Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
antwortete Joslyn. „Es war schön, sie bei mir zu haben, aber sie hat auch noch ihr eigenes Leben. Außerdem werden wir uns bestimmt schon bald wiedersehen.“
„Wir hätten dir diese Website nicht weiterleiten sollen“, warf Tara betreten ein und kam abrupt auf das eigentliche Thema zu sprechen. „Ich weiß nicht, was wir uns dabei gedacht haben.“
„Ist schon gut“, wehrte Kendra wahrheitsgemäß ab. „Früher oder später hätte ich sowieso davon erfahren, und dann ist es mir lieber, wenn es von euch beiden zuerst kommt.“
„Und du bist tatsächlich zu Brylee Parrish gefahren?“, fragte Joslyn ungläubig.
„Nein, damit wollte ich euch nur aufregen“, scherzte sie und fuhr fort: „Ja, ich bin zu ihr gefahren, und inzwischen wünschte ich, ich hätte das nicht gemacht. Ich stehe jetzt da wie jemand, der sich über jede Kleinigkeit aufregt.“
„Ich finde, du hattest allen Grund, dich aufzuregen“, hielt Tara treu zu ihr. „Es fängt mit etwas Kleinem wie dieser spöttischen Bildunterschrift an, und ehe du dich versiehst, ist daraus eine riesige Sache geworden.“
„Na ja, passiert ist es jetzt so oder so“, redete Kendra mit einem flüchtigen Achselzucken weiter. „Brylee ist eigentlich sehr nett, muss ich sagen. Sie wird dafür sorgen, dass diese Website abgeschaltet wird. Also ist nichts weiter passiert.“
„Hat sie gefragt, ob was zwischen dir und Hutch läuft?“, wollte Joslyn wissen, die ihrer typischen Art entsprechend nie um ein Thema herumredete, sondern ohne Umschweife das ansprach, was Sache war.
„Das wollte sie, aber sie hat es dann doch nicht gemacht.“
„Und?“, hakte Tara nach.
„Und was?“
„Und läuft was zwischen dir und Hutch?“, fragte Tara und betonte jede Silbe einzeln.
„Nein“, sagte Kendra, während sie im Geiste anfügte: nicht, wenn man diesen leidenschaftlichen Kuss gestern Nachmittag am Whisper Creek ignoriert.
„Ich habe gehört, er hat ein Pony für Madison gekauft“, beharrte Tara.
„Wer hat dir denn das erzählt?“, wollte Kendra wissen.
„So was spricht sich rum.“
„Opal“, mutmaßte Kendra und fand sich sofort bestätigt, als sie das Mienenspiel ihrer Freundinnen sah.
„Sei ihr nicht böse“, warf Joslyn hastig ein. „Ich habe mit ihr telefoniert, und dabei ist ihr das mit dem Pony rausgerutscht. Tja, und da ist es ja wohl normal, dass man gewisse Schlussfolgerungen zieht.“
„Was ihr beide natürlich auch gemacht habt“, sagte Kendra ihnen amüsiert auf den Kopf zu. „Zu schade, dass ihr damit falschliegt. Hutch hat das Pony gekauft, weil es ihm leidgetan hat. Sein Vorbesitzer hatte es für seine Söhne gekauft, aber die sind inzwischen erwachsen und von zu Hause ausgezogen.“
Tara und Joslyn warfen sich vielsagende Blicke zu.
„Jeder Viehzüchter braucht ja auch unbedingt ein Pony namens Ruffles“, stellte Joslyn ironisch fest.
„Es hat nichts zu bedeuten“, beharrte Kendra.
„Wenn du das sagst“, stimmte ihr Tara grinsend zu.
„Ihr zwei seid unmöglich!“
„Wenigstens sind wir objektiv“, wandte Joslyn ein. „Im Gegensatz zu gewissen anderen Leuten, auf die ich mit dem Finger zeigen könnte.“
Kendra nahm ihre Tasse hoch und trank extrem bedächtig einen Schluck Tee. „Wenn ihr eines nicht seid, dann objektiv“, konterte sie schließlich.
„Wir wollen doch nur, dass du glücklich bist“, beteuerte Tara.
„Tja, und ich will doch nur, dass du glücklich bist“, gab sie an Tara gewandt zurück. „Warum versuchen wir also zur Abwechslung nicht mal, dich mit jemandem zu verkuppeln. Wie wär‘s zum Beispiel mit Boone Taylor?“
Prompt liefen Taras Wangen rot an. „Oh, bitte !“, rief sie empört.
Joslyn, die mit ihrer Ehe und ihrem Familienleben glücklicher nicht hätte sein können, grinste ihre beiden Freundinnen gut gelaunt an. Glückliche Menschen konnten ja unausstehlich sein, dachte Kendra. Vor allem dann, wenn sie auch noch beweisen wollten, dass sie recht hatten. „Es gab mal eine Zeit“, erzählte Joslyn daraufhin, „da habe ich Slade Barlow wie die Pest gehasst. Und jetzt seht euch an, was daraus geworden ist.“
„Aber klar“, schnaubte Tara und stellte ihre Tasse klirrend zurück auf den Unterteller. „Wir ziehen los und suchen uns jeder einen Mann, den wir nicht ausstehen können, nicht wahr, Kendra? Und dann leben wir mit ihm glücklich bis an unser Lebensende. Warum sind wir nicht schon früher auf diese Idee gekommen?“
Joslyns Augen funkelten vor diebischem
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