Der Bedrohung so nah (German Edition)
dann drückte er auf Wiederwahl. „Wurde auch Zeit, dass du anrufst, Frank. Ich dachte schon, du meidest mich.“
„Hey, warum sollte ich so was tun, mein Freund?“, fragte Frank.
„Vielleicht hat es etwas mit Erin McNeal zu tun.“
„Meine Lieblingsnichte“, sagte Frank unbedarft. „Und ein guter Cop ist sie auch noch. Wie läuft es mit ihr?“
„Großartig, mal abgesehen davon, dass ich es nicht leiden kann, wenn jemand meine Deputys von der Straße abdrängt und auf sie schießt. Du hast nicht zufällig eine Ahnung, worum es dabei gehen könnte, oder?“
Nur das Rauschen einer angespannten Stille drang durch die Glasfaserkabelleitung.
„Ich finde, es ist an der Zeit, dass du mir einen Tipp gibst. Ganz offensichtlich scheinst du das vergessen zu haben, als du sie zu mir runtergeschickt hast“, fuhr Nick seinen Freund an. „Wer hat es auf sie abgesehen, Frank?“
Ein Fluch durchbrach das Schweigen, dann war ein Seufzen zu hören. „Geht es ihr gut?“
„Es geht ihr gut. Ich habe sie beurlaubt. Und ich warte immer noch auf eine Antwort.“
„Ich weiß selbst nicht ganz genau, was los ist, Nick.“
„Aber offensichtlich weißt du mehr als ich. Ich wäre dir dankbar, wenn du mir mitteilen könntest, was du weißt.“
Frank seufzte. „Du hast doch von der Schießerei gehört, in die Erin vor sechs Monaten verwickelt war, oder? Und von dem Jungen, den sie in der Nacht in der Lagerhalle angeschossen hat?“
„Ja. Und weiter?“
„Wir haben das Blut vom Tatort ins Labor zum DNA-Test geschickt. Es war zwar ziemlich unwahrscheinlich, dass uns das weiterbringt, aber einen Versuch war es trotzdem wert. Als wir die vorläufigen Ergebnisse hatten, haben wir sie in die nationale Datenbank eingegeben, aber ohne Erfolg.“
Nick merkte, wie sich seine Nackenhaare sträubten. „Also konntet ihr den Kerl nicht identifizieren. Was hat es dann mit McNeal zu tun?“
„Erin und Danny Perrine haben in der Nacht einen Tipp bekommen, Nick. Angeblich sollte ein Heroin-Deal stattfinden. Ein paar Kilos gegen Cash. Eigentlich keine große Sache.“
Nick war nicht sicher, ob es ihm gefiel, was Frank zu sagen hatte. Wenn es um Schusswechsel ging, bei denen Polizisten verletzt wurden, hielt er nicht viel vom Rätselraten. Und noch viel weniger gefiel ihm, in welche Richtung sich die ganze Sache entwickelte. „Wer war der Kerl?“
„Sagt dir der Name Damon DiCarlo was?“
Das Herz hämmerte in seiner Brust. „Wenn er mit Vic DiCarlo verwandt ist, dann haben wir ein ernsthaftes Problem.“
„Damon ist sein Sohn.“
Dieses Mal war es an Nick zu fluchen. Vic DiCarlo war so etwas wie der Pate von Chicago. Skrupellos. Mächtig. Und für Brutalitäten bekannt, bei denen selbst erfahrenen Cops übel wurde. „Und so was verschweigst du mir, du Mistkerl?“
„Ganz ruhig, Nick, ich bin noch nicht fertig.“
„Warum wusste ich nichts davon?“
„Weil ich es selbst erst seit Kurzem weiß. Abgesehen davon dachte ich, dass Erin da unten bei dir in Sicherheit sein würde.“
Ein eisiger Schauer lief Nick über den Rücken, als sich die Dinge in seinem Kopf langsam zu einem Bild zusammenfügten. Erin hat Vic DiCarlos Sohn angeschossen.“
„Das vermuten wir jedenfalls.“
„Und warum, zur Hölle, hat die Polizei von Chicago sechs Monate gebraucht, das rauszufinden?“
„Damon DiCarlo ist polizeilich nicht erfasst“, sagte Frank. „Er war noch nie in Haft, und seine DNA befindet sich nicht in der Datenbank. Wir brauchten erst einen Durchsuchungsbefehl für seine Wohnung. Und selbst dann war es nicht einfach, etwas Brauchbares zu finden. Am Ende konnten wir die DNA anhand der Haarwurzel eines Haars von seiner Bürste identifizieren. Aber das hat eine Weile gedauert. Danach mussten die Laborergebnisse mit dem Blut vom Tatort verglichen werden, was auch nicht ganz einfach war.“
„Habt ihr ihn euch schon vorgeknöpft?“
„Das hätten wir gerne schon vor Wochen getan, dann wären wir auch wesentlich schneller an seine DNA gekommen, aber Damon DiCarlo ist verschwunden. Das FBI hat schon seit Wochen ein Team auf ihn angesetzt, konnte ihn aber bislang nicht ausfindig machen.“
„Wie lange ist er schon verschwunden?“
„Seit sechs Monaten.“
Nick fluchte erneut. „Was ist mit seinem Alten?“
„Der ist auf Sizilien, wo wir ihn nicht kriegen können …“
„Er ist nicht auf Sizilien.“
Frank zögerte. „Laut FBI schon.“
„Ich wette, dass er sich in den USA aufhält. Vielleicht sogar hier
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