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Der Bastian

Der Bastian

Titel: Der Bastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Noack
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sagte
Oma.
    »Hast du ihr auch Knödel gegeben?« fragte
Bastian. Großmutter schlug mit dem Handtuch nach ihm.
    Er verabschiedete sich, weil er zum Müllplatz
fahren wollte. Daß er diese Absicht kundtat, war der zweite Fehler an diesem
Nachmittag, denn Großmutter fiel sofort das alte Federbett ein, das sie
loswerden wollte. Und sie eilte aus der Küche, um es zu holen.
    Susi und Bastian waren allein.
    »Wie geht’s dir hier?«
    »Deine Großmutter ist rührend.«
    »Aber zu sagen hast du wahrscheinlich nicht
viel.«
    »Überhaupt nichts«, lachte sie.
    »Und der neue Job?«
    »Auch da scheine ich Glück zu haben. Toi, toi,
toi! Und was machst du?«
    »Nachhilfeunterricht. Taxifahren...«
    »Und darüber hast du Kathrinchen und mich ganz
vergessen.« Großmutter bewahrte Bastian vor einer frommen Lüge, indem sie mit
einem großen roten Federbett zurückkam.
    »Da bin ich aber froh, daß ich das loswerde. Das
war mein Gästebett — noch aus eurer Kinderzeit. Warte, ich pack’ dir die
Nachspeise ein und die Knödel. Brat sie dir auf. Hast du gleich was zum
Abendbrot.«
    Die Puddingschüssel verschwand in einer
Tengelmann-Tüte, die Knödel in einem Karstadt-Beutel, beides und das Bett dazu
landeten in Bastians Armen.
    »Die Speise nicht schief halten, hörst du?« Und
dann sagte sie: »Wenn du zum Müllplatz fährst, könntest du die Susi mitnehmen.
Sie hat so wenig frische Luft.«
    Es war wirklich ein Fehler gewesen, bei Martha
Guthmann vorbeizufahren.
    Aber damit fing der Ärger an diesem Nachmittag
erst an. Schuld war einer dieser ganz blöden Zufälle: Bastian hielt zur
gleichen Zeit wie Oberarzt Weißbart an einer Kreuzung. Weißbart erkannte
Bastian, erkannte nicht das hübsche schwarzhaarige Mädchen an dessen Seite,
obgleich es vor kurzem seine Patientin gewesen war. Er kannte auch nicht den
farbenprächtigen Müll, der den beiden dauernd ins Genick rutschte, wohl aber
die Autonummer und hatte nichts Eiligeres zu tun, als Katharina Freude bei
seiner Rückkehr ins Krankenhaus von seiner Begegnung zu erzählen.
    »Ihr Auto mit Ihrem Freund am Steuer. Und neben
ihm eine schnucklige Biene. Und ein Federbett.« Das fand er besonders ulkig.
    Katharina ließ Weißbart stehen und ging aus dem
Zimmer und wollte es nicht glauben: ihr Auto, ihr Bastian mit
Biene und einem Federbett, das nicht zu ihrem Müll gehörte.
    Zuerst war sie verstört, dann maßlos wütend.
    Die arme Patientin, der sie wenig später eine
Spritze in den Po jagte, schrie, als ob sie abgestochen würde.
    So haben Kranke zuweilen unter den privaten
Mißstimmungen der behandelnden Ärzte zu leiden!
     
    Die Zufahrt zu dem einzigen Bastian bekannten
Schuttabladeplatz war gesperrt. Er beschloß, seine Ladung im Wald zu verlieren.
    »Und wenn sie dich dabei erwischen?« fragte Susi
besorgt. »Glaubst du etwa, ich habe Lust, den ganzen Nachmittag vermiefte
Betten spazierenzufahren?«
    Sie rollten langsam am Perlacher Forst entlang.
Schließlich hielt Bastian an. »Hier«, sagte er.
    »Da sind Leute.« Susi zeigte auf ein Liebespaar.
    »Die stören uns nicht. Die stören höchstens
wir.«
    Er lud zuerst das Bett, einen Lampenschirm und
einen zusammengeschnürten Packen alter Ärzteblätter aus.
    »Wart hier. Ich komm’ gleich wieder.«
    So behutsam und gebückt ins Dickicht zu
schleichen und gleichzeitig soviel Krach wie Bastian zu machen gelang auch
nicht jedem.
    Susi wollte sich ausschütten vor Lachen. »Du
schaust vielleicht aus! Weißt du, wie? Wie einer, der seine erste
selbstgemachte Leiche versteckt!«
    Dämliches Huhn. So laut zu gackern.
    Bastian scheuchte auf seinem Weg ins Waldinnere ein
zweites Liebespaar auf.
    Das Pärchen erschrak sehr. Bastian erschrak auch
sehr. Was war denn heut für ‘n Tag? Freiluftschmusetag?
    Er stiefelte weiter und kam zu einer Lichtung,
die malerisch gewesen sein mochte, bevor sie mit zerfetzten Matratzen, kaputten
Sesseln und Klobecken dekoriert worden war.
    Bastian besah sich die Idylle und stellte fest:
Sie gefiel ihm nicht. Gefiel ihm ganz und gar nicht.
    Darauf beging er den nächsten Fehler an diesem
Tag. Anstatt sein Gelump dazuzuwerfen (auf drei Stücke mehr kam es nun wirklich
nicht mehr an, außerdem war sein Gelump geradezu formschön und appetitlich im
Vergleich zu den bereits vorhandenen), schleppte er Bett, Ärzteblätter und
Lampenschirm zum Auto zurück und warf alles zu Susis nicht geringem Erstaunen
wieder auf den Rücksitz. »Spinnst du?«
    »Hast du dir mal den Wald angeschaut,

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