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Der Bauch von Paris - 3

Der Bauch von Paris - 3

Titel: Der Bauch von Paris - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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beiden Frauen drehten sich um und blickten jemandem nach, der den Fahrdamm, überquerte und in die große überdachte Straße ging.
    »Ich habe es eilig«, murmelte Frau Lecœur. »Ich habe meinen Stand allein gelassen. Außerdem will ich nicht mit ihm reden.« Auch Florent hatte sich unwillkürlich umgedreht. Er erblickte einen kleinen, untersetzten, vergnügt aussehenden Mann mit grauen, bürstenartig geschnittenen Haaren, der unter jedem Arm eine fette Gans trug, deren Kopf herunterhing und ihm beim Gehen gegen den Schenkel schlug. Und plötzlich machte Florent vor Freude eine Handbewegung, und seine Müdigkeit vergessend, lief er hinter dem Mann her. Als er ihn erreicht hatte, rief er:
    »Gavard!« und klopfte ihm auf die Schulter.
    Der Mann hob den Kopf, musterte mit überraschter Miene diese lange schwarze Gestalt, die er nicht wiedererkannte. Mit einem Male rief er dann in höchster Überraschung:
    »Sie! Sie! Wie, Sie sind das!« Beinahe hätte er seine fetten Gänse fallen lassen. Er konnte sich nicht beruhigen. Als er aber seine Schwägerin und Fräulein Saget gewahrte, die von weitem neugierig dieser Begegnung beiwohnten, begann er weiterzugehen und sagte: »Wir wollen hier nicht stehenbleiben, kommen Sie … Es gibt zu viele Augen und Zungen.«
    Und in der überdachten Straße sprachen sie miteinander. Florent erzählte, daß er in der Rue Pirouette gewesen war. Gavard fand das sehr komisch; er lachte viel und berichtete, daß Florents Bruder Quenu umgezogen sei und ein paar Schritt weiter in der Rue Rambuteau gegenüber den Markthallen seinen Fleischerladen wieder eröffnet habe. Ungeheuren Spaß machte es ihm, zu hören, daß Florent während des grauen Morgens mit Claude Lantier herumgelaufen war, diesem komischen Kauz, der ausgerechnet der Neffe von Frau Quenu war. Er wollte Florent sogleich zu dem Fleischerladen bringen. Als er dann erfuhr, daß Florent mit falschen Papieren nach Frankreich zurückgekehrt war, setzte er allerlei geheimnisvolle und ernste Gesichter auf. Er wollte in fünf Schritt Abstand vor ihm gehen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Nachdem sie die Geflügelhalle durchschritten hatten, wo er seine beiden Gänse in seinem Stand aufhängte, überquerte er die Rue Rambuteau, immer gefolgt von Florent. Dort wies er ihm in der Mitte des Fahrdamms mit einem Augenzwinkern einen großen und ansehnlichen Fleischerladen.
    Die Sonne fiel schräg in die Rue Rambuteau und entflammte die Häuserfronten, zwischen denen der Eingang zur Rue Pirouette ein schwarzes Loch bildete. Am anderen Ende stand ganz golden wie ein riesiger Reliquienschein im Sonnenstaub das große Kirchenschiff von SaintEustache. Und mitten durch die lärmende Menge rückte von der Straßenkreuzung her in einer Linie und mit regelmäßigem Besenschwingen ein Heer von Straßenfegern vor, während Kehrichtsammler mit der Forke den Unrat in Karren warfen, die alle zwanzig Schritt mit einem Klirren hielten, als werde Geschirr zerschlagen. Aber Florent achtete nur auf den großen offenen und in der aufgehenden Sonne flammenden Fleischerladen.
    Der Laden bildete fast die Ecke der Rue Pirouette. Es war eine Freude, ihn anzusehen. Er lachte ganz hell mit lebhaften Farbtupfen, die im Weiß des Marmors sangen. Das Schild, auf dem in einer Umrahmung von Zweigen und Blättern, auf mattem Grund gezeichnet, in großen goldenen Lettern der Name QUENUGRADELLE leuchtete, war eine mit Glas überdeckte Malerei. Die beiden Seitenfüllungen des Ladenfensters, gleichfalls bemalt und unter Glas, stellten pausbäckige Amoretten dar, die inmitten von Schweinsköpfen, Koteletts und Würstchengirlanden spielten; und diese mit Schnörkeln und Rosetten geschmückten Stilleben waren von einer so aquarellähnlichen Zartheit, daß das rohe Fleisch dazwischen rosige Tönungen von Konfitüren annahm. In dieser lieblichen Umrahmung war die Auslage aufgebaut. Alles war auf Unterlagen aus zurechtgeschnittenem feinem blauem Papier gebettet; stellenweise verwandelten sinnreich angeordnete Farnblätter einzelne Teller in Sträuße, die von Grün umgeben waren. Es war eine Welt von guten Dingen, von saftigen Dingen, von fetten Dingen. Zunächst stand ganz unten an der Scheibe eine Reihe Töpfe mit feingehacktem und in Schmalz gebratenem Schweinefleisch, dazwischen Töpfe mit Mostrich. Oberhalb davon kamen ausgebeinte Geflügelkeulen mit ihrem hübsch runden Gesicht, gelb wie geriebene Brotrinde, und ihrem in einen grünen Pompon auslaufenden Beinstück. Dann

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