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Der Bastian

Der Bastian

Titel: Der Bastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Noack
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dieses Wochenende.«
    »Heiratet?« Sie begriff nicht ganz. »Gegen wen?«
    »Eine Apothekerin aus Zwiesel.«
    »Aber warum?«
    »Warum, warum — weil er sie mag, natürlich.«
    »Der Anzug?«
    Bastian knurrte wie ein gereizter Hund. »Der
Freund von mir, der sich den Anzug für seine Hochzeit geborgt hat.«
    »Ah ja.« Sie betrachtete ihn bekümmert. »Und
jetzt hast du nur diesen einen Hosentyp. Aber in dem kannst du dich nicht
vorstellen, wenn du ernste Absichten hast.«
    Bastian sprang so jäh auf, daß sein Stuhl
umfiel. »Ich habe keine ernsten Absichten, und ich habe es satt, mir
meine Hosen Vorhalten zu lassen. Servus.«
    Ohne sich noch einmal umzuschauen, marschierte
er aus Großmutters Küche, die Tür schlug hinter ihm zu, aufgegessen hatte er
auch nicht.
    »Ja, haben wir denn heute Föhn?« wunderte sie
sich.
     
    Nachdem Martha Guthmann das Geschirr in den
Abwaschtisch gestellt hatte, den sie aus alter Gewohnheit »Brunnen« nannte,
band sie ihre Schürze ab und nahm das Portemonnaie aus dem Küchenschrank.
    Damit eilte sie zur nächsten Straßenecke, an der
eine Zelle stand, von der sie mindestens einmal täglich zu telefonieren
pflegte.
     
    Dr. Katharina Freude wurde auf der ganzen
Station gesucht. Es lag ein Telefonanruf für sie vor; in einer »dringenden
familiären Angelegenheit«.
    Katharina wurde ganz schlecht vor Schreck.
»Gottes willen, hoffentlich ist nichts zu Haus passiert!«
    Aber es war nur Martha Guthmann am Telefon, die
sich Sorgen wegen Bastians Hose machte.
    Ja, so konnte er doch nicht mit zu ihrer Familie
fahren. Was sollte die denn von seiner Familie denken!
    »Es ist sehr nett, daß Sie sich deshalb Gedanken
machen, Frau Guthmann, aber gegen die Hose kommen wir beide nicht an.«
Großmutter war da anderer Ansicht. »Wo zwei Willen sind, ist auch der Weg zu
einer neuen Hose«, meinte sie. »Ich meld’ mich heut noch mal bei Ihnen, Fräulein
Doktor.«
     
    Bastians Nachhilfeschüler interessierten die
Verkehrszeichen und Genrebildchen an den Zimmerwänden viel mehr als die
Mengenlehre, die er ihm beizubringen versuchte.
    Er hörte geduldig an dem vorbei, was Bastian ihm
wieder und wieder erklärte, und lebte erst auf, als es an der Wohnungstür
klingelte.
    Das war Martha Guthmann, mit verrutschtem Hut,
atemlos vom Steigen: »Bub — ich bring’ dir — deine Wäsche.«
    Bastian nahm ihr das schwere Päcken ab. »Aber
warum denn? Die hätt’ ich mir holen können, ich hol’ sie doch sonst immer.«
    »Ja, aber wann?« sagte Oma bedeutungsvoll.
»Wahrscheinlich erst nächste Woche!«
    Zwischen nächster Woche und dem heutigen
Donnerstag lag das Wochenende bei Katharinas Eltern.
    »Grüß dich, mein Kind«, sagte sie zum Schüler,
»lernt ihr schön? Macht ruhig weiter. Ich räum’ inzwischen die Wäsche ein.«
    Als sie Bastians Schrank öffnete, fiel ihr sein
Inhalt entgegen. »Mariandjosef!« Sie machte sich ans Aufräumen.
    Bastian kehrte zur Mengenlehre zurück.
    »Wo waren wir? Ah ja, also — die Menge A ist die
Untermenge der Menge B, wenn jedes Element von A auch ein Element von B ist.
Damit ist die Leermenge...«
    »Leermenge?« fragte Großmutter dazwischen.
    Bastian erklärte es ihr: »Die Leermenge ist die
Untermenge einer jeden Menge M, also auch von sich selbst.«
    »Und wozu soll das gut sein?«
    »Das fragt meine Mutter auch«, sagte der Junge.
    Aber dann begriff Großmutter. »Ja, Moment — wenn
zum Beispiel eine Hose — eine neue Hose in einem Geschäft hängt, dann ist sie
eine Leermenge. Und wenn der Bastian sie kauft und anzieht, dann ist er die
Untermenge in dieser neuen Hose.«
    »Frau Guthmann!« warnte er.
    »Kauf eine Hose! Bitte, Bub, kauf eine! Ich geb’
dir auch was zu!«
    Er versprach es ihr, nur um sie endlich
loszuwerden. Großmutter umarmte ihn beglückt und eilte davon, ohne sich weiter
um das Einräumen der Wäsche zu kümmern.
    Von der nächsten Telefonzelle aus rief sie
Katharina an, um ihr das freudige Ergebnis mitzuteilen.
    Katharina war noch ganz überwältigt von Martha
Guthmanns freudigem Gebrüll, als sie, vom Telefon kommend, Schwester Theresa
auf dem Flur begegnete.
    »Ach, Theresa«, sagte sie, »machen Sie doch
bitte der Frau Schmidt auf 326 eine leichte Hose.«
    Dann ging sie weiter, und Schwester Theresa
stand da.
     
     
     

Der Hosenkauf
     
    Am nächsten Tag ging Martha Guthmann mit ihrem
siebenundzwanzigjährigen Enkel Bastian Guthmann eine Hose kaufen.
    »Als ob ich das nicht allein könnte«, motzte er
neben ihr her, die

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