Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
Herrenhaus“, stellte Hutch fest, während Madison zur Hintertür rannte und ihnen über die Schulter zurief, dass Daisy ganz schnell rausmusste.
Kendra lächelte nur und hielt ihm die Kaffeetasse hin. Mit einem „Danke“ nahm er ihr die Tasse ab, die in seinen großen Händen winzig klein und wie das zerbrechlichste Porzellan wirkte.
Mit einer Kopfbewegung deutete sie auf den Tisch, Hutch zog einen Stuhl zurück, wartete aber, bis sie sich hingesetzt hatte, ehe er Platz nahm. Was seine Manieren betraf, war dieser Mann auch ein Widerspruch in sich selbst. Er war in der Lage, eine Frau am Altar stehen zu lassen und ihr vor allen Freunden und Verwandten das Herz zu brechen, aber ohne Rücksicht auf das Alter hielt er jeder Frau die Tür auf.
Durch die offen stehende Fliegengittertür, deren Scharniere dringend geölt werden mussten, konnte sie Madison hören, wie sie Daisy zur Eile antrieb, damit sie zum Cowboy-Mann zurückkehren konnte.
Hutch lächelte Kendra an, sie erwiderte das Lächeln.
„Das war ja ein Tag“, sagte sie und fragte sich, ob Hutch den gleichen Mix aus den unterschiedlichsten Gefühlen verspürte wie sie, was das Baby von Slade und Joslyn anging. Er freute sich für die Barlows, aber sie wusste, er selbst wollte auch Kinder haben. Damals war es eines ihrer Lieblingsthemen gewesen, wenn sie darüber geredet hatten, wie viele Kinder sie haben wollten und welches das beste zahlenmäßige Verhältnis zwischen Jungs und Mädchen war. Sogar über die Namen hatten sie sich Gedanken gemacht.
Eine erlahmende Traurigkeit überkam Kendra für einen Moment und ließ sie beinahe in Tränen ausbrechen. Sie schüttelte das Gefühl ab und hielt sich vor Augen, dass sie mit nostalgischen Überlegungen gar nichts erreichte.
„Kann man wohl sagen“, erwiderte Hutch nach einer ausgedehnten Pause, eine seiner Eigenarten, die einen rasend machen konnte, weil man nie wusste, ob er nun antworten wollte oder ob man noch etwas sagen sollte. Diese bedächtige, langsame Art legte er in allen Bereichen des Lebens an den Tag, nur nicht im Bett.
Hoppla, dachte sie abrupt. In die Richtung wollen wir aber gar nicht gehen.
Dennoch begannen ihre Wangen zu glühen, was ihm natürlich nicht entging. Ihm fiel immer alles auf, was sie lieber für sich behalten hätte, während er umgekehrt genau die Dinge übersah, die er eigentlich hätte bemerken müssen.
Sie wich kurz seinem Blick aus, um diese Rückblende in Sachen Sex zu verdrängen.
Da kam Madison mit der Hündin zurück ins Haus, was Kendra dabei half, sich wieder zu entspannen, und umschwirrte Hutch wie eine Motte das Licht.
Schließlich schickte Kendra die Kleine ins Wohnzimmer, wo sie vor dem Bad und dem Zubettgehen noch eine halbe Stunde lang Zeichentrickserien schauen durfte. Es war keineswegs so, dass sie Madison loswerden wollte, vielmehr machte ihr zu schaffen, dass ihre Tochter Hutch so unverhohlen bewunderte.
Nur die Aussicht auf ihre geliebten Cartoonserien konnte Madison von dem zugegeben wirklich faszinierenden Mann ablenken, doch so richtig war sie nicht davon begeistert, das Zimmer zu verlassen. Als sie dann gegangen war, setzte Kendra zum Reden an und bereute im gleichen Moment, was sie zu Hutch in einem nahezu flehenden Flüsterton sagte: „Sieh zu, dass sie sich nicht zu sehr an dich gewöhnt, okay? Madison hat schon so viel verloren.“
Er stutzte und wurde sogar für eine Sekunde bleich, aber dann hatte er sich gleich wieder gefangen und wechselte von verdutzt zu wütend. „Was soll denn das bitte schön heißen?“, fuhr er sie mit leiser und trotzdem polternder Stimme an.
Kendra atmete gedehnt aus, kniff kurz die Augen zu und rieb mit den Fingerspitzen über ihre Schläfen. „Ich wollte damit nicht sagen …“
Ehe sie weiterreden konnte, beugte er sich auf seinem Stuhl vor und sah sie mit seinen bläulich-grünen Augen eindringlich an. „Was wolltest du denn sagen?“, hakte er nach.
Sie kannte diesen Blick, und sie wusste, er würde keine Ruhe geben und notfalls die ganze Nacht dasitzen, bis er eine Antwort erhielt, die er als wahre Aussage akzeptieren konnte.
„Madison ist erst vier“, sagte sie leise und bedächtig. „Sie versteht noch nicht, dass dein Charme wie Sonne und Regen ist und jeden trifft, der sich in deiner Nähe befindet. Sie glaubt, du verhältst dich speziell ihretwegen so.“ Sie überlegte, wie sie klarer zum Ausdruck bringen konnte, was ihr am Herzen lag, und redete etwas nachdrücklicher weiter: „Ich
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