Der Bastian
antwortete nicht.
»Aber was tut man nicht alles, um seinen Bruder
zu schädigen.«
Jetzt antwortete sie erst recht nicht.
»Hast du die Rechnung gesehen? Nein? Ich leider
auch nicht. Aber sein Gesicht, als er sie angeschaut hat. Haha...«
Katharina war sich nicht mehr ganz sicher, wo
sie ihren Wagen abgestellt hatte. Dann fiel es ihr endlich wieder ein. In der
Löwengrube, schräg gegenüber von der Polizei.
»Für Großmutter und mich hätte er niemals so
viel ausgegeben. Wir sind ja bloß Familie. Familie führt man ins Bräuhaus.
Bräuhaus ist mir auch lieber. Gibt’s wenigstens Bier vom Faß da.«
Sie hatten das Auto erreicht. Katharina legte
die Tüte mit der Hose auf das Wagendach und schloß ihre Tür auf. Stieg ein und
öffnete von innen die Tür auf Bastians Seite.
»Du redest wohl nicht mit jedem? He, Kathinka!
Was ist los!« Katharina startete — an die Hosentüte auf dem Wagendach dachten
beide nicht.
Sie sagte: »Findest du nicht, daß du dich
unmöglich benommen hast?«
»Ich?« Er begriff nicht. »Ich hab’ auf
Klappzahns Kosten gefuttert und getrunken wie ein Ortsarmer. Ist das so schlimm?«
»Und zum Dank dafür hast du ihn auch noch
hochgenommen.«
»Ja, hab’ ich. Es paßt mir nicht, wie er dich
anglubscht«, schimpfte Bastian und wunderte sich über einen Menschen am
Straßenrand, der ihnen heftige Zeichen machte. »Aber anscheinend bist du in ihn
verknallt.« Er öffnete Gürtel und obersten Hosenknopf. »Im Grunde paßt er viel
besser zu dir als ich. Er ist ehrgeizig — erfolgreich — trägt feine Anzüge...«
»Dabei fällt mir ein — wo ist eigentlich die
Tüte mit der Hose?«
»Ist sie nicht im Wagen?« Bastian schaute hinter
sich. Sah keine Tüte. »Vielleicht ist sie vom Sitz gerutscht.« Und kehrte sich
wieder Katharina zu. »Um noch mal auf Klappzahn zu kommen — ich hab’ doch
gemerkt, wie dir das heute gefallen hat — der scheißfeine Laden da — das
gepflegte Blabla und der Geschäftsführer persönlich: Jawohl, Herr Guthmann,
aber gern, Herr Guthmann, Ihren alten Tisch, Herr Guthmann!< Im Grunde
wirfst du mir vor, daß ich dir so was Schönes nicht biete.« Er betrachtete von
der Seite ihr verschlossenes Profil. »Nun sag schon was, Kathinka!«
»Du erwartest, daß ich dir widerspreche?«
»Wenigstens anstandshalber.«
Sie seufzte. »Ich hab’ dich lieb.«
»Und das tut dir beinah schon leid.«
Katharina schüttelte den Kopf. »Nein. Nein,
überhaupt nicht.«
Am Straßenrand stand ein Mann und machte
aufgeregte Zeichen.
»Schau mal den da«, sagte Kathinka.
»Was will denn der Depp?«
»Keine Ahnung.«
Dann bemerkten sie eine Frau, die ihnen
zuwinkte.
»Schon wieder eine.«
Katharina wurde nervös. »Hab’ ich denn die Tür
nicht richtig zu?« Die Tür war zu. »Oder Licht an?« Auch kein Licht an.
Erschrocken zu Bastian: »Wir brennen doch nicht etwa?«
»Das würde man schließlich riechen.«
»Ich versteh’ das nicht.«
Dann mußte sie rechts abfahren und hatte das
Gefühl, im Rückspiegel einen Schatten zu sehen, der vom Dach rutschte. Aber sie
konnte sich auch geirrt haben.
Und da von nun an keiner mehr ihnen Zeichen
machte, vergaßen sie die Angelegenheit und sprachen über das Wochenende, das
ihnen bevorstand.
Im Porsche war die Stimmung während der
Heimfahrt auch nicht gut, zumindest Karl Guthmanns Stimmung war es nicht.
»Was der Kerl auf meine Kosten gefressen hat.
Die Karte rauf und runter.«
»Er hatte eben Hunger«, sagte Großmutter.
»Immer nimmst du ihn in Schutz. Wahrscheinlich
findest du auch, daß die Freude zu ihm paßt?«
Martha Guthmann hob die Hände. »Lieber Karl, was
geht’s uns
an!?«
»Jetzt fährt er mit zu ihren Eltern«, ärgerte er
sich. »Aber mit dir kann man ja nicht darüber reden.«
»Mit mir kann man über alles reden, sogar über
deinen Bruder«, sagte Großmutter.
Sie genoß das Fahren im Porsche, und sie hoffte,
daß möglichst viele Nachbarn aus den Fenstern schauen würden, wenn sie vorfuhr.
Das hob ihr Ansehen.
»Ich war mal in der Steiermark zur Jagd«, sagte
Karl. »Da war ein Dr. Freude mit seiner Frau. Ausgezeichneter Jäger. Ich habe
vergessen, Fräulein Freude zu fragen, ob das ihre Eltern gewesen sein könnten.«
Großmutter lachte. »Ich stell’ mir gerade vor,
es sind ihre Eltern.«
»Ja und?«
»Wenn ihr Vater ein passionierter Jäger ist,
dann wird er viel Freude am Bastian haben. Der sitzt doch im Gebüsch und macht
ksskss, damit die Rehe flitzen.«
»Aber nicht
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