Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind
mir nicht vorstellen kann, wie sie ihn finden will." Wade hoffte, betete, dass es ihr nicht gelingen würde.
Adam zog finster die Augenbrauen zusammen. „Du glaubst doch nicht etwa, sie könnte mit ihm gemeinsame Sache machen, oder? Dass sie hergekommen ist, um die Lage auszukundschaften und ihm dann Bericht zu erstatten?"
„Wie kommst du denn auf eine so bescheuerte Idee", fuhr Wade ihn zornig an.
„Mein Gott, Wade, es war nur eine Überlegung. Sie mag ja Amerikanerin sein, aber sie hat seit ihrer Kindheit dort drüben gelebt. Man hat schon andere Leute einer Gehirnwäsche unterzogen."
„Aber nicht Chloe. Sie gibt sich die Schuld für das, was hier läuft, und ich glaube, sie steht Todesängste aus, dass ihretwegen jeder Einzelne von uns Benedicts umgebracht werden könnte."
„Du kennst sie ziemlich gut, wenn man bedenkt, dass du sie praktisch gerade erst kennen gelernt hast", sagte Lara.
Wade zuckte mit einer Schulter. „Wir haben gemeinsam einiges durchgemacht."
„Ich verstehe."
Wade vermutete, dass sie wirklich verstand, wollte jedoch auf ihre Erwiderung nicht näher eingehen.
„Und jetzt?" fragte Adam und stemmte die Hände in die Hüften.
„Ich muss ihr nachfahren."
„Und wohin?"
Es gab eine Möglichkeit, einen einzelnen Hoffnungsschimmer. „Kannst du mir mal dein Mobiltelefon ausleihen?"
Adam zog es vom Gürtel und reichte es Wade wortlos, der es aufklappte und eine Nummer eintippte.
„Ja", hörte er im nächsten Augenblick Nats Stimme. „Wieso hat das so lange gedauert?"
„Ich war anderweitig beschäftigt", antwortete Wade. „Hast du sie?"
„Ich verfolge sie seit gut einer Stunde. Aber sorge beim nächsten Mal dafür, dass ich dich erreichen kann, wenn du mich wieder auf eine Verfolgungsjagd schickst."
„Du hättest mich holen können."
„Dann hätte ich sie womöglich verloren."
„Du hättest sie auch irgendwo lange genug festhalten können, um im Haus anzurufen."
„Erwartest du von mir, dass ich sie in Handschellen lege? Ist dir das wirklich in den Sinn gekommen?"
Das war ihm nicht in den Sinn gekommen, erst recht nicht nach allem, was sie durchgemacht hatte. Sein Gedanke war gewesen, ihr einen Leibwächter an die Seite zu stellen, wenn er selbst mit anderen Dingen beschäftigt war. Er versuchte, einen Kloß in seinem Hals zu schlucken, ehe er weiterreden konnte. „Wo ist sie? Was macht sie?"
„Sie ist in Turn-Coupe vom Pick-up geklettert, nachdem die Fahrerin auf dem Krankenhausparkplatz ausgestiegen und ins Gebäude gegangen war. Chloe ist von dort zu Fuß bis in die Stadtmitte gegangen. Gemacht hat sie nicht viel."
„Sie versucht nicht, ihren Stiefbruder zu finden?"
„Fehlanzeige", antwortete Nat. „Sie spaziert nur umher und geht durch die Geschäfte gegenüber dem Gerichtsgebäude. Scheint so, als wollte sie einkaufen."
„So viel Geld hat sie nicht dabei."
„Dann macht sie einen Schaufensterbummel. Oder sie versucht, dass sie von ihrem Stiefbruder entdeckt wird."
Wade schloss die Augen. Ihre Taktik hatte durchaus Aussicht auf Erfolg, wenn Ahmad in Wades Heimatstadt nach ihm und seiner Familie suchte.
„Was ist?" fragte Adam mit schneidender Stimme, doch Wade ignorierte ihn.
„Ich bin in einer Viertelstunde da", sprach er in den Hörer. „Bleib in ihrer Nähe. Ihr darf nichts zustoßen. Wenn irgendetwas Neues geschieht, dann ruf mich unter dieser Nummer an." Er sah Adam fragend an, der daraufhin die Telefonnummer nannte, die Wade an Nat weitergab, dann beendete er das Gespräch.
„Hört sich so an, als würdest du ihr nachfahren", sagte sein Bruder. „Brauchst du Verstärkung?"
Wade überlegte einen Moment lang, dann schüttelte er den Kopf. „Du wirst hier benötigt. Ahmad könnte bereits wissen, wo wir leben."
„Und wenn nicht?"
„Ich kümmere mich darum. Aber du könntest Roan Bescheid sagen. Er muss ein oder zwei Deputys zur Verstärkung in der Stadt gelassen haben."
„Chloe macht das nicht für sich selbst", erklärte Lara, „sondern für dich und für uns alle."
„Und wenn es nicht funktioniert?" entgegnete Wade. „Oder es funktioniert, und Ahmad will trotzdem sie und ihr Geld bekommen?" Er verschwieg, dass körperliches Verlangen, das Ahmad möglicherweise verspüren mochte, vermutlich nur vorübergehend war. Anschließend würde er Chloe dennoch töten.
„Ihr war das Risiko bewusst."
Wade antwortete nicht, weil er nicht konnte. Angst schnürte ihm die Kehle zu.
Dank Clays neuem Wagen legte Wade die rund zehn Meilen in
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