Der Bedrohung so nah (German Edition)
geschwächt. Nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. Ich werde nicht zulassen, dass sie erneut verletzt wird.“
„Dafür zahlt sie einen ziemlich hohen Preis.“
Seine Miene verdunkelte sich. „Sie sind gerade an einer Grenze angelangt, die Sie lieber nicht überschreiten sollten.“
„Grenzüberschreitungen gehören zu meinen Stärken, Chief. Das sollten Sie doch inzwischen wissen.“
„Sie sind leichtsinnig und unverantwortlich. Nicht nur, was Ihre persönliche Sicherheit angeht, sondern auch mit Ihren Worten.“
„Sie haben mich nach meiner Meinung gefragt, Chief. Ich sage Ihnen nur, was ich denke. Sie ersticken das Kind mit Ihrer …“
„Sie braucht meinen Schutz.“
„Sie braucht ein Leben, das wieder lebenswert ist. Zur Hölle mit den Risiken.“
„Es war Leichtsinn, der sie in den Rollstuhl gebracht hat!“ Bedrohlich kam er auf sie zu. „Und das werde ich nicht noch einmal zulassen. Also lassen Sie sie in Ruhe!“
Seine Worte ebenso wie seine Wut ließen sie innehalten. Zitternd und schwer atmend stand sie ihm gegenüber. Sie hatte es nicht gewollt, aber es sah ganz danach aus, als habe sie seine ganz persönliche Büchse der Pandora in seiner Brust geöffnet, die nun vor Schmerz überquoll.
Abrupt drehte er sich um. Offenbar war ihm bewusst geworden, wie haarscharf er davor war, die Kontrolle zu verlieren. Er ging zur Motorhaube des Wagens, stützte sich mit den Händen darauf ab und ließ den Kopf sinken.
Einige Minuten lang war nur das zirpende Geräusch der Grillen zu hören. Erschüttert lehnte Erin an der Fahrertür. Ihr Herz schlug viel zu schnell. Sie hätte ihm gern von ihrer freiwilligen Arbeit bei der Quest Foundation erzählt, einer Stiftung, die sich darauf spezialisiert hatte, körperlich behinderten Kindern dabei zu helfen, sich im Leben zurechtzufinden. Doch so wütend, wie er war, würde sie sicherlich nicht zu ihm vordringen.
Er stieß sich vom Auto ab und richtete sich auf. Dann kam er seufzend auf sie zu. „Es tut mir leid“, sagte er.
„Schon in Ordnung. Es geht mich nichts an.“
„Ich habe die Fassung verloren. Und das nicht zum ersten Mal. Das ist absolut nicht in Ordnung.“ Er stieß einen Fluch aus, dann sah er sie wachsam an. „Stephanie bedeutet mir alles, McNeal. Alles. Ich liebe sie mehr als mein Leben. Die letzten drei Jahre waren die Hölle für sie. Und ich werde ihr weiteres Leid ersparen, koste es, was es wolle.“
Seine Augen waren dunkel wie die Nacht. Als sie den gequälten Ausdruck darin sah, hätte sie am liebsten die Hand ausgestreckt und ihn berührt, um ihm zu zeigen, dass er nicht allein war. Doch sie wusste, dass er ihr nicht glauben würde.
„Ich weiß, Sie wollen nur das Beste für Steph“, sagte sie.
„Darum passe ich auf sie auf.“
„Nick, ich wollte mich nicht einmischen. Ich bin manchmal nur etwas …“
„Impulsiv?“ Der Ansatz eines Lächelns umspielte seine Lippen.
„Das höre ich nicht zum ersten Mal.“ Offenbar war er darum bemüht, die Spannung zwischen ihnen beiden zu lösen. Erleichtert atmete sie aus. „Warum sitzt Steph im Rollstuhl?“
Er schwieg so lange, dass Erin schon befürchtete, er würde ihr überhaupt nicht mehr antworten. Als er es endlich tat, war seine Stimme so tief und leise, dass sie sich vorbeugen musste, um ihn zu verstehen.
„Der Autounfall vor drei Jahren. Meine Frau kam dabei ums Leben, und Stephanie ist dabei an der Wirbelsäule verletzt worden. Sie hat zwei Wochen auf der Intensivstation gelegen.“
Er hatte den Blick in die Dunkelheit über dem Rasen gerichtet. Sogar im Profil konnte Erin seine angespannten Gesichtszüge sehen. Die Tiefe seiner Gefühle spiegelte sich in seinen Augen wider. Es brach ihr beinah das Herz, zu sehen, wie er nach Worten rang.
„Zwei Wochen später musste ich in ihre unschuldigen Augen blicken und ihr eröffnen, dass sie vielleicht nie wieder würde laufen können. Noch nie in meinem Leben ist mir etwas so schwer gefallen.“ Er lachte freudlos auf. „Und das Einzige, worum sie sich gesorgt hat, war, dass sie dann vielleicht nicht mehr für Bandito sorgen könnte. Und das von einem kleinen Mädchen, das sein Leben für Basketball und Reitshows gegeben hätte und das gerade seine Mutter verloren hatte. Ihre Tapferkeit hat mich zutiefst beschämt.“
„Es tut mir leid, Nick. Ich kann mir vorstellen, wie hart es gewesen ist.“ Ihre Worte klangen unpassend.
„Ja, McNeal, mit tut es auch leid. Sie ist ein wundervolles Kind.“
„Ich
Weitere Kostenlose Bücher