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Der Bauch von Paris - 3

Der Bauch von Paris - 3

Titel: Der Bauch von Paris - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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unruhigem Blick und glaubte, daß diese ihre Absichten durchschaue.
    Aber die redete weiter:
    »Das ist erlaubt nach alledem … Ihr Schwager bringt Sie sonstwohin, wenn Sie ihn gewähren lassen … Gestern wurde bei Madame Taboureau über Sie gesprochen. Sie haben in ihr eine sehr ergebene Freundin. Madame Taboureau sagte, Sie seien zu gutmütig, sie hätte an Ihrer Stelle schon lange alles in Ordnung gebracht.«
    »Madame Taboureau hat das gesagt«, murmelte die Fleischersfrau nachdenklich.
    »Gewiß, und Madame Taboureau ist eine Frau, auf die man hören kann … Versuchen Sie doch herauszubekommen, was das für ein rotes Leinenzeug ist. Dann sagen Sie es mir, nicht wahr?«
    Aber Lisa hörte nicht mehr hin. Sie betrachtete verschwommen durch die Würstchengirlanden in der Auslage die kleinen Gervaiskäse und die Weinbergschnecken. Sie schien in ein inneres Ringen verloren, das auf ihrem stummen Gesicht zwei dünne Falten grub.
    Inzwischen hatte die alte Jungfer ihre Nase in die Platten auf dem Ladentisch gesteckt. Wie zu sich selbst flüsterte sie:
    »Da ist ja geschnittene Wurst … Die trocknet doch aus, im voraus geschnittene Wurst … Und diese Blutwurst ist geplatzt. Sicher hat sie einen Gabelstich abbekommen. Die muß fortgetan werden, die beschmutzt die Platte.«
    Lisa, die immer noch ganz zerstreut war, gab ihr die Blut wurst und die Wurstscheiben und sagte:
    »Das ist für Sie, falls Sie das mögen.«
    Das Ganze verschwand in dem Strohkorb. Fräulein Saget war so sehr an Geschenke gewöhnt, daß sie sich nicht einmal mehr bedankte. Jeden Morgen nahm sie sich alle Abfälle aus dem Laden mit. Sie ging fort, in der Absicht, ihren Nachtisch bei der Sarriette und bei Frau Lecœur zu finden, wenn sie ihnen von Gavard erzählte.
    Als die Fleischersfrau allein war, setzte sie sich auf das Bänkchen hinter dem Ladentisch und machte es sich bequem, wie um einen besseren Entschluß zu fassen. Seit acht Tagen war sie sehr besorgt. Eines Abends hatte Florent Quenu um fünfhundert Francs gebeten, ganz selbstverständlich wie jemand, der über ein offenes Konto verfügt. Quenu schickte ihn zu seiner Frau. Das verdroß ihn, und er zitterte ein wenig, als er sich an die schöne Lisa wandte. Aber ohne ein Wort zu sagen und ohne zu versuchen, den Verwendungszweck der Summe zu erfahren, ging sie in ihr Zimmer hinauf und händigte ihm die fünfhundert Francs aus. Sie sagte ihm nur, daß sie sie in die Erbschaftsabrechnung eingetragen habe. Drei Tage später nahm er tausend Francs.
    »Es lohnte nicht, selbstlos zu tun«, sagte Lisa zu Quenu, als sie am Abend schlafen gingen. »Du siehst, daß ich gut daran tat, die Abrechnung aufzubewahren … Warte, ich habe die tausend Francs von heute nicht aufgeschrieben.« Sie setzte sich an den Sekretär und überlas die Seite mit den Berechnungen. Dann fügte sie hinzu: »Es war richtig von mir, noch Platz frei zu lassen. Ich werde die Abschlagszahlungen am Rande vermerken … Jetzt wird er so häppchenweise alles verplempern … Das habe ich schon lange erwartet.«
    Quenu sagte nichts und legte sich in sehr schlechter Stimmung schlafen. Jedesmal, wenn seine Frau den Sekretär öffnete, stieß die Schreibplatte einen Trauerschrei aus, der ihm die Seele zerriß. Er nahm sich vor, seinem Bruder Vorhaltungen zu machen, um zu verhindern, daß er sich mit der Méhudin zugrunde richte; aber er traute sich nicht. In zwei Tagen verlangte Florent noch fünfzehnhundert Francs.
    Logre hatte eines Abends gesagt, wenn man Geld auftreiben könne, würden die Dinge viel schneller vonstatten gehen. Am nächsten Tage war er entzückt, diese hingeworfene Bemerkung in seine Hände in Gestalt einer kleinen Rolle Gold zurückfallen zu sehen, die er grinsend einsteckte, wobei sein Buckel vor Freude hüpfte. Von nun an war ständig etwas erforderlich: Die eine Sektion wollte ein Lokal mieten; eine andere mußte bedürftige Patrioten unterstützen; dazu kamen die Ankäufe von Waffen und Munition, das Dingen von Leuten, die Polizeikosten. Florent hätte alles hingegeben. Er hatte sich seiner Erbschaft und der schönen Ratschläge der Normande erinnert. Er schöpfte aus Lisas Sekretär und wurde einzig zurückgehalten durch die dumpfe Angst, die ihm ihr ernstes Gesicht einflößte. Niemals hätte er nach seiner Meinung sein Geld für eine heiligere Sache ausgeben können. Logre war begeistert und trug auffallende rosa Krawatten und Lackstiefel, deren Anblick Lacaille düster stimmte.
    »Das macht dreitausend

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