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Der Benedict Clan 01 - Auf immer und ewig

Der Benedict Clan 01 - Auf immer und ewig

Titel: Der Benedict Clan 01 - Auf immer und ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
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Luke nicht aufnehmen. Seine Vorfahren lebten schon an diesem See, als der noch eine Schleife des Mississippi war. Der Stammbaum seiner Familie weist einen indianischen Zweig auf. Tunica und Natchez."
    „Wirklich?"
    „Das ist nichts Ungewöhnliches in dieser Gegend."
    Wieder kam es Regina vor, als würde sie sich in einem fremden Land befinden. Das Leben, das Kane ihr beschrieb, die enge Beziehung zu seinem Cousin, all das waren unbekannte Dinge für sie. Vielleicht fand sie sie gerade deshalb so faszinierend. „Wohnte Ihr Cousin hier in der Nähe?" fragte sie.
    „Gleich um die Ecke. Er wohnt übrigens noch immer dort."
    Ihr Interesse schien ihn zu überraschen. Sie sah es an dem Ausdruck in seinen dunkelblauen Augen. Es war ein Ausdruck, der sie zur Vorsicht gemahnte. Sie wandte sich wieder dem See zu. „Ihr Großvater erwähnte gestern, dass dies alles hier einmal Teil des Mississippi gewesen sei. Stimmt das?"
    „Ja, ehe der Fluss seinen Lauf änderte und sich ein neues Bett grub", beantwortete er nach einem Moment des Schweigens ihre Frage. „Dabei verschlammte zum Beispiel die Öffnung dieser Schleife, und ein See ohne Verbindung zum Fluss entstand. Das Phänomen ist nicht ungewöhnlich. Etwas weiter nördlich von hier gibt es einen ebensolchen See, den Old River, und weiter unten einen, der False River genannt wird, und noch viele andere. Aber nur unser See ist von dieser Sumpflandschaft umgeben. Sie entstand dadurch, dass ein kleinerer Nebenfluss durch den Mississippi blockiert wurde und sich daraufhin in die Marschen auszubreiten begann. Er fließt letztendlich in diesen See und sorgt für eine ständige Zufuhr frischen Wassers."
    Regina nickte, selbst wenn sie der Erklärung nur vage zu folgen vermochte. Es war so friedlich hier. Die Sonne schien, ein feuchter, warmer Wind strich ihr übers Gesicht und raschelte in den Baumkronen über ihrem Kopf. Die Blätter, das Gras, die Schlingpflanzen, die niedrigen Büsche, die Wasserpflanzen zu ihren Füßen - alles war von einem so satten Grün, dass selbst das Sonnenlicht den grünen Schimmer anzunehmen schien. Sie spürte geradezu, wie Spannung und Nervosität von ihr abfielen und sich Ruhe und Frieden in ihr auszubreiten begannen.
    Der Tag schien in einen gemächlichen Rhythmus zu fallen, in dem Zeit keine Rolle spielte. Unwillkürlich begann sie Vergleiche anzustellen, dachte an New York mit seiner Hektik und seinen lauten, schmutzigen Straßenschluchten und überlegte, wie anders sie sich wohl entwickelt hätte, wäre sie inmitten diesem Zauber unberührter Natur großgeworden.
    Während sie so ihren Gedanken nachhing, schwang sich plötzlich ein Fischreiher, der unbeweglich am Rand des Wassers gestanden hatte, in die Luft. Mit der Hand die Augen beschattend, blickte Regina ihm nach. Der große Vogel war unglaublich schön mit seinem silbrigblauen, in der Sonne glänzenden Gefieder. Und vor allem war er frei. Wie beneidete sie ihn um seine Freiheit! Er hatte keine Verpflichtungen, steckte nicht wie sie in einem schier auswegslosen Dilemma, das ihn um den Schlaf brachte. Er brauchte sich nur um die Nahrungsaufnahme zu kümmern und vielleicht um seine Jungen.
    „Na, haben Sie genug gesehen?"
    Regina zuckte zusammen. Sie hatte fast vergessen, dass Kane hinter ihr stand, dass er sie beobachtete, sich ein Urteil über sie bildete. Sie wirbelte herum. Das Blut schoss ihr in die Wangen. Mit großen Augen blickte sie ihn an.
    Mit einer schnellen Bewegung fasste er sie beim Ellbogen, um sie zu stützen. „Sind Sie okay?"
    Regina schluckte. „Oh, ja", sagte sie und lachte unsicher. „Ich war nur gerade ... meilenweit entfernt."
    „Fehlt Ihnen wirklich nichts?" Sein Blick ruhte auf dem nur halb von ihrem Haar verdeckten Bluterguss an ihrer Schläfe.
    „Es ... geht mir gut. Wirklich."
    Er betrachtete noch einen Moment ihr Gesicht und nickte dann. „Okay, vielleicht sollten wir jetzt gehen."
    Er ließ ihren Ellbogen nicht los, als sie nebeneinander zum Auto zurückgingen. Die Berührung seiner Finger brannte auf ihrer Haut wie Feuer. Sein Verhalten war fürsorglich, hatte jedoch fast etwas Besitzergreifendes. Regina entzog ihm ihren Arm. Dabei wunderte sie sich, weshalb ihr die Geste so schwer fiel. Vielleicht war doch irgendetwas mit ihr nicht in Ordnung.
    Kane sprach erst Minuten später wieder, nachdem sie die Straße erreicht hatten und an stattlichen Häusern vorbeifuhren, die, von der Straße zurückgesetzt, von riesigen alten Eichen beschattet wurden.

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