Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
Tagen“, räumte Opal ein und warf ihm einen Blick zu, der Bände sprach. „Aber in der Vergangenheit hast du genug angerichtet, das man dir mit Fug und Recht für den Rest deines Lebens vorhalten kann. Kauf Blumen. Im Supermarkt habe ich gestern schöne Gerbera gesehen.“
Hutch verbeugte sich tief, um Opal zu zeigen, dass er sich geschlagen gab. Sie konterte mit einem spöttischen Lachen, winkte ihm zu und ging weiter. Auf sie wartete ein wilder Bingo-Abend.
Kendra spähte hinaus in den gelblichen Lichtschein der Verandabeleuchtung und erschrak.
Natürlich hatte sie Hutch erwartet, aber bei jeder geplanten und zufälligen Begegnung mit ihm bekam sie das Gefühl, als hätte sie an einen elektrischen Zaun gefasst.
Er trug noch ziemlich neu aussehende Jeans, ein frisch gebügeltes und anscheinend sogar gestärktes, blassgelbes Baumwollhemd, auf Hochglanz polierte Stiefel und einen ordentlichen Hut, der im Gegensatz zu seiner üblichen Kopfbedeckung nicht so aussah, als wäre er unter die Hufe einer ganzen Rinderherde geraten. Und dazu hielt er in der linken Hand einen … farbenfrohen Blumenstrauß !
Offenbar hatte er den Grund für ihren Anruf völlig verkehrt gedeutet, überlegte sie und spürte, wie ihr Herz zu rasen begann. Mit einem Mal war sie so kurzatmig, dass sie fürchtete, jeden Moment ohnmächtig zu werden, wenn sie sich nicht sofort zusammenriss.
Nachdem sie einmal sehr langsam und sehr tief durchgeatmet hatte, öffnete Kendra die Haustür. Er hatte sie durch die ovale Mattglasscheibe in der Tür sehen können, deshalb war es jetzt zu spät gewesen, noch so zu tun, als sei sie gar nicht zu Hause.
Als er seinen Hut lüftete, geschah das mit einem Geschick, das sie an andere dezente, intimere Bewegungen erinnerte, wie sie sie in ihrer gemeinsamen stürmischen Zeit erlebt hatte.
„Die Blumen waren Opals Idee“, war das Erste, was er zu ihr sagte.
Amüsiert lächelte Kendra, während ihr klar wurde, dass Hutch es zwar wirklich gut zu überspielen verstand, er aber in Wahrheit mindestens genauso nervös war wie sie. Und vielleicht sogar noch ein bisschen nervöser.
„Keine Flasche Wein?“, gab sie augenzwinkernd zurück. „Du lässt nach, Cowboy.“
Zwar flüchtig, aber trotzdem sehr wachsam ließ er seinen Blick über sie wandern, als sie einen Schritt zur Seite machte, damit er hereinkommen konnte. „Ich dachte, das könnte zu viel des Guten sein“, entgegnete er. Ob er das ernst meinte oder nicht, konnte sie beim besten Willen nicht sagen.
Sie ging vor ihm her in die Küche und bot ihm einen Platz am Esstisch an. Die Überreste des Abendessens waren längst weggeräumt, Madison hatte gebadet, Kendra hatte ihr eine Geschichte vorgelesen und sie beten lassen. In der letzten halben Stunde hatte sie dann bestimmt ein Dutzend Mal nach der Kleinen gesehen, aber Madison und Daisy waren gleich nach dem Hinlegen eingeschlafen und seitdem nicht noch mal aufgewacht.
Kendra nahm Hutch den Blumenstrauß ab, suchte eine Vase und betrachtete den Strauß, als er im Wasser stand. Das Farbenspiel aus Rot-, Orange- und Lilatönen begeisterte ihre Sinne.
Als sie sich mit der Vase in der Hand umdrehte, wäre sie fast mit Hutch zusammengestoßen. Ihre Wangen begannen prompt zu glühen, und sie ging zügig um ihn herum, damit sie die Vase in die Tischmitte stellen konnte.
„Ich habe Kaffee gemacht, falls du eine Tasse willst“, sagte sie, wobei sie sich so schüchtern verhielt, als hätte sie einen Wildfremden vor sich, aber nicht den Mann, mit dem sie sich früher einmal an den skandalösesten Orten geliebt hatte.
Reiß dich zusammen, ermahnte sie sich.
Das Funkeln in Hutchs Augen verriet ihr, dass er schon viel zu viel gesehen hatte. So unglaublich ignorant er manchmal sein konnte, besaß er dennoch auch eine sehr scharfsinnige Seite - die üblicherweise dann zum Vorschein kam, wenn es für ihn von Vorteil war. „Danke“, sagte er, „aber ich habe heute schon zu viel Kaffee getrunken. Noch eine Tasse mehr, und ich werde vermutlich die Nacht damit verbringen, ein neues Dach auf die Scheune zu setzen.“
Kendra musste lächeln, als sie sich das bildhaft vorstellte. Sie spürte, wie sie etwas ruhiger wurde. „Ich sehe nur noch mal schnell nach Madison“, sagte sie und zog sich hastig in den Flur zurück. Was hatte Hutch bloß an sich, dass in seiner Gegenwart all ihre Nervenenden in Flammen zu stehen schienen?
Er sagte nichts, als sie die Küche verließ, doch sie hätte schwören können, dass
Weitere Kostenlose Bücher