Der Bastian
fahre Samstag nachmittag und Montag
früh zurück.«
Zwei Bilder waren dabei, die man mit einer
langen Schnur ganz hoch anbringen mußte. Bastian stieg auf einen Stuhl und
fragte zwischen Hämmern: »Wie sind sie denn?«
»Meine Eltern? Die sind Kummer gewohnt. Was
glaubst du, was meine Schwestern mit heimbringen. Dagegen bist du harmlos.«
Bastian stieg vom Stuhl, weil ihm ein Nagel
heruntergefallen war. »Du findest mich also harmlos?«
»Ja, du nicht?«
Bastian hatte den Nagel gefunden und stieg mit
ihm wieder hinauf. »Auch noch mies machen, Mensch.«
»Ich mach’ nicht mies, was ich liebhabe«, sagte
Katharina und stellte die geleerte Suppentasse auf das Tablett zurück.
»Und wenn ich mitkäme«, überlegte er, »müssen
wir dann mit deinen Eltern Händchen halten und uns säuberlich benehmen?«
»Ach was! Jeder macht, was er will.«
»Und wenn’s regnet?«
»Regnet’s eben.«
»Bergsteigen tun wir bestimmt nicht?«
Das mußte sie ihm fest versprechen.
Während Kathinka sich eine Zigarette anzündete,
fiel ihr Blick auf seine Kehrseite. So in gehobener Position, wie jetzt auf dem
Stuhl, fiel es ihr besonders auf, wie ausgeleiert der Hintern in seinen Cordjeans
war. Außerdem beulten die Knie, und unten waren sie ein bißchen zu kurz.
Vor allem aber der Hintern!
»Sag mal, Bastian, deine Hose...«, begann sie
sinnend und kam nicht ein Wort weiter, denn er drehte sich warnend um: »Das ist
eine prima Hose, was hast du gegen meine Hose?«
»Nichts, gar nichts. Ich mein’ ja nur...«
»Was meinst du?«
»Ich meine — solange ich dich kenne, hast du
immer dieselbe an.«
»Das ist nicht dieselbe. Ich hab’ drei von der
Sorte.« Katharina resignierte. »Wie schön.«
Bastian stieg vom Stuhl und trat zurück, um sein
Werk zu betrachten, und war zufrieden mit sich.
Und sie wagte nicht zu sagen, daß das Aquarell
viel zu weit links hing. Sie wollte ihn nicht schon wieder kritisieren.
Als letztes sollte Bastian ein kleines Bild über
ihrem Schreibtisch aufhängen. Es handelte sich um die Fotografie eines rundum
bewachsenen, großen alten Landhauses in einem großen alten Garten mit großen
alten Bäumen.
Bastian betrachtete es ausführlich. »Sag bloß,
das ist euer Eigenheim.«
»Da bin ich schon drin geboren.«
Er legte das Bild auf den Schreibtisch, weil ihm
der Aufhänger fehlte. »Jetzt versteh’ ich deine Frage nach meiner Hose. Meine
Hose ist nicht fein genug für dein Zuhause.« Schon wieder reagierte er
vorsorglich aggressiv. »Glaub ja nicht, ich kauf’ mir deshalb eine neue. Ich
denk’ nicht dran. Lieber komm’ ich erst gar nicht mit. Hab’ ich das nötig?«
»Aber Bastian! Wer hat denn gesagt, daß deine
Hose nicht fein genug ist, wer hat denn gesagt, daß du eine neue kaufen sollst?
Wer denn, bitte schön?«
»Gesagt nicht, aber gedacht. Gib zu, du kannst
meine Hose nicht leiden.«
»Aber ja doch.«
»Du findest sie also schön?«
»Schön nicht, komisch. Sie hat viele Gesichter.«
Bastian liebte seine Hosen. Sie waren die
bequemsten Hosen der Welt. Aber jedesmal, wenn von nun an jemand auf der Straße
hinter ihm lachte, kniff er den Hintern ein. Katharinas Bemerkungen hatten das
zärtliche Verhältnis zu seiner Hose getrübt. Trotzdem trug er sie weiter. Auch
wenn sie komische Gesichter schnitt.
Nun gerade.
Er trug sie auch am nächsten Mittag, als er bei
seiner Großmutter Kartoffelpuffer aß.
Bastian saß am Küchentisch, seine Großmutter
stand am Herd und ließ Teig in das zischende Fett der Pfanne fließen.
»Also du fährst mit der Ärztin. Der Dr. Freude,
die mich behandelt hat. Und das geht seither zwischen euch? Und ich hab’s nicht
gewußt. Ist sie nicht älter als du?«
»Na und?«
»Ich mein’ ja bloß«, sagte sie einlenkend. »Nun
fährst du zu ihren Eltern. So ernst ist das also.«
»Nein«, sagte Bastian und schüttelte viel Zucker
auf seine Reibekuchen.
»Wenn du zu ihren Eltern fährst, ist es ernst.«
»Vielleicht zu deiner Zeit.«
»Heut immer noch — in manchen Gegenden.« Sie
schüttelte sich selbst ein paar krosse Puffer von der Pfanne auf den Teller und
setzte sich zu ihm, stand noch einmal auf, um trockenes Brot zu holen und ihren
Henkeltopf, auf dem »Oma« stand (ein Präsent von Bastian), mit schwarzem Kaffee
zu füllen.
»Sag einmal, Bub, was ziehst du denn da an, wenn
du mitfährst?«
Sie bekam keine Antwort, nur einen Blick.
»Du hattest doch mal so einen schönen blauen
Anzug. Hast du den noch?«
»Der heiratet
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