Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
Neue“, stand dort zu lesen. „Das ging ja schnell.“
13. KAPITEL
Wie versteinert saß Kendra da und starrte auf den Monitor, der das Foto von ihr und Hutch zeigte. Ihr war, als hätte ihr jemand eine Ohrfeige gegeben. Sie kehrte zurück zur Mail, die Joslyn ihr geschickt hatte, und las: „Jetzt sind sie zu weit gegangen. Das bedeutet Krieg.“
Taras Mail las sich ganz ähnlich. Die Anti-Hutch-Kampagne war für ihre beiden engsten Freundinnen hinnehmbar gewesen, doch dass man nun auch noch versuchte, Kendra in den Dreck zu ziehen, das war ein Fehler gewesen. Offenbar saßen die beiden schon in den Startlöchern, um den ersten Gegenschlag zu starten.
Gemächlich lehnte Kendra sich zurück, atmete ein paar Mal tief durch und hielt sich vor Augen, dass das Ganze eigentlich nur halb so wild war. Diese Internetseite war ein Ventil für Leute, die ein bisschen Dampf ablassen wollten und die einfach zu viel Freizeit haben mussten, wenn sie sich mit so etwas beschäftigen konnten. Es war ja nicht so, als hätte ihr jemand mit einem Ziegelstein das Wohnzimmerfenster eingeschlagen oder in ihrem Vorgarten ein Kreuz aufgestellt und angezündet.
Dann schickte sie je eine Mail mit der Zeile „Ich kümmere mich darum“ an Tara und Joslyn. Danach fühlte sie sich ruhiger - was aber nichts daran änderte, dass sie eine solche Verletzung ihrer Privatsphäre als unverschämt empfand. Sie druckte die Website aus, faltete das Blatt zweimal und ging in die Küche. Dort steckte sie das Blatt in ihrer Handtasche ganz tief unten unter die Brieftasche und ihr Schminkmäppchen, dann sah sie noch einmal nach ihrer Tochter und ging ins Badezimmer, um das lange, heiße Bad zu nehmen, das sie sich vor einer Weile selbst versprochen hatte.
Das warme Wasser wirkte lindernd, und die Schmerztabletten vor dem Zubettgehen taten ihr Übriges. Sie hatte damit gerechnet, sich lange Zeit im Bett hin und her zu wälzen, doch dann war sie schnell in einen tiefen, traumlosen Schlaf gefallen, aus dem sie erst wieder geholt wurde, als die Sonne ihre Lider in einen rötlich-orangefarbenen Schein tauchte.
Als sie sich aufrichtete, spürte sie, dass Po und Oberschenkel vom Reiten wehtaten, jedoch nicht so sehr, dass es ihr etwas ausgemacht hätte. Sie stürzte sich in ihre morgendliche Routine, weckte Madison, damit sie aufstand und sich anzog, ließ Daisy in den Garten hinaus und stellte ihr frisches Wasser und ein Schälchen Trockenfutter hin. Den üblichen Kaffee ließ sie allerdings aus, dafür trank sie diesmal eine Tasse Kräutertee.
„Du siehst hübsch aus, Mommy“, sagte Madison beim Anblick von Kendras makellos sitzendem Hosenanzug aus Leinen. In letzter Zeit hatte sie einfach zu oft Jeans getragen. „Ich habe heute Morgen einen Termin. Jemand will sich das andere Haus ansehen. Wenn du dich also ein bisschen beeilen könntest …“
„Wegen meiner Stiefel …“, begann Madison daraufhin.
Kendra musste innerlich ironisch grinsen. Dann hatte sie sich also doch nicht getäuscht, dass das Kompliment über ihre Kleidung zwar ernst gemeint gewesen, aber mit einem Hintergedanken ausgesprochen worden war.
„Beim Rodeo am Wochenende gibt es jede Menge Händler. Da sehen wir uns um, wo es die richtigen Stiefel für dich gibt.“
Madison strahlte vor Freude, aber dann wurde sie gleich wieder ernst. „Ich muss mich ja noch bei Miss Abbington und Becky entschuldigen“, fiel ihr ein.
„Auf jeden Fall“, bekräftigte Kendra. „Stell dir vor, Becky hätte deine Stiefel genommen, ohne dich um Erlaubnis zu fragen. Wie würdest du dich dann fühlen?“
„Dann wär ich sauer“, räumte sie.
„Also?“
„Also ist Becky sauer“, sagte Madison. Dann jedoch fiel ihr etwas ein. „Aber ich habe nicht die Schuhe von Miss Abbington genommen. Warum muss ich mich bei ihr entschuldigen?“
„Das reicht“, gab Kendra energisch zurück, ließ aber ein Lächeln folgen. „Du weißt ganz genau, warum du dich bei Miss Abbington entschuldigen musst.“
„Echt?“, fragte Madison und setzte dabei eine Unschuldsmiene auf, aber Kendra wartete nur geduldig ab, bis Madison schließlich erklärte: „Weil ich den Unterricht verstört habe.“
„Bingo“, meinte Kendra nur.
Eine Stunde später war Madison längst in der Vorschule, und Daisy hütete das Büro, während Kendra einem zweiten Interessenten das Herrenhaus zeigte. Er war im Auftrag eines Investmentunternehmens hergekommen, das in Erwägung zog, das Haus in einen Apartmentkomplex
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