Der Bedrohung so nah (German Edition)
haben.“
Sie führte das Pferd in den Pferch, wobei sie Stephanie nicht aus den Augen ließ. Die Septembersonne brannte auf Erins dunkelblaue Uniform herunter, und sie begann zu schwitzen. Für einen Herbsttag im Mittleren Westen war es ziemlich warm, doch sie war so verzaubert von dem Strahlen auf Stephanies Gesicht, dass ihr die Hitze nichts ausmachte. Es war der perfekte Tag für einen Ausritt.
„Ich möchte traben“, sagte Stephanie.
„Auf keinen Fall.“
„Ich werde schon nicht runterfallen.“
„Das sagen alle, bevor sie vom Pferd fallen.“
Stephanie kicherte. „Okay, können Sie ihn dann wenigstens etwas schneller laufen lassen? Er braucht die Bewegung.“
„Ich bin diejenige, die sich hier bewegt“, maulte Erin gut gelaunt, doch sie dachte an Nick. „Kein Trab, Kleine.“
„Okay, dann heben wir uns das fürs nächste Mal auf.“
Erin wischte sich den Schweiß von der Schläfe. Sie hoffte inständig, dass es ein nächstes Mal geben würde.
„Das macht Spaß!“
„Kein Wunder“, sagte Erin. „Die ganze Arbeit bleibt ja auch an Bandito und mir hängen.“
Obwohl sie ziemlich außer Atem war, musste sie lächeln. Sie war dabei, ihre frische Uniform durchzuschwitzen, während sie das Pferd weiter durch den Pferch führte. Staub hatte sich auf ihre Stiefel und den Saum ihrer Hose gelegt, und ihre Haare lösten sich langsam aus dem Knoten im Nacken. Doch es machte ihr nichts aus. Dafür genoss sie es viel zu sehr, Stephanie zuzusehen. Sie mochte das Mädchen, und eine tiefe Zufriedenheit überkam sie, als sie sah, was für eine Freude sie ihm gemacht hatte.
Am hinteren Ende der kleinen Koppel blieb Erin stehen.
„Was ist los?“, fragte Stephanie.
„Ich habe Seitenstiche.“ Gerade wollte sie Stephanie fragen, ob sie Durst hatte, als sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung am Ende der Auffahrt sah. Bestürzt erkannte sie den Wagen, der die Auffahrt hinaufgefahren kam und eine Wolke Staub hinter sich aufwirbelte. Es war Nicks Suburban.
8. KAPITEL
Nick blieb fast das Herz stehen, als er sah, wie Stephanie mit Erin an ihrer Seite auf Bandito eine Runde drehte. Er traute seinen Augen kaum. Das Pferd lief schnell genug, dass Stephanie sich ernsthaft hätte verletzen können, wenn sie das Gleichgewicht verloren und heruntergefallen wäre.
Wie konnte Erin nur so verantwortungslos sein?
Er trat abrupt auf die Bremse und brachte den Wagen in Sichtweite der Koppel vor der Scheune zum Stehen. Dann riss er die Tür auf und rannte los. Als er die Scheune betrat, war er außer Atem, nicht nur von dem kurzen Sprint, sondern auch von der Wut, die in ihm brodelte und die sein Blut wie heißes Quecksilber durch seine Adern pumpte.
Nick war immer stolz auf seine Selbstbeherrschung gewesen. Seit er mit neunundzwanzig Vater geworden war, hatte er daran gearbeitet, seine Emotionen im Zaum zu halten, vor allem seine Wut. Doch als er sah, wie Erin das Pferd mit seinem kleinen Mädchen auf dem Rücken durch die Hintertür der Scheune hereinführte, gingen seine Gefühle mit ihm durch. „Was glauben Sie, was Sie da tun?“, herrschte er sie an.
Erin blieb stehen und sah ihn mit wachsamen Augen an. „Ich habe …“
„Nicht böse sein, Dad.“
Stephanies Worte trafen ihn wie Peitschenhiebe. Er sah seine Tochter an und spürte, wie sich der Druck in seiner Brust verstärkte. „Ich bin nicht böse auf dich, Steph.“
„Aber du sollst auch nicht auf Erin böse sein. Sie hat nichts Falsches getan. Es war meine Idee, auf Bandito zu reiten.“
Noch immer tief erschüttert von der Angst und dem Zorn, die ihn so unvorbereitet übermannt hatten, ging Nick langsam zu dem Pferd und streckte die Arme aus. „Komm her“, sagte er und zog Stephanie in seine Arme. Ihr Klein-Mädchen-Duft hüllte ihn ein wie eine weiche Wolke. „Alles okay?“, fragte er.
„Mir geht es gut, Dad. Ehrlich. Wir sind nur ganz langsam geritten.“
Er schloss die Augen, um den herannahenden Gefühlsausbruch abzuwehren. Er würde nicht zulassen, dass diesem unschuldigen Kind wehgetan wurde. Nicht noch einmal. Und ganz bestimmt nicht durch die fahrlässige Rücksichtslosigkeit eines Erwachsenen.
„Du riechst nach Bandito.“
Stephanie grinste. „Ich mag seinen Geruch.“
Nick zwang sich zu einem Lächeln. Sie sollte nicht merken, wie aufgebracht er war. „Könntest du nach drinnen gehen und Mrs T. bitten, eine Tasse Kaffee für mich zu machen, Honey?“
Das Mädchen sah ihn misstrauisch an. „Du wirst Erin anschreien,
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