Der Berg Der Abenteuer
auf der Welt«, sagte Lucy träumerisch. »Denk nur, Dina, wenn es wirklich so wäre! Ich komme mir irgendwie verzaubert vor.«
Aber Dina gähnte nur. »Wir wollen jetzt schlafen«, sagte sie. »Sind die Jungens schon in ihrem Zelt? Ich wünschte, es wäre ein bißchen weiter von unserem entfernt. Wo-möglich kommt die Blindschleiche nachts hier hereinge-krochen.«
»Na wenn schon, sie wird dich nicht beißen.« Lucy kuschelte sich wohlig zurecht. »Ach, ist das schön! Haben wir nicht herrliche Ferien, Dina?«
Dina antwortete nicht mehr, sie schlief wohl schon.
Lucy lag noch ein Weilchen wach und lauschte auf die Quelle.
Als sie die Augen schloß, glaubte sie zu schaukeln und zu schwanken, als säße sie noch immer auf ihrem Esel.
Endlich schlief sie ebenfalls ein.
Jack und Philipp schauten auch noch ein wenig in die Nacht hinaus. »Die Gegend ist so wild und verlassen«, sagte Jack leise. »Eigentlich merkwürdig, daß hier überhaupt ein Weg durchführt. Findest du es nicht auch an-ständig von Bill und Tante Allie, daß sie uns allein reiten ließen?«
Philipp brummte etwas Unverständliches. Er war zu faul, um zu antworten. Kiki, der draußen auf der Zeltspitze hockte, machte Philipps Brummen sofort nach. .
»Ach, da ist Kiki«, sagte Jack. »Ich wunderte mich schon, wo er geblieben sein mochte. Wird es dir nicht zu heiß mit Schneelein, Philipp?«
Wieder brummte Philipp, und prompt kam das Echo von der Zeltspitze.
Schneelein lag direkt auf Philipp drauf. Es hatte verzweifelte Anstrengungen gemacht, sich ebenfalls in den Schlafsack zu zwängen. Aber Philipp war nicht zu erweichen gewesen.
»Wenn du glaubst, mich die ganze Nacht hindurch mit deinen harten Hufen bearbeiten zu können, bist du im Irrtum«, sagte er und schnürte den Schlafsack fest am Halse zu, damit Schneelein nicht hinein konnte. Wo sich die Blindschleiche schlafen gelegt hatte, wußte er nicht genau. Er war auch viel zu müde, um weiter darüber nachzudenken. Jedenfalls war sie irgendwo bei ihm. Der Knabe hatte sich daran gewöhnt, daß plötzlich etwas an seinem Körper entlangglitt. Dann trieb sich Blindie wieder einmal herum.
Kiki sprach noch ein wenig mit sich selbst. Dann war alles still in dem kleinen Lager. Der Nachtwind wehte in die Zelte hinein, gelangte aber nicht in die warmen Schlafsäcke. Nach einer Weile wurde es Schneelein zu heiß. Seufzend erhob es sich, stelzte über die beiden Knaben hinüber und legte sich in den Zelteingang. Es stieß ein leises Meckern aus, und Kiki antwortete ihm von oben.
Am nächsten Morgen war David schon lange vor den Kindern auf und kümmerte sich um seine Esel. Philipp steckte den zerzausten Kopf aus der Zeltöffnung und schnupperte in der frischen Morgenluft herum. »Prima, prima! Stoß mich nicht immer, Schneelein! Dein kleiner Kopf ist ganz hübsch hart. Jack, wach auf, es ist herrliches Wetter.«
Nun krochen auch die anderen aus ihren Schlafsäcken und liefen zur Quelle. Lachend bespritzten sie sich gegenseitig mit dem kalten Wasser. Schneelein sprang um sie herum. Kiki hupte wie ein Auto und erschreckte die Esel. Sogar David mußte über diesen Übermut am frühen Morgen lächeln.
Zum Frühstück gab es Zunge, Sahnekäse und für jeden eine Tomate. Das Brot war schon ziemlich trocken geworden, und Limonade war nicht mehr da, weil sie gestern so verschwenderisch damit umgegangen waren. Sie tranken also Quellwasser, und das schmeckte ihnen ebenso gut.
»Werden wir heute zum Schmetterlingstal kommen, David?« fragte Jack. Da David ihn nicht verstand, wiederholte er die Frage noch einmal langsamer und schlug mit den Armen, um ihm zu zeigen, daß er von Schmetterlingen sprach. David dachte ein paar Minuten nach. Dann schüttelte er den Kopf.
»Morgen?« fragte Philipp. Da nickte David. Er begann, das Gepäck auf den Packeseln festzuschnallen und befestigte auch die großen Körbe. Die kleinen grauen Tiere warteten ungeduldig auf den Abmarsch. Die Sonne stand schon hoch über den Bergen. David und die Esel waren es gewohnt, früher aufzubrechen.
Endlich ging es los. Jack mußte noch einmal zurück-galoppieren, um sein Fernglas zu holen, das er an einem Baum hängengelassen hatte. Dann zockelten die Esel wieder in einer Reihe hintereinander über die Berge. Der frische Morgenwind kam den Kindern entgegen und spielte in ihren Haaren.
Jack hielt fast die ganze Zeit über sein Fernglas in der Hand, um es sofort vor die Augen nehmen zu können, sobald er einen Vogel am Himmel entdeckte.
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