Der Baron und die widerspenstige Schöne
Finger unter ihr Kinn, hob ihren Kopf und küsste sie sehr sanft. Sie seufzte leicht auf, wich jedoch nicht zurück, sondern lehnte sich an ihn. Eine klitzekleine Berührung nur, doch sie genügte. Mit einem Ausruf, der einem Stöhnen glich, beugte er sich erneut über sie und schenkte ihr einen leidenschaftlichen Kuss. Sie erwiderte ihn, öffnete ihre Lippen und schmiegte sich noch enger an ihn. Fest hielt er sie umfangen, während er ihre Lippen zärtlich liebkoste, worauf sie die Arme um seinen Nacken legte.
Zusammen sanken sie auf die Knie und lagen schließlich auf dem Boden. Immer noch umschlang sie seinen Nacken. Like bedeckte ihren Mund mit sinnlichen Küssen und spürte, wie sie erbebte. Eine Welle der Begierde überflutete ihn. Er zog ihr Hemd aus den Kniehosen und fuhr mit der Hand darunter, liebkoste die zarten Kurven ihrer Taille, bevor er seine Finger über ihren Bauch gleiten ließ. Keuchend atmete sie ein. Als er ihr Gesicht erneut mit Küssen bedeckte, nahm er ihren süßen Duft nach Sommerblumen und frisch gemähtem Gras wahr, und die Glut der Leidenschaft schien ihn schier zu verschlingen. Er hatte viele Frauen gekannt, doch nie zuvor hatte er sich so stark zu einer Frau hingezogen gefühlt wie zu ihr. Sie stöhnte leicht auf, und er hielt inne. Die Zuneigung, die er für sie spürte, überwältigte ihn. Sie war so unschuldig und unerfahren. Er durfte sie nicht verletzen, wollte sie nicht verängstigen. Ihm waren die berauschenden Höhen der Liebe wohlbekannt, doch für sie war all das neu, fremd und verwirrend. Plötzlich wurde er sich auch ihrer Umgebung bewusst. Sie lagen auf dem kalten, harten Boden. Himmel, sie befanden sich nicht einmal in seinem eigenen Haus!
Er hob den Kopf und blickte sie an. Carlotta erwiderte seinen Blick vertrauensvoll, und mit plötzlicher, erschreckender Gewissheit wusste er, dass er seinen Gefühlen nicht nachgeben durfte. Auf diese Weise würde er Carlotta seine Liebe nicht beweisen.
„Wir sind weit genug gegangen“, sagte er leise, fast zu sich selbst. Er stand auf und streckte ihr die Hand hin. Verwundert schaute sie ihn an. In ihren Augen las er Sorge.
„Was ist?“, wisperte sie. „Habe ich etwas falsch gemacht?“
Angestrengt lächelnd half er ihr, aufzustehen.
„Nicht du, Liebes“, sagte er und gab ihr einen flüchtigen Kuss. „Du bist alles, was ich mir gewünscht habe, aber das, was wir tun, ist nicht richtig, nicht hier, nicht auf dem harten Fußboden in einem leeren Haus. Du verdienst mehr als das.“ Er schaute zum Fenster. „Es hat aufgehört zu regnen, wie es scheint. Ich bringe dich nach Hause.“
Carlotta blieb reglos stehen.
„Ich dachte, du wolltest mir zeigen, wie man Walzer tanzt.“
Sie klang so verloren, dass er nur mit Mühe der Versuchung widerstand, sie in seine Arme zu ziehen. Stattdessen zog er ihr den Umhang wieder über die Schultern.
„Ich bin kein Heiliger, Carlotta.“ Er nahm den Kerzenleuchter.
„Du bist nicht wütend auf mich?“
Sachte küsste er ihre Handfläche. „Nein, Liebes. Ich bin nicht wütend auf dich.“
Nein, damals war ich Carlotta nicht böse, heute indes bin ich es, dachte Luke, während er sie zur überfüllten Tanzfläche führte. Nun weiß ich, wie sehr ich mich in ihr getäuscht habe. Selbst damals in Malberry Court hat sie bereits versucht, sich einen reichen Gatten zu angeln.
Mit der Miene eines Menschen, den man zum Schafott führt, ließ sich Carlotta von Luke zur Tanzfläche geleiten. Unter ihrer Hand spürte sie die Anspannung in seinen Arm, und tatsächlich schien es ihr, als sei sein ganzer Körper vor Verachtung erstarrt. Sie sammelte all ihren Mut, um diese Tortur zu überstehen. Die Wut machte es ihr leichter. Welches Recht hatte er, sie zu verachten? Als sie ihren Platz einnahmen, reckte sie das Kinn und blickte unverwandt über seine Schulter hinweg. Die Musik setzte ein, und sich an den Händen fassend gingen sie aufeinander zu, bis sie sich beinahe berührten. Sie konzentrierte sich ganz auf die Schritte und versuchte, ihren Partner zu ignorieren. Wenigstens brauchten sie nicht miteinander zu reden. Doch schon bald stellte sie fest, dass Luke andere Vorstellungen hatte.
„Warum haben Sie Ihren Namen geändert?“, fragte er unvermittelt.
„Meiner Tante und meinem Onkel zuliebe. Sie haben sich sehr um mich bemüht.“
„Vielleicht schämen Sie sich ja auch Ihrer Herkunft.“
„Das tue ich nicht! Es ist keineswegs ungewöhnlich, den Namen seiner Wohltäter
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