Der Baron und die widerspenstige Schöne
widerfährt.“
„Nun, das sollte es aber. Ich bin nie in meinem Leben glücklicher gewesen, und ich möchte, dass auch du glücklich bist. Also sag schon, was ist los?“
Nicht um alles in der Welt hätte Luke seinem jüngeren Bruder von Carlotta erzählt. Er konnte vor ihm nicht zugeben, dass eine Frau seine Gedanken Tag und Nacht beherrschte. „Ich habe mir die Geschäftsbücher von Darvell Manor angesehen.“
„Und sie sehen nicht rosig aus, nicht wahr?“
„Nein.“
„Mein Angebot, dir ein Darlehen zu geben, steht nach wie vor.“
„Nun, so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Noch nicht. Ich wünschte jedoch, Vater hätte sich mir zu seinen Lebzeiten anvertraut, ich hätte ihm sicher helfen können.“
„Er war viel zu stolz, um zuzugeben, dass er dein Erbe verbraucht hatte. Er hat immer gehofft, das Geld an den Spieltischen zurückgewinnen zu können.“
„Stattdessen hat er nur noch mehr verloren.“ Luke seufzte. „Als Vater starb, hätte ich aus der Armee austreten sollen. Ich hätte mich um die Ländereien kümmern sollen und um dich …“
James legte seinem Bruder die Hand auf die Schulter. „Diese verantwortungsvolle Aufgabe musste auf einen jungen Mann von einundzwanzig Jahren wahrlich beängstigend wirken. Niemand hat dir je vorgeworfen, dass du der Armee nicht den Rücken kehrtest. Außerdem hast du mir einen großzügigen Unterhalt gewährt. Das sollten wir nicht vergessen.“
„Wenn ich allerdings die Verbesserungen, die ich inzwischen veranlasst habe, bereits vor fünf Jahren eingeführt hätte, könnte ich jetzt ein vermögender Mann sein. Oder zumindest ein gutes Auskommen haben.“
„Ja, aber wärst du denn glücklich gewesen, wenn du dein Land beackert hättest, während deine Kameraden Bonaparte die Stirn boten?“
Luke seufzte. „Nein, du hast recht, James. Ich bin froh, bei Waterloo dabei gewesen zu sein. Ich hätte mir nie verziehen, meine Kameraden im Stich gelassen zu haben. Aber nun …“
„Nun hast du Verantwortung für deinen Besitz übernommen, Luke. Du solltest allerdings diesen Taugenichts von einem Verwalter dahin schicken, wo der Pfeffer wächst.“
„Das habe ich bereits getan. In der Tat muss ich bald aufs Land zurückkehren, um nach dem Rechten zu sehen.“
„Wohin musst du zurückkehren?“, fragte Adele, die soeben zu Ihnen stieß.
„Nach Darvell Manor. Meine Ländereien benötigen meine Aufsicht.“
„Aber du reist doch nicht in nächster Zeit ab?“, fragte sie und legte ihm die Hand auf den Arm. „Du hast versprochen, mit uns nach Malberry zu kommen.“
Er lächelte gezwungen. „Ja, das habe ich. Und ich werde mein Wort halten.“
„Gut, dann wirst du auch meinen neuen Tiepolo bewundern können“, meinte James.
„Das Bild, das Mattingwood dir zur Begleichung seiner Spielschuld gab?“
„Ja. Gestern habe ich das Gemälde nach Malberry schicken lassen. Ich will es in der Bibliothek aufhängen.“
„Wir werden außer dir noch einige Gäste einladen, den Sommer mit uns auf Malberry Court zu verbringen“, fügte Adele hinzu.
„Ja, aber sorge dafür, dass sich unter den Gästen auch einige Damen von unvergleichlicher Schönheit befinden, Liebling“, sagte James grinsend. „Wir müssen meinem Bruder reichlich Zerstreuung bieten, denn ich glaube, er leidet an gebrochenem Herzen.“
Die Räume waren überfüllt und laut. Ein Zeichen, dass die Soiree ein Erfolg ist, dachte Carlotta. Als man bemerkte, dass sie nicht länger damit beschäftigt war, ihre Gäste zu begrüßen, hatte sich eine schmeichelnde Anzahl von Gentlemen bei ihr eingefunden und um ihre Gunst gebuhlt. Carlotta machte sich jedoch keine Illusionen, warum sie solche Aufmerksamkeit erregte, denn ihr Onkel hatte kein Geheimnis daraus gemacht, dass er sie mit einer großzügigen Mitgift ausstatten würde. Viele ihrer Tanzpartner waren Junggesellen wie Sir Gilbert Mattingwood, der eifrig darauf bedacht war, seine Bekanntschaft mit Lord Broxteds Nichte aufzufrischen.
Im Augenblick tanzte sie mit Lord Fairbridge und nahm amüsiert zur Kenntnis, wie sein Blick immer wieder zu Julia schweifte, die ein Stück weiter unten in der Reihe stand und einen attraktiven Offizier zum Partner hatte. Nach einigen Versuchen, Konversation zu machen, auf die sie nur einsilbige Antworten erhielt, hatte Carlotta allerdings genug. „Mylord, würden Sie nicht lieber mit Miss Price tanzen? Bitte sagen Sie mir die Wahrheit“, sagte sie scherzend und zwinkerte ihm zu. „Ich verspreche
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