Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
Abbington entschuldigt?“
Madison nickte eifrig, aber dann wurde sie ernst. „Wo ist Daisy? Du hast sie doch nicht zu der Frau vom Tierheim zurückgebracht, oder?“
Etwas verdutzt richtete sie sich auf. „Daisy ist zu Hause. Natürlich habe ich sie nicht zurückgebracht, Süße. Wie kommst du denn auf diese Idee?“
„Manchmal geben Leute Kinder zurück“, antwortete Madison.
Es kostete Kendra Mühe, mit einem aufmunternden Lächeln zu reagieren. Die Kleine war in ihrem noch so jungen Leben von einer Pflegefamilie zur nächsten weitergereicht worden, sodass es kein Wunder war, wenn sie von solchen Überlegungen geplagt würde, die sie selbst, aber auch Daisy betrafen.
„Du bleibst bei mir“, versicherte sie ihr, „bis du erwachsen bist und aufs College gehst. Und selbst dann hast du immer noch ein Zuhause, in das du immer wieder zurückkehren kannst. Und eine Mommy wirst du dann auch noch haben.“
„Dann gibst du mich nicht zurück? Niemals?“
„Niemals wieder“, versprach Kendra, die weiter mit den Tränen kämpfen musste. „Und das gilt auch für Daisy. Wir drei bleiben zusammen, wir drei sind eine Familie.“
„Trotzdem wäre es schön, wenn ich auch einen Daddy hätte“, meinte Madison, auch wenn Kendras Beteuerungen sie beschwichtigt hatten. Aber diese Dinge hatte sie der Kleinen schon tausendmal gesagt, und sie würde es auch noch tausendmal wiederholen können.
„Könnte schon sein“, sagte Kendra und stieg schnell ein, damit sie endlich nach Hause fahren konnten.
„Wenn ich mir einen Daddy aussuchen könnte, würde ich Mr Hutch nehmen“, redete Madison weiter.
Als Kendra das hörte, stellte sich ihr unwillkürlich die Frage, ob da wohl jemand versuchte, sie zu manipulieren. Allerdings wollte sie ihrer Tochter nicht ein so berechnendes Verhalten unterstellen. Sie fuhr los und winkte den anderen Müttern und Vätern zu, die erst jetzt eingetroffen waren, um ihre Kinder abzuholen. „Leider geht das nicht alles so, wie man es sich wünscht.“
„Und wie kriegt man einen Daddy?“, wollte sie wissen.
Kendra verkniff sich einen Seufzer. „Es gibt dafür kein Rezept. Das ist nicht so, als würde man Kekse backen.“
„Hm“, machte Madison und klang so traurig, dass Kendra ein Stich durchs Herz ging.
Ein paar Minuten lang herrschte Schweigen, bis sie auf einmal verlauten ließ: „Das ist nicht fair!“
„Was ist nicht fair?“, fragte Kendra geduldig, ohne den Blick von der Fahrbahn zu nehmen.
„Dass mein Daddy im Himmel ist und nicht hier bei uns in Parable“, erklärte Madison. „Ich will einen Daddy haben, den ich sehen kann und mit dem ich reden kann.“
Kendra war sich nicht sicher, ob sie einen Ton herausbringen konnte, ohne in Tränen auszubrechen. Also schwieg sie und fuhr weiter.
14. KAPITEL
An diesem Abend bat Madison in ihrem Nachtgebet Gott um einen Daddy, und dabei schlug sie auch gleich Hutch Carmody als einen aussichtsreichen Kandidaten vor. Später saß Kendra allein am Küchentisch und fühlte sich noch immer ein wenig benommen, weil in der letzten Zeit so viele Dinge auf sie eingestürmt waren.
Während Madison ihr Gebet gesprochen hatte, war Kendra nur mit Mühe in der Lage gewesen, ihre Tränen zurückzuhalten, doch als sie jetzt dasaß und eine Tasse Kräutertee trank, konnte sie diesen Tränen endlich freien Lauf lassen.
Daisy, die bis gerade eben noch auf Madisons Bett am Fußende gelegen und geschlafen hatte, kam in die Küche und ging schnurstracks auf Kendra zu, stellte sich auf die Hinterläufe und stützte sich mit den Vorderpfoten auf ihrem Oberschenkel ab. Ihre braunen Augen sahen sie mitfühlend an, und sie stieß ein leises, kehliges Wimmern aus.
Kendra lachte schniefend und legte eine Hand auf den Kopf der Hündin. „Du bist ein braves Tier, Daisy“, sagte sie, obwohl all die widersprüchlichen Gefühle ihr die Kehle zuschnürten. Als die Hündin den Kopf auf ihren Oberschenkel legte und dabei herzerweichend seufzte, streichelte Kendra sie weiter, während sie mit der freien Hand die Tasse hochnahm und einen Schluck Tee trank.
„Ich bin völlig durcheinander“, sagte sie schließlich leise, woraufhin Daisy abermals seufzte und die Vorderpfoten von ihrem Bein nahm, um auf allen vieren neben ihrem Stuhl zu stehen und sie mit treuem Blick aufmerksam anzuschauen. Dabei wedelte sie fast gemächlich mit dem Schwanz.
„Nun sieh sich das einer an“, murmelte sie. „Jetzt rede ich schon mit Hunden.“
Daisy saß unterdessen da,
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