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Der Bastard

Der Bastard

Titel: Der Bastard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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schenden Besuch freute oder ob Maximilian sie vo r gewarnt hatte.
    «Maximilian scheint es auch gutzugehen, ich habe ihn heute Morgen besucht.»
    «Das hat er mir gar nicht erzählt, dabei haben wir erst vorhin miteinander telefoniert. Er hat sehr viel zu tun.»
    Clara erzählte von Maximilian und seiner Arbeit. Dann erzählte sie von Heinrich und dessen Arbeit. Pia wartete auf eine günstige Gelegenheit, das G e spräch auf die Vergangenheit zu lenken. Doch es g e lang ihr nicht.
    «Was macht deine Arbeit?», wandte sich Clara einem neuen Thema zu. «Bist du immer noch in der Gerichtsmedizin tätig?»
    Pia nickte. «Ich bin schließlich Gerichtsmedizinerin», stellte sie lächelnd fest.
    «Natürlich, meine Liebe, nur irgendwie kann ich mir eine hübsche, junge und begabte Frau wie dich einfach nicht bei dieser schrecklichen Arbeit vorstellen. Du weißt, du musst nur ein Wort sagen, und Heinrich nimmt dich mit Kusshand in sein Klini k team auf.»
    «Danke, ich bin ganz zufrieden.»
    «Woran arbeitest du gerade?», fragte Clara beiläufig, während sie sich vorbeugte und mit eleganten Handbewegungen Tee nachgoss.
    «Nichts Besonderes», log Pia, «reine Routinesachen.»
    Clara lächelte verschmitzt. «Keine spektakulären Mordfälle, mit denen du eine alte Dame etwas schockieren könntest? Du weißt ja, dass mein Leben nicht ganz so spannend ist. Außer meinen Wohltätigkeitsveranstaltungen verläuft es hier doch sehr ruhig. Ich habe heute in der Zeitung von diesem ertrunkenen Jungen gelesen. Ist das dein Fall?»
    Die Vertiefung des Themas wurde Pia durch das Eintreffen Heinrich Sibelius ’ erspart.
    Er blieb überrascht in der Tür stehen. «Pia, dass du den Weg zu uns gefunden hast! » Er streckte Pia die Hand entgegen, und sie fühlte seinen trockenen, fe s ten Händedruck. Eine ruhige und bestimmte Arzthand, dachte Pia. Im Gegensatz zum Rest der Familie empfand Pia für Heinrich Sibelius Sympathie. Und sie wusste, dass Anna und Heinrich sich gemocht ha t ten. Er hatte sich verändert. Seine Haltung war g e beugter, und er war dünner geworden. Um die Augen erkannte Pia dunkle Ringe.
    «Ich nehme an, Clara hat dich sofort in ein überaus interessantes Gespräch verwickelt und sicher noch gar nicht gefragt, was dich zu uns führt.»
    Na endlich. Pia war hocherfreut über Heinrichs Direktheit. Eine Eigenschaft, die Anna sehr an ihrem Schwiegervater geschätzt hatte. Ob sie sich ihm anvertraut hatte? Es war ein spontaner Gedanke, auf den sie bislang noch nicht gekommen war, doch wenn sie es genau betrachtete, durchaus möglich. Ihr blieb keine Zeit zu antworten. Eine Glocke ertönte, und Heinrich klatschte erfreut in die Hände.
    «Das Essen. Du bleibst doch noch etwas und isst mit uns? Es gibt Claras Spezialität. Du musst wissen, einmal in der Woche übernimmt Clara höchstpersönlich das Zepter in der Küche.»
    Er schmunzelte und wies einladend zur Tür.
    «Heinrich, jetzt bring Pia doch nicht in Verlegenheit. Vielleicht hat sie schon etwas anderes vor.»
    Pia entging nicht der eindringliche Blick, den sie dabei ihrem Mann zuwarf. Heinrich reagierte jedoch nicht.
    «Ach was, jetzt haben wir sie schon so lange nicht gesehen, und ich hatte ja auch noch gar nichts von ihrem Besuch.»
    Clara ließ ihr keine Zeit zu antworten. «Wir dürfen Pia nicht drängen. Schwangere Frauen haben ihren eigenen Zeitplan, vielleicht ist sie müde.»
    Sie schien ihren Fehler sofort bemerkt zu haben, denn sie fuhr hastig fort:
    «Du bist doch in anderen Umständen? Man sieht es in deinem Gesicht. Zumindest ich als Frau kann es erkennen.»
    Also hatte Maximilian doch mit ihr gesprochen, und sie wusste genau, warum Pia hier war. Sie beja h te und nahm die Glückwünsche der beiden entgegen. Heinrich drängte sie, zum Essen zu bleiben, und wenn sie noch etwas erfahren wollte, blieb ihr auch gar nichts anderes übrig. Sie würde sich ihrer besten Tischmanieren erinnern und versuchen, beim Essen auf Anna zu sprechen zu kommen.
    Clara wartete, bis das Essen aufgetragen war, und schien entschlossen, keine Gesprächspause entstehen zu lassen.
    «Wir vermissen hier alle das afrikanische Essen, aber ich habe noch keine Köchin gefunden, die es richtig zubereiten könnte. Donnerstags ist Heinrich bei seinem Ärztestammtisch, das Personal hat frei, und ich habe die Küche für mich allein. Nach zwei Tagen schmeckt es erst richtig.»
    Pia war gespannt. Die Geschmacksknospen ihrer Zunge wurden von einer Mixtur aus fremden und vertrauten

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