Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
zurück.
„Madison ist ja schließlich auch ein Mädchen, du Blödmann“, warf Griff an seinen Bruder gewandt ein.
Boone stieß einen langen Seufzer aus. Er machte den Eindruck, dass er sich von der Situation restlos überfordert fühlte. Und dabei war er in seinem Beruf der Mann, der sich vor nichts und niemandem fürchtete.
„Wollt ihr euch zu uns setzen?“, bot Kendra ihnen an, weil sie Mitleid mit Boone hatte. „Hutch bringt nur schnell was zum Wagen, in ein paar Minuten ist er wieder hier.“
Nachdem Boone einen Moment lang über die Einladung nachgedacht hatte, fragte er seine Jungs: „Habt ihr Hunger?“
Beide nickten nachdrücklich.
„Was soll‘s denn sein?“ Dabei deutete er auf die Imbisswagen, die eine Seite des Festgeländes säumten und von Hamburgern und Hotdogs über chinesisches und indisches Essen bis hin zu Tacos alles anboten, was man sich nur vorstellen konnte.
Die Entscheidung fiel zugunsten von Hotdogs und Orangenlimonade aus.
Madison setzte sich zu Kendra auf die Bank und drückte sich an sie, womit sie die Bank auf der anderen Seite des Tischs den neu hinzugekommenen Gästen überließ. So wie die beiden Jungs wusste sie nicht so recht, was sie von den fremden Gesichtern halten sollte.
„Ist das euer Dad?“, fragte sie schließlich und zeigte auf Boone, der sich an einem Imbisswagen angestellt hatte.
„Ja, richtig“, sagte Griff und stieß Fletch mit dem Ellbogen an, da der zu dicht neben ihm saß.
Fletch ignorierte den Stoß, schüttelte den Kopf und erklärte stur: „Nein, ist er nicht. Onkel Bob ist unser Dad.“
Oha, dachte Kendra und befürchtete, dass jetzt ein Streit losbrechen würde, aber dann kehrte Hutch zurück. Er setzte sich zu Kendra, nahm Madison auf den Schoß und hatte mit seinem lässigen Charme die Jungs innerhalb weniger Augenblicke für sich gewonnen.
Als Boone schließlich mit dem Essen für seine Söhne und sich an den Tisch kam, saßen Griff und Fletch stumm da und lauschten fasziniert jedem Wort, das über Hutchs Lippen kam.
16. KAPITEL
Kendras Befürchtungen, der Tag könnte sich endlos hinziehen, bewahrheiteten sich glücklicherweise nicht. Vielmehr verliefen die folgenden Stunden fast wie von selbst. Sie, Hutch und Madison machten die meisten Attraktionen auf der Kirmes mit, und auf dem Karussell fiel die Kleine vor Lachen fast von ihrem rosa Schwan, nur weil Hutch mit seinem Hut fuchtelte und so tat, als wollte ihn der blaugrüne Tiger jeden Moment abwerfen. Kendra beobachtete die beiden und war von der Szene gerührt, aber sie drohte ihr auch das Herz zu brechen.
Tu es nicht, wollte sie zu Hutch sagen. Bring Madison nicht dazu, dich wie einen Vater zu lieben. Sie hat in ihrem jungen Leben schon so viel verloren.
Aber natürlich war es dafür längst zu spät, denn er hatte die Kleine bereits ganz und gar in seinen Bann geschlagen. Angefangen hatte es mit den Stiefeln, gefolgt von einem Ratschlag bei der Suche nach dem richtigen Cowgirl-Hut und Halstüchern für die Hundemeute. Er hatte sogar einen riesigen rosa-weißen Teddybär für sie gewonnen, als er an der Schießbude die höchste Punktzahl erreicht hatte. Der Teddy lag jetzt so wie Kendras Stiefel im Wagen.
Allerdings hatte sich Madison nicht so gern von diesem Bären trennen lassen, obwohl der im Wagen viel besser aufgehoben war. Lieber hätte sie ihn den ganzen Tag mit sich herumgeschleppt, um jedem die ruhmvolle Legende zu erzählen, wie Hutch für sie den Teddy gewonnen hatte. Letztlich war es Hutch gewesen, der sie dazu hatte überreden können, sich von dem Plüschtier vorübergehend zu trennen, während jeder von Kendras vernünftigen Ratschlägen unbeachtet geblieben war.
Kendra freute sich zwar darüber, dass Madison so viel Spaß hatte, doch sie musste auch an Rupert denken, das geliebte lila Känguru, das bislang ihr ständiger Begleiter gewesen war und nun wohl ein einsames Dasein fristen musste. Aber Rupert war - trotz eines Ehrenplatzes im Kinderzimmer - bereits in Vergessenheit geraten, als Daisy wie aus dem Orbit gefallen in Madisons Leben gelandet war.
Auch wenn sie sich hier vergnügte und sie wusste, dass es ein gutes Zeichen war, wenn Madison sich nicht mehr ständig an dem zerfledderten Plüschtier festklammern musste, versetzte ihr der Gedanke an den armen Rupert dennoch einen Stich durchs Herz. In diesem Augenblick konnte sie sich mit ihm sehr gut identifizieren.
Nach mehreren Runden auf dem Karussell, bei denen Madison zwischen den verschiedenen
Weitere Kostenlose Bücher