Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
gemähtem Gras - und für einen Augenblick gestattete sich Kendra, diesen Duft zu genießen. Dabei fühlte sie sich so glücklich wie zuvor Madison, als die zu Hause seinen Hut getragen hatte. Ihre Hände zitterten, als sie ihn wieder absetzte, und dann kam ihr ganz ohne Zutun ihres Gehirns die Frage über die Lippen, die sie unter keinen Umständen hatte aussprechen wollen: „Bist du fest entschlossen, beim Bullenreiten mitzumachen?“
Hutch sah sie eindringlich an, wobei seine eigene Miene keinerlei Regung zeigte. „Ist das wichtig?“
Madison hatte unterdessen nach seiner Hand gegriffen und versuchte ihn hinter sich her um den Kartenschalter zu ziehen, der gut fünfzig Meter entfernt war.
„Ja“, gestand Kendra, während er ihre Hand nahm und sich von Madison mitziehen ließ. „Es ist wichtig.“
„Ist ja interessant“, erwiderte er. „Und wieso?“
„Was ‚wieso‘?“, gab sie zurück, um Zeit zu schinden. Sie hatte sich selbst in diese Zwickmühle manövriert, aus der sie nun nicht mehr herauskam. Wenn sie ihn bat, nicht mitzumachen, würde es so aussehen, als wollte sie ihn bevormunden, und dann würde er wahrscheinlich erst recht mitmachen, weil es zu seiner Sturheit passte. Wenn sie ihn aber nicht bat, würde sie sich um die eine Chance bringen, zu verhindern, dass er sich vor ihren Augen - und natürlich vor dem versammelten Publikum und vor allem vor Madison - sein verdammtes Genick brach.
„Warum ist es wichtig?“, hakte er nach.
„Es würde mir nicht gefallen, wenn dir was passiert, das ist alles“, sagte sie in einem beiläufigen Tonfall, der das genaue Gegenteil von dem war, was sie jetzt fühlte. Immerhin befand sich Madison als der menschliche Schleppkahn in Hörweite.
„Das würde mir auch nicht gefallen“, antwortete er und setzte dabei sein klassisches Hutch-Carmody-Grinsen auf. „Aber ich halte nichts davon, dem Geschehen lediglich zuzusehen, nur weil ich dann in Sicherheit bin, Kendra. Ich liebe das Rodeo und vor allem das Bullenreiten.“
Sie war frustriert, und schon jetzt verkrampfte sich ihr Magen, obwohl Hutch erst in ein paar Stunden auf einem rasenden Bullen sitzen würde. „Hast du gar keine Angst?“, fragte sie ihn gegen ihren Willen.
Mittlerweile hatten sie die lange Schlange der Besucher erreicht, die alle darauf warteten, eine Eintrittskarte zu kaufen. Madison ließ Hutchs Hand los und trat nervös auf der Stelle hin und her.
„Was ist denn, wenn alle Stiefel schon weg sind, bis wir dran sind?“, fragte sie besorgt.
Hutch strich sanft über ihren Kopf, ganz so, wie es auch ein Daddy machen würde. „Keine Angst, Kleine“, erwiderte er beschwichtigend, auch wenn sein Blick immer noch auf Kendras Gesicht ruhte. „Wenn wir an der Reihe sind, wird die Auswahl immer noch groß genug sein.“
Hätte sie so etwas gesagt, wäre Madison wahrscheinlich nur noch umso unruhiger geworden, dachte Kendra. Bei Hutch hatte es dagegen zur Folge, dass die einsetzende Panik gleich wieder abebbte.
Ein wenig gereizt stemmte sie die Hände in die Hüften, da er ihre letzte Frage noch immer nicht beantwortet hatte.
Schließlich bequemte er sich zu einer Erwiderung. „Walker Parrish hat ein paar besonders gemeine Bullen mitgebracht, die nichts lieber tun, als Cowboys in alle Himmelsrichtungen zu schicken. Deshalb bin ich schon ein bisschen nervös. Ich müsste ein Idiot sein, wenn ich nicht nervös wäre.“
„Und warum machst du es dann überhaupt?“
„Weil ich es will“, sagte er unbekümmert. „Und weil Angst für mich nicht Grund genug ist, um das Leben an mir vorbeiziehen zu lassen.“
Sie hatten das Kassenhäuschen erreicht, sodass sich für Kendra keine Gelegenheit bot, etwas zu entgegnen. Sie biss sich bloß auf die Unterlippe, während Hutch seine Brieftasche hervorholte, um den Eintritt zu bezahlen.
Jeder von ihnen bekam einen Stempel auf den Handrücken gedrückt, damit sie den ganzen Tag über kommen und gehen konnten, so oft sie wollten. Madison fand den Stempel das Coolste überhaupt, was nur noch dadurch gesteigert wurde, dass Hutch ihr sagte, dass der Stempel sogar im Dunkeln leuchtete.
Nachdem sie das Festgelände betreten hatten, hockte er sich vor Madison hin, schob seinen Hut in den Nacken und sah dem Mädchen in die Augen. „Solange wir hier sind, bleibst du immer ganz dicht bei deiner Mama und mir“, sagte er mit ernster Miene. „Wirst du das machen, meine Kleine?“
Madison nickte nachdrücklich.
Als Kendra das sah, ging ihr ein
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