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Der Bastian

Der Bastian

Titel: Der Bastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Noack
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ja?«
fragte er dagegen. »Das soll noch Natur sein? Das ist ein Misthaufen. Wenn man
die Verbrecher kriegt, die das gemacht haben, die kann man gar nicht hoch genug
bestrafen.«
    »Ach.« Sie ließ keinen Blick von seinem heiligen
Zorn. »Und du? Wolltest du nicht eben noch dasselbe tun?«
    »Jetzt nicht mehr. Das nehmen wir alles wieder
mit.«
    Susi sang »Rin in de Kartoffeln, raus aus de
Kartoffeln« und verstaute den Müll.
    Dabei entdeckte sie die gedruckte
Abonnementaufschrift auf einem Ärzteblatt. »Dr. Katharina Freude. Freude?«
sagte sie überrascht. »Ist das nicht die Ärztin, nach der Kathrinchen heißt?«
    »Ja und?«
    Susi begann zu begreifen. »Dann ist das also ihr
Müll — und ihr Auto. Dann...«
    »Nun steig schon ein. Und erzähl mir lieber mal,
ob der Anwalt Kathrinchens Vater gefunden hat«, lenkte er ab.
    Susi antwortete nicht. Und Bastian vermied es
während der Rückfahrt, sie anzusehen.
    Plötzlich seufzte sie auf. »Warum ist bloß alles
so kompliziert? Warum liebt man nur immer den Falschen?«
    »Wieso? Liebst du schon wieder den Falschen?«
fragte er, als ob er das nicht wüßte.
    »Und du?« fragte Susi.
    Er lachte bloß zur Antwort, aber sein Lachen
klang ihr viel zu glücklich.
     
    Martha Guthmann glaubte zu träumen, als Bastian,
Susi und der Müll vor ihrer Haustür vorfuhren.
    »Was soll denn das?« rief sie aus dem Fenster.
    »Wir bringen alles wieder.«
    »Wir stopfen es in die umliegenden Mülltonnen!«
    »Ja, seid ihr nicht recht gescheit?« fuhr sie
die beiden an. »Wer euch dabei erwischt, schlägt euch zu Krüppeln!«
    »Macht nichts«, jubelte Susi mit ernstem
Gesicht. »Hauptsache, der deutsche Wald bleibt sauber. Nächsten Sonntag fahren
wir hinaus und harken ihn.«
    Martha Guthmann sah die beiden an, ohne etwas zu
sagen — das bedeutete viel für ihre Verhältnisse.
     
    Das Loswerden von Sperrmüll auf fremden Höfen
erwies sich als ein echtes Problem und kostete Nerven wie ein Krimi. Erschwert
wurde das Unternehmen durch das Geräusch beim Öffnen der Mülltonnen, bei dem
jeder Anlieger weiß, daß es sich um das Geräusch beim Öffnen von Mülltonnen
handelt. Auf manchen Höfen mußten sie an die acht Deckel heben, bis sie eine
Tonne fanden, in die noch etwas hineinging. Dreimal wurden sie außerdem von
mißtrauischen Mietern gestört und einmal beinah von einem Schäferhund gebissen.
    Schließlich sagte Susi, das hielten ihre Nerven
nicht mehr aus. Sie höre pausenlos Schritte im Ohr, dabei sei das ihr eigenes
Herzklopfen.
    Die Hälfte waren sie los. Sie hatten aber noch
das Federbett, die Ärzteblätter, eine Tengelmann-Tüte und einen Schirmständer
übrig. »Was machen wir denn damit?«
    Bastian überlegte und hatte eine wunderschöne,
eine geradezu bezaubernde Idee. Daß ihm die nicht schon früher gekommen war!
Hätte er sich und Susi die Reise in den Wald und den Nervenkitzel ersparen
können.
    Er fuhr nach Bogenhausen und hielt vor der
rechten Hälfte eines Doppelhauses. Dort stieg er mit Susi aus und horchte durch
die Zaunhecke in den kleinen Garten hinein.
    Nichts rührte sich. Nichts war zu sehen. Der
Mann, der auf der Terrasse seinen Whisky trank, war durch einen Jasminstrauch
gegen Einblicke von der Straße gesichert.
    »Komm«, sagte Bastian, »die Luft ist rein.« Das
war ein geradezu lieblicher Satz nach ihrem Studium wildfremder Mülltonnen.
    Bastian schmiß zuerst das Federbett. Dann die
Ärzteblätter. Ein dumpfer Plumps kündigte ihre Landung im Garten an. Susi warf
den Rest.
    »So«, sagte er unendlich zufrieden, »jetzt ist
Feierabend«, und legte seine Hand auf ihre Schulter, während sie zum Wagen
zurückgingen.
    Im Grunde war sie ein prima Kumpel, der ohne
viel Fragen alles mitmachte.
    Wenn der Mann, dem sie gefallen wollte, »Halt
mal!« sagte und ihr ein tickendes Bömbchen in die Hand drücken würde, Susi
würde ihm zuliebe das Bömbchen halten und erst später über ihren Heldenmut
nachdenken und Schreikrämpfe bekommen — falls sie ihn überlebte.
    »Wem haben wir denn all die Sachen in den Garten
geschmissen?« fragte sie, als sie ins Auto stiegen.
    »Meinem Bruder. Dem gönn’ ich den Mist.«
     
    Aber schon wieder waren Bastian an diesem Tage zwei
grobe Fehler unterlaufen. Erstens: das Übersehen seines whiskytrinkenden
Bruders hinterm Jasminstrauch.
    Und zweitens und schlimmer: Auf dem Bündel mit
den Ärzteblättern stand Katharina Freudes Name und Adresse.
    Karl Guthmann kombinierte. Das Auto, mit dem
Bastian vor seinem Hause

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