Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
konfrontiert hatte. Bei der nächsten Gelegenheit hielt sie erneut an, holte ihr Handy aus der Tasche und rief Joslyn an.
„Hast du geschlafen?“, war die erste Frage, die ihr durch den Kopf ging, als Joslyn sich meldete.
Joslyn musste lachen, als sie das hörte. „Ich bin eine frischgebackene Mutter. Mütter wie ich schlafen einfach niemals.“
Kendra stimmte in das Lachen mit ein. „Ist deine Mom noch zu Besuch?“
„Nein, sie ist heute Morgen abgereist“, antwortete sie. „Mom war mir eine große Hilfe und Callie ebenfalls, aber es wird Zeit, dass sich die Dinge endlich wieder normalisieren. Außerdem können Slade und Shea wunderbar mit dem Baby umgehen.“
„Das ist gut.“
„Du hast nur angerufen, weil du wissen wolltest, ob ich schlafe?“, zog Joslyn sie auf. „Es geht um diese dämliche Website, richtig? Nachdem ich die Mail abgeschickt hatte, begann ich zu überlegen, dass ich das vielleicht besser nicht so ohne Vorwarnung hätte machen sollen. Tara findet das inzwischen auch.“
„Ist schon in Ordnung“, wehrte Kendra ab und sah zu, wie Personenwagen und Trucks über den Highway fuhren. „Aber … ja, ich rufe deswegen an. Ich war eben bei Brylee.“
„Du musst sofort herkommen“, befahl Joslyn ihr gut gelaunt. „Und wenn das nicht geht, dann komm auf der Stelle her. Ich will jedes Detail erfahren.“
„Es ist nichts passiert“, sagte sie sofort. Sie hatte sich schließlich nicht auf Brylee gestürzt, um ihr büschelweise Haare auszureißen. Die Zeiten, als man sich noch auf der Highschool um einen Jungen geprügelt hatte, waren lange vorüber.
„Auch egal“, wischte Joslyn den Einwand beiseite. „Auf jeden Fall brauchst du jetzt eine gute Freundin, sonst hättest du nicht angerufen. Komm vorbei.“
„Ich kann in zwanzig Minuten da sein“, sagte Kendra nach einem Blick auf die Uhr.
„Gut. Bis gleich.“
Als Kendra mit Daisy auf der Windfall-Ranch eintraf, parkte Taras Sportwagen neben Joslyns unauffälligem Auto. Slades Wagen war nicht zu sehen. Vielleicht war er ja mit seiner Schwiegermutter auf dem Weg zum Flughafen.
Joslyn und Tara kamen beide nach draußen auf die rückwärtige Veranda, als Kendra aus ihrem Wagen ausstieg und Daisy vom Rücksitz holte. Taras Hund Lucy war sofort zur Stelle, und beide tollten herum, offenbar erfreut darüber, sich wiederzusehen.
Während Joslyn ihr fröhlich zuwinkte, hatte Tara eine ernste Miene aufgesetzt. „Habe ich mich jetzt zur größten Idiotin der Welt gemacht?“, fragte Kendra, als sie sich der Veranda näherte. Inzwischen hatte Joslyn Tara längst davon erzählt, was sie angestellt hatte.
Dann endlich begann auch Tara zu lächeln. „Da bin ich mir nicht so sicher“, scherzte sie. „Komm rein, dann können wir bei Kaffee und Gebäck darüber entscheiden.“
Im Gänsemarsch ging es in Joslyns frisch renovierte Küche, wo sie von Slades Hund Jasper begrüßt wurden, während Joslyns Katze von niemandem Notiz nahm, auch nicht von Lucy und Daisy.
Der kleine Trace lag in seinem Kinderbett und strampelte leise brabbelnd mit Händen und Füßen, als versuche er, den Sonnenstrahl zu fassen zu bekommen, der durchs Fenster in die Küche fiel.
Glücklich lächelnd zog Joslyn die Decke gerade und gab ihm einen Schmatzer auf die Stirn. „Ich hab dich so lieb, mein kleiner Cowboy“, flüsterte sie ihm zu.
Kendras Augen brannten ein wenig, da sie von der Freude für ihre beste Freundin fast überwältigt wurde. Joslyn hatte aus eigener Kraft ein kleines Software-Unternehmen aufgebaut, es für ein Vermögen verkauft und ein altes Unrecht wiedergutgemacht, obwohl sie damit eigentlich gar nichts zu tun hatte. Aber das hier - Slade, ihre Stieftochter Shea, das Baby und die Ranch -, das war ihr Wirklichkeit gewordener Traum.
Dabei war nichts davon in irgendeiner Weise selbstverständlich gewesen.
Doch jetzt strahlte sie von Glück erfüllt über alles, was ihr geschenkt worden war.
Tara folgte Kendras Blick und sagte: „Seht sie euch an, die glücklichste Frau der Welt.“
Kendra nickte und musste ihre Tränen zurückhalten. Schließlich setzten sie sich alle an den Esstisch und Joslyn schenkte ihnen Tee ein. Auf einem Teller lagen zudem einige Donuts mit Streuseln auf dem Zuckerguss.
„Fehlt dir deine Mom schon, jetzt, da sie auf dem Heimweg nach Santa Fe ist?“, wollte Kendra von Joslyn wissen. Sie entschied, auf die Donuts zu verzichten, da ihr Magen immer noch ein wenig verrücktspielte.
„Ja, natürlich“,
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