Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind
Jahrzehnten völliger Sicherheit begründet lag. Anstatt die Frauen und Kinder irgendwo sicher unterzubringen und Grand Point in ein befestigtes Lager zu verwandeln, machten sie daraus ein Familientreffen. Wie konnten sie glauben, sich gegen Männer zu behaupten, für die der Tod in einem heiligen Krieg den Einzug ins Paradies bedeutete?
Die Szenen draußen im Garten und in der Küche wollte ihr einfach nicht aus dem Kopf gehen. Etwas fehlte hier, doch sie kam einfach nicht darauf, was es war.
Dann wurde es ihr klar: Schrecken! Genau das war es, was hier fehlte, vor allem bei den Frauen. Die Ehefrauen der Benedict-Männer waren zwar beunruhigt, aber sie hatten keine Angst. Ihr Lächeln und ihre Blicke verrieten, dass sie darauf vertrauten, von ihren Männern beschützt zu werden.
Das würde sich schnell ändern, denn sie, Chloe, hatte den Schrecken mitgebracht. Bald würden Ahmad und seine Leute mit ihren Waffen und ihrem Sprengstoff herkommen, mit ihren fanatischen Ansichten und ihrer Verachtung gegenüber Frauen und Mädchen. Die Bedrohung, die dieser Mann darstellte, würde ihre Art zu leben grundlegend verändern, so wie sich auch ihre Denkweise, ihre Pläne und ihre Träume ändern würden.
Sie konnte den Gedanken daran nicht ertragen. Diese Sache musste aufgehalten werden. Irgendwie musste das möglich sein.
Ahmad war ein Fanatiker, doch er war auch ein realistisch denkender Mann. Seine persönliche Ehre mochte ihm heilig sein, was ihn jedoch nicht daran hinderte, einen Vorteil für sich zu erkennen, wenn der existierte. Allianzen und Seiten zu wechseln, Pläne zu ändern - solche Dinge wurden von den Hazaristanern oft als intelligente Entscheidungen angesehen, die aufgrund veränderter Umstände getroffen wurden. Es war ein Zurückweichen vor den Stürmen des Schicksals. Falls sie Ahmad klar machen konnte, dass er materiell davon profitieren konnte, wenn er seinen persönlichen Dschihad widerrief, würde er vielleicht wieder abreisen. Die Chance war zwar nur gering, dennoch war es besser, den Versuch zu wagen, anstatt der Grund dafür zu sein, dass Menschen, die sie heute in diesem Haus gesehen hatte, getötet wurden.
Sie wollte nicht sterben, aber sie konnte auch nicht in dem Bewusstsein leben, dass andere ihretwegen sterben sollten.
Chloe schloss die Augen und flüsterte kaum wahrnehmbar immer wieder: „Ich hätte nicht herkommen dürfen."
16. KAPITEL
Wade und Adam begegneten Lara, als sie aus den Wäldern kamen. Sie hatten den östlichen Rand des Grundstücks abgesucht, der entlang eines zum See führenden Feldwegs verlief. Auch dort war eine Wache aufgestellt worden, da es möglich war, von dort auf das Gelände und damit auch zum Haus zu gelangen. Es war nur einer von zahlreichen Wachposten, die an der Peripherie Ausschau nach den Angreifern hielten. Wie Adams Frau es geschafft hatte, die beiden auf dem weitläufigen Areal ausfindig zu machen, war kein großes Geheimnis. Sie hatte einen sechsten Sinn, der ihr sagte, wo sich ihr Mann gerade aufhielt. Adam beklagte sich regelmäßig über diese übersinnlichen Fähigkeiten, weil er vor Lara nichts verschweigen konnte, doch sie hatten auch ihre guten Seiten.
Wade nahm an, dass Lara ihrem Mann etwas mitzuteilen hatte; stattdessen kam sie auf ihn zu. Noch bevor sie zum Sprechen ansetzte, sah er das Bedauern in ihrem Blick.
„Chloe ist weg, Wade. Seit mindestens einer Stunde."
Es kam ihm so vor, als würde sein Herz einen Moment lang stillstehen, um dann umso härter zu schlagen. „Wie? Warum?
„Erst mal zum Wie: auf der Ladefläche von Johnnie Hopewells Pick-up. Ich sehe sie unter einer Art Plane ... Johnnie bekam einen Anruf aus dem Krankenhaus wegen eines Notfalls bei einer Geburt. Das Warum solltest du besser wissen als jeder andere hier."
„Hat Luke nicht versucht, sie aufzuhalten?"
„Er hat die Fahrzeuge, die das Grundstück verlassen, nicht kontrolliert. Er soll darauf achten, wer rein will, nicht, wer raus will. Abgesehen davon - wer hätte auf die Idee kommen sollen, dass sie abhauen könnte?"
„Ich hätte das", erwiderte Wade. Und es wäre ihm auch gelungen, wenn er wirklich auf das geachtet hätte, was sie ihm zuvor hatte sagen wollen. Aber nein, er musste ja kurz angebunden reagieren, weil er nichts davon hatte hören wollen, wie sehr sie bedauerte, was er alles getan hatte.
„Wohin-sollte sie gehen?" fragte Adam und sah Lara an.
„Sie sucht etwas. Oder jemanden", antwortete sie.
„Ihren Stiefbruder, auch wenn ich
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