Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
will nicht, dass sie sich zu viel von dir verspricht, Hutch. Du bist so nett zu ihr, da könnte es sein, dass sie das zu sehr auf sich bezieht und nicht versteht, dass das nur deine Art ist.“
Verärgert fuhr Hutch sich durchs Haar, seine Lippen waren fast blutleer, so fest presste er sie zusammen. „Meinst du, ich spiele mit den Leuten? Und mit Kindern?“, fragte er, als sei dieser Gedanke so absurd, dass er ihn nicht fassen konnte. „Meinst du, ich mache mir einen Spaß daraus, andere Leute glauben zu lassen, sie seien mir wichtig, damit ich anschließend ihre Gefühle mit Füßen treten kann?“
Kendra hob das Kinn trotzig an und sah ihm ins Gesicht. „Bei Kindern machst du das vielleicht nicht“, gestand sie ihm zu. „Aber ist es nicht so, dass du mit Frauen sehr wohl spielst? Ich finde schon, und ich bin mir sicher, Brylee Parrish ist nicht die einzige Frau, die mir bei dieser Theorie zustimmen wird.“
„Du glaubst diesen Mist, der über mich im Internet verbreitet wird?“, konterte er.
Kendra lachte nur leise, aber mit einem so verbitterten Unterton, dass sie sich über sich selbst wundern musste. „Fotos lügen nicht“, sagte sie. „Und abgesehen davon reicht das viel weiter zurück als nur bis zu diesen Beschimpfungen im Internet. Oder hast du schon vergessen, dass ich auch eine von den Frauen bin, denen du das Herz gebrochen hast?“
Er sah sie an, als könnte er nicht fassen, was er da zu hören bekam. „Vielleicht hast du ja vergessen, dass es zwischen uns gut lief, bis du auf einmal auf die Idee kamst, Lady Chamberlain zu werden.“
„So war das überhaupt nicht!“, zischte sie ihm zu.
„Ja, geh ruhig hin und schreib die Vergangenheit so um, dass sie dir passt“, knurrte Hutch, rutschte mit dem Stuhl nach hinten und stand auf. Seine nur zur Hälfte ausgetrunkene Tasse Kaffee war vergessen. Er bewegte sich so leise, dass die Stuhlbeine kaum über den Fußboden kratzten, doch sein ganzer Körper stand vor unterdrückter Wut unter Spannung. Als er vor ihr stand, legte er die Hände an die Hüften, sah sie an und fügte schließlich hinzu: „Tatsache ist, Sweetheart, dass ich von dir verlassen wurde.“
In diesem Moment klopfte jemand an die Tür, und durch das Fliegengitter war ein Mann zu sehen. „Wir haben den Wagen hergebracht“, sagte er und hielt den Schlüssel hoch.
Hutch stürmte aus der Küche und riss die Fliegengittertür auf, um zu seinem Wagen zu gehen. Von dem anderen Mann nahm er nicht mal Notiz.
Der Ranchhelfer sah ihm verwundert nach, dann hielt er den Schlüsselbund Kendra hin, die Hutch bis zur Türschwelle gefolgt war, die aber nicht die Absicht hatte, ihm nachzulaufen. All die Dinge, die sie Hutch an den Kopf werfen wollte, bildeten zusammen einen Kloß, der ihr schmerzhaft im Hals steckte. Nur mit Mühe hatte sie sich davon abhalten können, ihm alles zu sagen … oder besser gesagt: ihn anzuschreien.
„Danke“, sagte sie leise und nahm den Schlüsselbund entgegen.
„Gern geschehen“, erwiderte der Cowboy mit dem wettergegerbten Gesicht und zog kurz an seiner Hutkrempe. Ein spitzbübisches Funkeln blitzte in seinen Augen auf. „Das ist wohl jetzt nicht die richtige Gelegenheit, um den Boss nach einer Gehaltserhöhung zu fragen.“
„Da dürften Sie recht haben“, stimmte Kendra ihm lächelnd zu.
Hutch ließ den Motor an und trat das Gaspedal einmal kräftig durch, dann fuhr er los. Kendra und der andere Mann zuckten leicht zusammen, als die Reifen auf dem Asphalt durchdrehten und dabei zu kreischen schienen. Der Cowboy schüttelte ungläubig den Kopf und ging zu dem anderen Truck, der an der Einfahrt wartete, um ihn zurück zur Whisper Creek zu bringen.
Kendra winkte den Männern nach, dann schloss sie die Fliegengittertür und die Haustür, drehte sich um und sah - ihre Tochter, die mit Daisy an ihrer Seite dastand und sie mit geneigtem Kopf irritiert anschaute.
Bei diesem Anblick musste Kendra unwillkürlich lächeln, auch wenn sie immer noch eine rasende Wut auf Hutch verspürte.
„Der Cowboy-Mann hat nicht auf Wiedersehen gesagt“, stellte Madison verunsichert fest. Sie schien kurz davor zu sein, in Tränen auszubrechen.
Das war jetzt eine von diesen Ausnahmesituationen, die eine Lüge als Antwort rechtfertigten, fand Kendra. „Weißt du, Mr Carmody hatte es sehr eilig, aber er hat mich gebeten, dir von ihm auf Wiedersehen zu sagen. Er hat auch gesagt, dass es ihm leidtut, dass er so plötzlich gehen musste.“
Aber Madison war zu
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