Der Bastian
knatternd startete — nach dem Geräusch zu urteilen, schien es sich um
einen Porsche zu handeln.
Am nächsten Tag kaufte Bastian zehn Pfund Salz
und ein Brot, so groß wie ein Wagenrad. Damit fuhr er gegen Mittag zu
Katharinas neuer Wohnung.
Die Möbelleute waren gerade gegangen, die Tür
stand noch offen. Katharina saß auf einer Kiste, eine Flasche Bier in der Hand.
Man mußte sie schon mit den Augen der Liebe
betrachten, um verstehen zu können, weshalb es ihretwegen am Abend davor zu
einer männlichen Keilerei gekommen war. Sie sah halt so aus wie eine junge
Frau, die einen Umzug hinter sich hat und sich jetzt unbeobachtet fühlt.
Bastian stand in der Tür und sah ihrer
Erschöpfung zu. Es dauerte eine Weile, bis sie ihn bemerkte und ohne
Überraschung »Ach, der Bastian Guthmann« sagte. Und als sie seine Tüten bemerkte:
»Bringst du mir den restlichen Müll zurück?«
Er packte das Brot aus, legte einen schönen
neuen Kupferpfennig drauf und sagte feierlich: »Zum Einstand.«
»So viel Salz! Wen soll ich denn damit
einpökeln?«
Diese Frage blieb offen, denn der Ausfahrer eines
Blumengeschäftes kam durch die offene Tür mit einem großen Strauß. »Der ist
bestimmt von Klappzahn«, giftete Bastian.
»O nein«, sagte Katharina, die Begleitkarte
lesend, »der ist vom Chef. Das da drüben ist von deinem Bruder.«
Bastian betrachtete Karlis Arrangement aus
Blattpflanzen. »Typisch«, sagte er, »mal wieder typisch. Schenkt immer das, was
lange hält, damit sich der Einsatz lohnt.«
»Hat er dich schön verdroschen, ja?«
»Aber das nächstemal schlag’ ich ihn zusammen!«
schwor Bastian und drohte mit der Faust.
Dabei fiel ihr der schmuddelige Verband an
seinem Handgelenk auf. Der sah nach einer Serviette aus, mit einem Stück
Strippe zusammengehalten.
»Komm mal mit«, sagte sie und ging ins Bad, in
dem die Kiste mit ihrer Hausapotheke abgeladen worden war.
Es war das erstemal, daß sie ihn verarztete.
Insofern hatte sich die Keilerei für Bastian
doch gelohnt.
Mengenleere
Anstrengender Dienst, Umzug und junge Liebe
waren einfach zuviel für Katharina. Sie schlief schon auf der Heimfahrt vom
Krankenhaus im Auto ein. Aber das machte nichts, Bastian steuerte ja.
Er hatte ihre Erschöpfung ganz gern, sie gab ihm
ein Gefühl der Überlegenheit, das er im Umgang mit Katharina nicht kannte,
allerdings auch nicht sehr vermißte.
Der neuen Wohnung merkte man nicht mehr allzuviel
vom Umzug an. Im engen Flur standen Faltkartons, die Bilder lehnten an der
Wand. Bis auf eine Bücherkiste war alles ausgepackt.
Bastian ging gleich in die Küche und lud seine
Einkäufe ab. »Ruh dich aus, ich koche heut.«
Als er eine halbe Stunde später mit einem
Tablett das Wohnzimmer betrat, saß Kathinka aufrecht im Sessel und schlief.
Bastian stellte das Tablett ab und ging vor ihr in die Hocke. »He — Kath —
Kathinka...«
Sie lächelte ein bißchen. »Ich hab’ wohl
geschlafen...«
»Zieh wenigstens den Mantel aus.«
Er half ihr und pries dabei die Suppe an, die er
für sie komponiert hatte. »Ist alles drin, was den Gaumen freut — blaue Bohnen,
ein Löffelchen Lysol, Zahnpasta mit Himbeergeschmack.«
»Ich mag nicht essen.«
»Wenigstens kosten.« Er fütterte sie.
Katharina schluckte gehorsam.
»Na?«
»Gut«, lobte sie. »Etwas ungewöhnlich. Was
schmeckt da so besonders vor?«
»Das ist das Skiwachs. Für Harschschnee.«
Sie nahm ihm den Löffel aus der Hand und aß nun
selbst weiter.
Es handelte sich um eine Gulaschsuppe aus der
Büchse, die Bastian mit Gewürzen, Marmelade und Schnaps verfeinert hatte.
»Iß Brot dazu«, sagte er.
»Du bist wie eine Mutter zu mir. Wenn du jetzt
noch die Bilder auf hängen würdest...«
»Heute?« Er war nicht sehr entzückt von der
Idee. Bilderaufhängen erforderte so viel Präzision. »Lieber Samstag.«
»Samstag geht nicht. Da bin ich nicht da.«
»Du bist nicht da? Wieso bist du nicht da? Du
hast mir versprochen...«
»Brüll nicht«, unterbrach sie ihn. »Ich muß mal
nach Haus.«
»Und was wird aus mir? Ich hab’ überhaupt nichts
von dir.«
»Doch«, sagte Katharina, »meine Müdigkeit.« Sie
sah ihm nach, wie er wütend aus dem Zimmer ging. »Wo willst du hin?«
»Hammer holen.«
Während er den ersten Nagel einschlug, sagte
sie: »Komm doch mit.«
»Wohin? Zu deinen Eltern?« Er war fast entsetzt.
»Findest du das etwa gut?«
»Nein, nicht besonders, aber es ist die einzige
Chance, am Wochenende zusammen zu sein. Ich
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