Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
bekommst du garantiert keine Beziehungsratschläge zu hören“, sagte er zu seinem ältesten und engsten Freund. „Momentan gehöre ich zu den zehn unbeliebtesten Männern der USA, da bin ich bestimmt nicht in der Position, irgendwem irgendwas zu empfehlen.“
„Da hast du recht“, grummelte Boone. „Du bist auch völlig zu Recht einer von den zehn Unbeliebtesten. Ich habe schon immer gewusst, dass deine Frauengeschichten dir eines Tages noch eine Menge Unannehmlichkeiten bereiten würden.“
Lachend folgte Hutch ihm in den Trailer. Boone sagte immer, was er dachte, aber gefallen musste das niemandem.
Im Trailer selbst war alles halbwegs sauber, aber es war recht düster und roch nach dem Leben eines Junggesellen - nasse Kleidung, die zu lange in der Waschmaschine gelegen hatte, Müll, der dringend nach draußen in die Tonne gebracht werden musste, ein Karton mit den Überresten der Pizza von gestern Abend.
Boone machte den Kühlschrank auf und holte zwei Dosen Bier heraus, eine reichte er Hutch, die andere öffnete er und trank erst einen großen Schluck. Dann verließ er den Trailer und setzte sich auf einen der klapprigen Gartenstühle auf der armseligen Veranda.
Hutch nahm neben ihm Platz, betrachtete das, was als Vorgarten durchgehen sollte, und sagte schließlich: „Alter Freund, du brauchst eine Frau. Und das ist erst der Anfang.“
„Du brauchst selbst eine Frau“, konterte er. „Aber du bringst sie alle dazu, vor dir davonzulaufen.“
Ohne auf die spitze Bemerkung zu reagieren, trank Hutch einen Schluck Bier und sagte: „Slade ist jetzt Vater. Kannst du dir das vorstellen?“
„Ja, das kann ich tatsächlich“, antwortete Boone. Die drei waren seit Langem eng befreundet. Während Slade und Hutch sich vor dem Tod ihres Vaters nicht verstanden hatten, war Boone mit ihnen beiden über Jahre hinweg eng befreundet gewesen. „Slade hatte Joslyn nur einmal gesehen, und da war es bereits um ihn geschehen. Ich sage dir, in Kürze werden die einen ganzen Stall voller kleiner Barlows zu Hause haben.“
Auch wenn Hutch darüber amüsiert lachen musste, hatten seine Gedanken dennoch eine düstere Richtung eingeschlagen. „Ich schätze, ihnen gefällt die Methode, die Babys nach sich zieht“, meinte er. Nach einer Pause und einem weiteren Schluck Bier fragte er: „Was glaubst du, was hat Slade, das uns beiden fehlt?“
Boone tat gar nicht erst so, als hätte er die Frage nicht verstanden, dennoch ließ er sich Zeit mit seiner Antwort. „Ich geb das nicht gerne zu“, erwiderte er schließlich. „Aber ich glaube, es ist das gute alte Rückgrat. Slade hat keine Angst davor, sein Herz einzusetzen und zu riskieren, dass darauf herumgetrampelt wird. Wir beide dagegen sind nur ein paar elende Feiglinge.“
Eine Weile dachte Hutch darüber nach. Es war nicht gerade einfach, solche Tatsachen zu akzeptieren. Er fürchtete sich vor nichts, außer davor, am Wasserturm in der Stadt hochzuklettern, und davor, einen Teil seiner Ranch an eine rachsüchtige Exfrau abzugeben. Dennoch musste er einräumen, dass Boones Überlegungen nicht völlig aus der Luft gegriffen waren. Deshalb fühlte er sich auch nicht beleidigt. „Was macht dir am meisten Angst, Boone?“
Der sah eine Zeit lang schweigend zum Horizont und dachte darüber nach, was er antworten sollte. „Eine Frau so zu lieben, wie ich Corrie geliebt habe. Und sie dann so zu verlieren, wie ich Corrie verloren habe. Ich glaube, das würde ich nicht ertragen, Hutch.“
Eine Weile sprachen sie kein Wort, sondern saßen nur da mit der Bierdose in der Hand, während ihr Blick in die Vergangenheit gerichtet war.
„Deine Jungs werden größer, Boone“, wagte Hutch irgendwann einen erneuten Vorstoß. „Sie brauchen dich.“
„Sie brauchen das, was sie haben“, gab Boone gereizt zurück. Seine Finger zitterten, so als müsste er sich mit Gewalt davon abhalten, die Bierdose zu zerquetschen. „Sie brauchen ein normales Leben in einer normalen Familie, und das haben sie.“ Er hielt inne, fluchte leise und schüttelte den Kopf. „Verdammt, Hutch, du weißt, ich kann mich nicht so um sie kümmern, wie Molly das macht.“
Hutch verkniff sich die offensichtliche Erwiderung darauf - dass Boone sich zusammenreißen sollte und dass er dann wie Millionen andere alleinerziehende Väter seine beiden Jungs bei sich großziehen konnte. Aber woher sollte er sich das Recht nehmen, einem anderen zu sagen, dass der sich zusammenreißen sollte.
Auf ihn warteten zu
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