dein
Főnök
dir auferlegt hat?»
    Jani schloss die Augen. Öffnete sie wieder. Die grünen Flecken hatten das Silber verdrängt. Jani richtete sich auf. «Ich habe verstanden, Gebieter. Und ich werde gehorchen. Ich werde das Urteil an dem
kirekesztett
vollstrecken. Und dann werde ich wieder vor Sie treten, und Sie werden meiner Familie die Ehre zurückgeben, die dieser
ördög
ihr gestohlen hat.»
    «Ich bete darum, dass es so kommt, Jani. Wisse, dass wir dies nicht aus Boshaftigkeit tun und auch nicht aus Freude am Bestrafen, sondern weil es unsere Pflicht ist.» Er wandte sich zu den beiden Männern rechts und links. «Meine Herren, das Urteil ist gesprochen. Der
hosszú élet
mit dem Namen Balázs Lukács existiert nicht mehr. Von diesem Tag an bis zur Vollstreckung unseres Urteils wird der in Ungnade gefallene
kirekesztett
den Namen Jakab tragen.»

Kapitel 11
    Snowdonia
    Heute
    N ach ihrer Begegnung mit Gabriel unten am See eilte Hannah mit ihrer Tochter zum Farmhaus. Sie schickte ihre Tochter, Moses zu füttern, und ging selbst, um nach Nate zu sehen, bevor sie wieder nach draußen zurückkehrte. Noch immer wirbelten dunkelgraue Wolken von den Bergen herunter in Richtung Tal. Die Luft war schwer vom elektrischen Geschmack nach

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