Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
nicht auf die Idee kam, sie könnte diesen berauschenden Kuss meinen, den er ihr am Ufer des Whisper Creek gegeben hatte, fügte sie rasch hinzu: „Dass du Madison auf Ruffles hast reiten lassen, wollte ich sagen.“
Er grinste sie lässig an, während über ihnen zahllose Sterne und ein fast voller Mond am nachtschwarzen Himmel hingen. „War mir ein Vergnügen“, entgegnete er. Leviticus saß neben ihm und wartete geduldig ab.
„Okay.“ Mehr fiel ihr nicht ein.
Hutch zog für sie die Fahrertür auf und sah gelassen zu, wie sie einstieg, in ihrer Handtasche nach dem Wagenschlüssel suchte, den Gurt anlegte und den Motor anließ. Dass Madison bereits schlief, war Kendra klar, auch ohne sich erst noch zu ihr umdrehen zu müssen. Ansonsten hätte sie längst gefragt, wann sie denn wieder herkommen würden, damit sie auf Ruffles reiten konnte.
Da Hutch noch immer neben ihrem Wagen stand, kurbelte sie das Fenster runter. Zwar hatte sie so ihre Probleme mit dem Mann, trotzdem wollte sie ihm beim Zurücksetzen nicht über die Zehen fahren. „War noch was?“, fragte sie und hoffte, möglichst beiläufig zu klingen.
„Ja“, sagte er und beugte sich vor. „Kommt ihr zwei zum Rodeo?“
„Selbst wenn ich wollte, könnte ich mich davor nicht mehr drücken“, antwortete sie lächelnd. „Madison hat das noch nie mitgemacht, und sie freut sich schon auf das Wochenende mit Feuerwerk und allem anderen.“
Apropos Feuerwerk, dachte sie, als ihr völlig überraschend die Erinnerung an den Kuss durch den Kopf ging und ihr sofort wieder heiß wurde, während ihr Herz zu rasen begann.
„Am Samstagnachmittag habe ich mich fürs Bullenreiten eingetragen“, erklärte er, „aber ich würde euch gern das Abendessen spendieren und vielleicht mit Madison ein paar Kirmesattraktionen mitmachen, bevor das Feuerwerk beginnt.“
Sie musste nur Nein sagen, sich die Zeit nehmen, auf Abstand zu ihm zu gehen, und zu ihrer ursprünglichen Sichtweise der Dinge zurückkehren. Stattdessen fiel ihr nichts Besseres ein, als sofort „Okay“ zu sagen.
„Das ist schön“, erwiderte Hutch erfreut. „Ich rufe dich an, und dann können wir die Einzelheiten absprechen.“
Sie nickte, als sei am heutigen Tag überhaupt nichts Außergewöhnliches geschehen.
Aber vielleicht war es für ihn nicht außergewöhnlich gewesen.
Was für ein düsterer Gedanke!
Nachdem sie Hutch eine gute Nacht gewünscht hatte, ging er ein paar Schritte zur Seite, damit sie losfahren konnte.
Daheim angekommen, holte sie Madison aus dem Kindersitz und trug sie ins Haus. Zwar war sie wach, aber so schläfrig, dass Kendra ihr helfen musste, den Schlafanzug anzuziehen. Sie achtete darauf, dass die Kleine sich die Zähne putzte und ihr Gebet sprach, dann deckte sie sie zu und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
„Gute Nacht, Annie Oakley“, sagte sie leise.
Daisy lief an der Tür unruhig hin und her, vermutlich musste sie noch mal raus.
„Wer ist das?“, wollte Madison wissen, gähnte ausgiebig, und dann war sie so schnell eingeschlafen, dass Kendra gar nicht mehr antworten konnte.
Sie verließ das Kinderzimmer und ging mit Daisy in die Küche, wo sie die Hintertür öffnete und dann auf der Veranda wartete, während die Hündin im Garten ihr Geschäft erledigte.
Kaum war sie zurück, marschierte sie schnurstracks in Madisons Zimmer und legte sich dort schlafen.
Da Kendra noch immer etwas zu aufgedreht war, um ins Bett zu gehen, räumte sie noch eine Weile auf, goss die Grünpflanzen und zog sich schließlich in ihr Büro zurück, um nach ihren E-Mails zu sehen, den privaten wie den geschäftlichen. Anschließend würde sie noch ein ausgiebiges Bad nehmen, sozusagen eine Vorsichtsmaßnahme gegen die Schmerzen, die die Stunden im Sattel morgen früh nach sich ziehen würden.
Sie sortierte die Werbemails aus, die es trotz allem immer wieder durch den Filter schafften, danach waren noch zwei Nachrichten übrig, eine von Tara und eine von Joslyn. Beide hatten sie Anhänge und waren sicher nur an sie weitergeleitet worden.
Als sie Joslyns Mail öffnete, erwartete sie ein Foto von ihrem Neugeborenen. Stattdessen jedoch wurde sie mit einer Seite von einem dieser großen sozialen Netzwerke konfrontiert. Jemand hatte ein Foto von ihr und Hutch beim Dreibeinlauf während des Friedhofspicknicks gemacht, das sie beide zeigte, wie sie lachend den Halt verloren, um gleich darauf im Gras zu landen.
Die Bildunterschrift war kurz und knapp. „Er hat schon wieder eine
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