Der Bedrohung so nah (German Edition)
gemacht. Im Hindernisreiten war er nicht ganz so gut. Ich kann Ihnen meine Auszeichnungen zeigen, wenn Sie möchten.“
„Die würde ich sogar sehr gerne sehen. Genauso wie Bandito.“
Das kleine Mädchen strahlte. „Wirklich?“
„Na klar.“ Erin brachte den Wagen zum Stehen.
„Interessieren Sie sich wirklich für Pferde? Ich dachte neulich, Sie wollten nur nett sein.“
„Ich mag Pferde sehr. Und ich bin auch sehr nett.“ Erin sah Stephanies Lächeln und fügte hinzu: „Wenn du mich erst mal richtig kennst.“
„Glauben Sie wirklich, dass ich ihn irgendwann wieder reiten kann, Erin? Ich meine, mit meinen Beinen und so? Sie haben neulich gesagt, dass es geht, und ich musste immer daran denken.“
Erin wollte keine falschen Hoffnungen wecken. Das Mädchen hatte in den vergangenen Jahren schon zu viele Enttäuschungen erleben müssen. Und Nick schien strikt gegen alles zu sein, was auch nur das geringste Risiko in sich barg oder irgendwie gefährlich war. Doch Erin war sich sicher, dass Stephanie wieder auf dem Rücken eines Pferdes würde sitzen können. Sie hatte gesehen, wie Kinder mit wesentlich schwereren Behinderungen es mit der Hilfe von Erwachsenen geschafft hatten, als sie für einige Wochen bei der Quest Foundation gearbeitet hatte. Sie selbst hatte einen Jungen im Teenageralter mit Syringomyelie betreut. Vermutlich würde Nick ihr diese kleine Freude im Namen der Sicherheit untersagen. Andererseits hatte er sich offenbar auch beim Basketball erweichen lassen. Was konnte er schon dagegen haben, wenn sie auf Bandito saß?
„Möchtest du es mal ausprobieren?“, fragte Erin und hoffte inständig, dass sie sich damit nicht wieder in etwas hineinmanövriert hatte, das Nick erneut gegen sie aufbrachte.
Stephanies breites Lächeln war Antwort genug.
„Oh Honey, ich weiß nicht.“ Nervös befühlte Mrs Thornsberry ihre Perlenkette mit den Fingern.
„Ach bitte, bitte!“, sagte Stephanie und bewegte den Rollstuhl mit den Armen in der Küche vor und zurück. „Bandito ist so einsam, Mrs T., und Erin hat gesagt, sie würde mich begleiten.“
„Begleiten?“, fragte die ältere Dame. „Wie das?“
„Ich gehe nebenher und passe auf, dass sie nicht herunterfällt“, erklärte Erin von ihrem Platz an der Küchentür aus.
„Oh.“ Mrs Thornsberry bedachte Erin mit einem strengen Blick. „Haben Sie das schon mal gemacht?“
„Ich habe ein paar Monate ehrenamtlich bei der Quest Foundation in Chicago gearbeitet. Sie haben dort ein anerkanntes Reitprogramm.“
Offenbar sagte das der älteren Dame etwas. „Ich habe davon gehört. Eine sehr angesehene Institution.“
Erin nickte. „Die Freiwilligen durchlaufen ein ziemlich intensives Trainingsprogramm.“
Mrs Thornsberry sah immer noch nicht überzeugt aus.
„An meinem ersten Tag“, fuhr Erin fort, „habe ich zugesehen, wie ein querschnittsgelähmter Vierzehnjähriger zum ersten Mal in seinem Leben geritten ist. Nie wieder werde ich seinen Gesichtsausdruck vergessen, als sie ihn auf das Pferd gehoben haben. Es war eines der bewegendsten Erlebnisse in meinem Leben.“
„Kommen Sie Erin, ich zeige Ihnen meine Turnierschleifen“, unterbrach Stephanie sie. „Einen Pokal habe ich auch.“
Mrs Thornsberry trocknete sich die Hände an einem Geschirrhandtuch ab und sah zu Stephanie hinunter. „Honey, warum holst du nicht deine Stiefel, während Erin und ich uns noch kurz unterhalten.“
Erin atmete tief durch. Sicher würde Mrs Thornsberry ihr einen Vortrag halten. Sie war mal wieder zu weit gegangen. Es wäre nicht das erste Mal, seit sie in Logan Falls war.
„Sie haben doch nicht vor, Erin davon abzuhalten, mit mir zu reiten, oder?“, fragte Steph.
„Ab mit dir.“ Mrs Thornsberry schob den Rollstuhl in Richtung Tür. „Hol deine Reitstiefel aus dem Schrank, und dann helfe ich dir, sie anzuziehen. Wenn deine Füße zu geschwollen sind, kannst du auch Turnschuhe anziehen.“
„Wirklich? Okay!“
Als das Mädchen außer Hörweite war, drehte sich die ältere Dame zu Erin um. „Es ist lange her, dass ich sie so aufgeregt gesehen habe.“
„Ich hoffe, ich habe ihr nicht zu viel Hoffnung gemacht“, sagte Erin. „Ich möchte nicht, dass sie enttäuscht wird.“
„Sie meinen, wenn Nick es ihr nicht erlaubt?“
Erin sah Mrs Thornsberry in die Augen. „Er scheint fest entschlossen, jegliche Aktivität, die auch nur im Ansatz gefährlich sein könnte, von ihr fernzuhalten.“
„Nick ist ein guter Mann, Erin. Er kann
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