Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen
ausladenden Formen vorbei und betrat mit einem Notebook unter dem Arm das Zimmer; über der Schulter hing ein Leinenbeutel, aus dem zwei Stricknadeln herausschauten. „Ich bin gekommen, um zu bleiben, und ich will keine Widerrede hören. Ihr seid fix und fertig, alle beide. Sich einem Kind zu widmen ist eine schöne Sache, aber es gibt keinen Grund, darüber zum Märtyrer zu werden.“
Janna, die kaum noch die Augen offen halten konnte, starrte April an, hin und her schwankend zwischen Verärgerung und dem Drang, ihr vor Dankbarkeit um den Hals zu fallen. Ihre Tochter würde bei ihr sicher sein, das wusste sie. Und doch fiel es ihr schwer, die vielen Jahre, in denen sie Laineys einzige Beschützerin gewesen war, einfach abzuschütteln.
„Hier gibt es keine Märtyrer“, erwiderte Clay, während er steif aufstand und sich streckte. „Ich habe nichts dagegen, wenn du bis morgen früh die Stellung hältst, was meinst du, Janna?“
„Fahr ruhig nach Hause“, sagte Janna. „Ich kann hier auf der Couch schlafen.“
„Kommt gar nicht in Frage.“ Er ging zu ihr, griff nach ihrer Hand und versuchte Janna hochzuziehen. „Die vierundzwanzig Stunden sind jetzt um, und alles ist unter Kontrolle. Du brauchst ein richtiges Bett und ein paar Stunden Schlaf in einem kühlen, dunklen Zimmer, ohne dass alle zehn Minuten jemand reinkommt. Aufstehen, Kerr. Du kommst mit, und wenn ich dich tragen muss.“
Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte sie ihn verflucht. Doch als sie jetzt in seine tiefblauen Augen schaute und die Entschlossenheit sah, die seine Besorgnis überlagerte, gab sie sich geschlagen. Sie seufzte, dann ließ sie sich von ihm auf die Füße ziehen.
Trotzdem ließ sie es sich nicht nehmen, April genau zu erklären, worauf sie achten musste, ihr ein paar Kleinigkeiten wegen der Dialyse zu zeigen und ihr zu sagen, was Lainey mochte und was nicht. Sie küsste ihre schlafende Tochter und fuhr ihr leicht mit der Hand über die Wange, dann wandte sie sich ab und ging zur Tür. Doch schon nach zwei Schritten drehte sie sich noch einmal um, da ihr wieder etwas eingefallen war. Als Clay ihr die Hände auf die Schultern legte und sie aus dem Zimmer schob, redete sie immer noch.
Die Nachtluft, die ihr beim Verlassen des Krankenhauses entgegenschlug, fühlte sich nach der vollklimatisierten Kühle, die sie hinter sich gelassen hatte, angenehm weich und warm an. Eine sanfte Brise spielte in ihrem Haar und wehte den Duft der Myrten, die um das Krankenhaus herum angepflanzt waren, zu ihr herüber, während ihr abgefallene Blüten wie Konfetti um die Füße tanzten. Als sie den betörenden Duft einatmete, wurde ihr unangenehm bewusst, dass an ihren Kleidern, in ihrem Haar und an ihrer Haut der säuerliche, chemische Geruch des Krankenhauses haftete.
Der Parkplatz war fast leer. Die in regelmäßigen Abständen stehenden Laternen warfen ihren gelben Schein über die vereinzelt dastehenden Autos und hoben schwarze Bremsspuren auf dem Asphalt hervor. Es war still, fast zu still, wie Janna fand. Sie war an Krankenhauskomplexe in der Großstadt gewöhnt, wo ständig Leute kamen und gingen und der Verkehrslärm nie verstummte. Doch auf dieser Seite des Krankenhauses gab es überhaupt keine Straßen, sondern nur einen Pinienwald und ein Dickicht aus Dornensträuchern und wildem Wein an den Rändern.
Clay berührte ihren Arm und lotste sie in die Richtung, in der ein dunkelgrüner SUV auf halber Strecke zwischen dem Wald und dem Gebäude parkte. Fragend schaute sie ihn an: „Hast du dir einen Wagen geliehen?“
„Der gehört mir“, antwortete er. „Luke und Roan sind zu mir nach Hause gefahren und haben ihn geholt.“
„Warst du dir wirklich so sicher, dass ich mitkomme, nur weil du es sagst?“ fragte sie ruhig.
„Ich war mir nur sicher, dass ich keine Lust habe, zu Fuß zu gehen.“ Er zog einen Schlüssel aus der Tasche und schloss auf, dann hielt er ihr die Beifahrertür auf.
Sie warf ihm einen kurzen Blick zu und bemerkte sein verschlossenes Gesicht. Da sie wusste, dass sie das Falsche gesagt hatte, suchte sie nach einer Rechtfertigung, während sie in das Fahrzeug kletterte. Clay half ihr nicht, aber er hielt die Tür mit grimmiger Geduld auf, bis sie eingestiegen war.
In dem Moment, in dem er sich anschickte, die Tür zuzuschlagen, wurde die Stille von einem lauten Knall zerrissen, dem gleich der nächste folgte. Am Waldrand blitzte roter Feuerschein auf. Kugeln schlugen in die Karosserie des SUV ein.
„Duck
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