Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bastian

Der Bastian

Titel: Der Bastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Noack
Vom Netzwerk:
den fünften Stock hinaufgetragen und hörte,
vor Dr. Freudes Tür stehend, ihre Stimme von drinnen: »Du hast immer Ausreden!
Und ich blöde Gans hab’ dir geglaubt! Geh nach Haus, Bastian Guthmann, ich will
dich nicht mehr sehen.«
    Karl klingelte.
    Katharina riß verärgert die Tür auf.
    Sie hatte Klappzahn schon einmal in einem
Porsche vorüberfahren sehen — mit Schlips auf nackter Brust — , aber zu kurz,
um ihn jetzt wiederzuerkennen. Um so bekannter war ihr dafür der alte
Schirmständer mit antikem Schlachtschiff drauf, den er in der Hand trug. Aber
was sollte das Federbett? Sie begriff überhaupt nichts.
    »Fräulein Dr. Freude? Ich bin Karl Guthmann, der
Bruder. Darf ich hereinkommen?«
    Katharina starrte noch immer irritiert auf seine
Mitbringsel. »Ja — bitte — aber Sie müssen entschuldigen — bei mir schaut’s aus
— ich ziehe morgen um.«
    Sie führte ihn ins Zimmer. Im selben Augenblick
klingelte es Sturm. Katharina nahm den Hörer vom Haustelefon ab und schimpfte:
»Laß mich in Ruh!«
    »Ist Klappzahn bei dir?«
    Ohne zu antworten, hängte Katharina ein und bot
Karl einen bereits verschlossenen Umzugskarton an. »Bitte.«
    Er setzte sich und fragte entzückt: »Das ist
doch Bastian?«
    »Ja — wieso — sind Sie nicht zusammen gekommen?«
    »Wir? Er und ich — gemeinsam zu Ihnen? Aber ich
bitte Sie, Fräulein Doktor, bisher hat mein Bruder alles getan, um zu
verhindern, daß ich Sie kennenlerne.«
    Es bimmelte Sturm.
    Karl zeigte auf seine Mitbringsel. »Ist das
Ihr’s?«
    »Ja, bis auf das Bett.«
    Das Bett. Das Federbett. Weißbart hatte von
einer schnuckligen Biene und einem Federbett in ihrem Auto gesprochen. Aber wie
kam nun wieder Karl Guthmann —?
    »Ich war zufällig im Garten, als Bastian und
noch jemand diese Sachen über meinen Zaun feuerten. Und einen Pudding dazu.«
    So wie Katharina mochte einem Menschen zumute
sein, der unvorbereitet in ein Happening gerät. »Pudding?«
    »Den hab’ ich fortgeworfen. Vermissen Sie ihn
etwa?«
    »Nein, nein, ich vermisse keinen Pudding...«
    Das anhaltende Sturmklingeln störte sie beim
Nachdenken. Karl hingegen genoß es.
    »Wußte gar nicht, daß mein Brüderchen so zäh
sein kann.«
    »Ich glaube, es ist besser, wenn Sie jetzt
gehen«, sagte Katharina, »sonst macht er Skandal. Ich ziehe zwar hier aus,
trotzdem...«
    »Natürlich, Fräulein Doktor.« Karl war so
wunderbar verständnisvoll.
    Sie brachte ihn zur Tür. »Vielen Dank für Ihre
Mühe mit den Bumerangs da. Jetzt habe ich ja Gott sei Dank bis auf ein paar
Tüten und den Lampenschirm alles wieder...« Sie zeigte aufs Federbett. »...und
noch was dazu.«
    »O bitte, gern geschehen.« Karl küßte ihre Hand.
»Wenn ich Ihnen sonst noch behilflich sein kann...«
    »Vielen Dank, aber das reicht.«
    Sie schloß die Tür hinter ihm und versuchte, zu
begreifen, was hier vorging. Nur soviel begriff sie mit Sicherheit: Was am
Nachmittag für sie als Enttäuschung begonnen hatte, war inzwischen zur Klamotte
ausgeartet.
    Den Höhepunkt aber durfte sie wenige Augenblicke
später von ihrem Balkon aus miterleben: das Zusammentreffen der beiden Brüder
vor der Haustür.
    Bastian rannte wie ein gereizter Stier in Karl
hinein.
    Karl Guthmann — mit Bastians Dickschädel im
Magen — versuchte noch immer ein distinguiertes Benehmen.
    Dann mußte etwas geschehen sein, was ihr aus der
Vogelperspektive entgangen war. Auf alle Fälle gab es den Anlaß zu einem
wunderschönen brüderlichen Clinch.
    Von links kam die Frau Fürster aus dem Parterre
mit ihrem Pudel angerannt, um ja nichts zu verpassen. Von der
gegenüberliegenden Straßenseite näherte sich ein Streifenpolizist. (... aber
wenn man sie braucht, sind sie nie da.)
    Kathinka hing zwischen den cremig duftenden
Balkon-Petunien und fühlte sich phantastisch: Es war das erstemal, daß sich
zwei Männer um sie kloppten, und dazu noch zwei so hübsche.
    Karli war der stärkere von beiden und der
sportlich versiertere. Bastian war vor allem sinnlos eifersüchtig und ging sehr
bald zu Boden.
    Katharina rannte ins Zimmer und holte das
bewußte Federbett und warf es ihm zu: »Zum Drunterlegen!«
    Das Federbett traf den inzwischen amtlich
eingreifenden Polizisten genau auf die Mütze. Die Klamotte war perfekt.
    Ende des Kampfes. Funkstille.
    Die Brüder schauten aufwärts. Der Polizist nahm
Großmutters Federbett ab und schaute auch nach oben.
    Katharina zog sich aus den Petunien zurück.
    Wenige Augenblicke später hörte sie, wie ein
Motor

Weitere Kostenlose Bücher