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Der Bedrohung so nah (German Edition)

Der Bedrohung so nah (German Edition)

Titel: Der Bedrohung so nah (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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Buchstaben auf dem Nummernschild waren überklebt.
    Wie sie es in verschiedenen Kursen in den letzten Jahren gelernt hatte, trat sie auf die Bremse. Vielleicht ein Betrunkener, sagte sie zu sich selbst, während sie auf den Tacho guckte und langsam wurde.
    Ohne den Wagen aus den Augen zu lassen, griff sie nach ihrem Funkgerät, um Hector um Verstärkung zu bitten.
    Ein weiterer Stoß, dieses Mal noch heftiger als der zuvor, schlug ihr das Gerät aus der Hand. Gerade rechtzeitig hob sie den Blick, um zu sehen, wie der Lincoln nach links ausscherte und versuchte, neben ihr aufzuschließen. Sie lehnte sich vor und schnappte das Funkgerät vom Boden. Instinktiv trat sie aufs Gas.
    „Hier ist McNeal. Ich brauche Verstärkung. Ich bin auf der County Line Road, westlich der Logan Creek Brücke.“
    Sie sah zu dem Lincoln, der nun fast neben ihr war. Ihr Magen krampfte sich zusammen, als sie den Lauf einer Schrotflinte entdeckte, die aus dem geöffneten Beifahrerfenster auf sie gerichtet war.
    „Hector, hier ist Erin. Er hat eine Schrotflinte. Verdammt, er versucht …“
    Ihre Windschutzscheibe explodierte. Glassplitter prasselten auf sie nieder. Erin blieb keine Zeit zu schreien. Sie zog das Steuer mit einem Rück nach links, in der Hoffnung, den Lincoln zu rammen und von der Straße abzutreiben. Sie konnte die Motorhaube im Seitenspiegel sehen. Mit heulendem Motor schloss der Lincoln zu ihr auf. Sie sah auf den Tacho. Nur achtzig Stundenkilometer. Es kam ihr vor wie hundertfünfzig.
    Ein zweiter Schuss löste sich aus der Schrotflinte. Instinktiv duckte Erin sich. Sie griff nach ihrem Revolver und zog ihn aus dem Halfter. Im Rückspiegel sah sie, dass der Lincoln ziemlich weit zurückgefallen war.
    Der Streifenwagen fuhr über eine Bodenwelle und geriet ins Schlingern. Als sie merkte, dass sie auf dem Standstreifen fuhr, trat sie mit voller Kraft auf die Bremse, doch es war zu spät. Die Logan Creek Brücke erschien bedrohlich in ihrem Blickfeld. Der Wagen machte einen Satz. Erin sah hohes Gras und ein grünes Kaleidoskop aus Bäumen, die viel zu schnell auf sie zukamen. Oh Gott, der Wagen würde sich überschlagen. Schreiend stemmte sie sich gegen die Rückenlehen – und betete, dass die Männer im Lincoln nicht vorhatten, ihr die Böschung hinunterzufolgen, um ihren Job zu Ende zu bringen.

9. KAPITEL
    Nick hätte wissen müssen, dass Stephanie wütend auf ihn sein würde. Natürlich verstand sie nicht, warum er Erin fortgeschickt hatte. Dass es besser für sie war und sie beide vor weiterem Leid bewahrte.
    Ehrlich gesagt war er sich noch nicht einmal sicher, ob er selbst verstand, warum er solche Probleme mit Erin hatte. Aber eins stand fest: Sein Instinkt sagte sie ihm, dass sie eine Bedrohung darstellte. Für Stephanie. Und vielleicht auch für ihn. Er wusste nicht, was ihm mehr Angst machte.
    Er hatte die Gemeinsamkeiten zwischen Rita und Erin bislang nicht zugeben wollen, doch die Wahrheit ließ sich nicht länger leugnen. Es gab Parallelen. Rita hatte das Risiko geliebt. Sie war spontan gewesen. Mutig und unerschrocken. Und vor langer Zeit einmal hatte er sie dafür geliebt. Doch dann hatte sie das Schicksal einmal zu oft herausgefordert. Und nach dem Schmerz, der ihr Tod ihm zugefügt hatte, war ihm die Lust auf Risiko gründlich vergangen. Vor allem wenn es um Herzensangelegenheiten ging. In den letzten drei Jahren hatte er tausendfach für seine Liebe büßen müssen.
    War er dabei, mit Erin den gleichen Fehler zu begehen? Und was war mit Stephanie? Sie hatte ihre Mutter verloren und die Fähigkeit zu laufen. Das unendlich kostbare Geschenk einer glücklichen Kindheit war ihr geraubt worden.
    Er wünschte sich so, dass sie wieder unbeschwert und fröhlich sein konnte. So sehr, dass er es mit jeder Faser seines Körpers spürte. Egal, wie sehr er sich zu Erin hingezogen fühlte – oder wie viel sie ihm inzwischen bedeuten mochte –, sie war genau das, was er im Moment nicht brauchte. Eine Beziehung mit einer draufgängerischen Polizistin aus Chicago würde ihn unweigerlich ins Unglück führen. Er durfte sie nicht zu nah an sich heranlassen oder – Gott bewahre – zulassen, dass er sein Herz an sie verlor.
    Nick musste beinahe lachen, so absurd kam ihm die Situation vor. Nein, er würde sich nicht in Erin McNeal verlieben. Es stimmte zwar, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte, aber welcher Mann in den besten Jahren würde das nicht tun? Schließlich war sie unglaublich sexy. Doch am Ende zählte nur

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