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Der Bedrohung so nah (German Edition)

Der Bedrohung so nah (German Edition)

Titel: Der Bedrohung so nah (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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große Liebe. Auf keinen Fall würde sie dafür ihre Karriere aufs Spiel setzen. Es war das Beste, Nick aus dem Weg zu gehen, versicherte sie sich selbst. Das war nicht nur am einfachsten, sondern vor allem auch am sichersten. Sie würde ihre Zeit in Logan Falls absitzen, bis sie wieder auf die Beine gekommen war. Mit etwas Glück war Frank vielleicht sogar schon in sechs Monaten bereit, sie wieder einzustellen. Dann würde sie endlich dorthin zurückkehren, wo sie hingehörte: nach Chicago.
    Sie zuckte zusammen, als die Klingel an der Eingangstür ertönte. Eigentlich hatte sie Hector erwartet, doch als sich die Tür öffnete, rollte stattdessen Stephanie herein. Unsicher, wie sie nach dem Fiasko auf der Geburtstagsparty dem Mädchen gegenübertreten sollte, blickte Erin auf das Formular vor sich und gab weitere Informationen in den Computer ein.
    „Hi.“
    Erin sah auf. Als sie sah, wie das Mädchen damit kämpfte, ihren Rollstuhl durch die Tür zu bugsieren, wurde ihr sofort warm ums Herz. „Hi, Steph“, sagte sie. „Ist alles in Ordnung?“
    „Ja, danke.“ Die mangelnde Begeisterung in ihrer Stimme war uncharakteristisch für eine Neunjährige. „Ist mein Dad da?“
    Besorgt rollte Erin mit ihrem Stuhl zurück und sah das Mädchen an. „Du bist doch nicht etwa krank, oder?“
    Nein, ich bin nur sehr traurig und einsam und brauche jemanden zum Reden . Es stand Stephanie so deutlich ins Gesicht geschrieben, als hätte sie die Worte ausgesprochen. Mitgefühl und ein merkwürdiges Gefühl von Verständnis machten Erin das Herz schwer. Wie oft hatte sie als Kind die gleiche Traurigkeit gespürt, da sie ohne Mutter aufgewachsen war. Sie fragte sich, ob Nick diese Traurigkeit ebenfalls sah, wenn er in die Augen seiner Tochter blickte. Und ob es ihn innerlich zerriss, weil es nichts gab, was er tun konnte, um ihr zu helfen.
    „Ich hatte gehofft, dass mein Dad hier ist, damit er mich nach Hause fahren kann“, sagte Stephanie.
    „Hector hat gesagt, dass Nick heute fast den ganzen Tag bei Gericht ist. Aber ich kann ihn anrufen, wenn du möchtest.“
    Stephanie sah auf ihren Rucksack. „Können Sie mich nach Hause fahren?“ Nick hatte sie vorgewarnt, dass Stephanie hin und wieder die Schule schwänzen würde, und hatte beide seiner Deputys angewiesen, den Direktor anzurufen und seine Tochter nach Hause zu Mrs Thornsberry zu fahren, wenn sie auf der Polizeiwache aufkreuzte, während er nicht da war.
    „Natürlich kann ich das.“ Es war das Letzte, was sie tun konnte, seit sie Stephanie auf ihrer Party in Aufruhr gebracht hatte. „Dann habe ich wenigstens einen Grund, diesen Papierkram liegen zu lassen.“
    Erin brauchte beinah zehn Minuten, um Stephanie aus dem Rollstuhl zu heben und sie im Streifenwagen anzuschnallen. Als sie endlich den Rollstuhl im Kofferraum verstaut hatte, war sie ganz schön ins Schwitzen gekommen. Zum ersten Mal wurde ihr das Ausmaß der Verantwortung bewusst, die Nick für seine Tochter trug. Sie wusste, dass er sein Schicksal, ohne zu klagen, auf sich nahm, doch ihr war auch klar, wie viel Liebe und Hingabe es erforderte, sich um ein körperlich behindertes Kind zu kümmern.
    Sie bog in die Commerce Street ein und machte sich auf den Weg zu Nicks Haus.
    „Wahrscheinlich denken Sie, dass ich mich wegen des Basketballs ganz schön angestellt habe“, sagte Stephanie nach einer Weile.
    Die Aussage überraschte Erin. Da sie nicht so genau wusste, was sie erwidern sollte, warf sie einen Blick in den Rückspiegel und studierte das Mädchen. „Es war mein Fehler. Ich hätte wissen müssen, dass ein Basketball dich traurig machen könnte.“
    „Das hat er nicht. Also vielleicht schon, aber nur am Anfang. Aber jetzt hab ich mich langsam an die Idee gewöhnt. Ich glaube, dass es mir vielleicht sogar Spaß machen könnte. Wieder Basketball zu spielen, meine ich.“
    „Es ist in Ordnung, wenn der Ball dir nicht gefällt, Steph. Ich nehme ihn gern zurück und …“
    „Aber ich möchte ihn behalten“, widersprach das Mädchen. „Es ist nur … Als ich ihn gesehen habe, musste ich daran denken, dass ich vielleicht nie wieder gehen kann, und das hat mich traurig gemacht. Aber dann habe ich darüber nachgedacht und überlegt, ob ich nicht ein paar Trainerstunden oder so etwas nehmen könnte.“
    „Du möchtest lernen, wie man Rollstuhlbasketball spielt?“, fragte Erin vorsichtig.
    „Vielleicht. Also, Sie haben ja gesagt, dass es Training für Kinder im Rollstuhl gibt, oder?“
    Sie dachte

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