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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford & Gordon Eklund
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Menschen.“
    „Das mußt du mir erklären, Cassie.“
    Sie schwitzte niemals in der Umhüllung ihres olivfarbenen Kapuzenmantels. Die Wüstenhitze stieg trocken und brennend zum Himmel. „Gott schuf den Menschen. Glaubst du das nicht auch?“
    „Gelegentlich, ja.“
    „Dann mußt du mir auch zustimmen, daß es das höchste Ziel des Menschen sein muß, diesen Prozeß umzukehren und Gott zu schaffen.“
    „Nein.“
    „Und das hat man getan. Durch die Manipulation …“
    „Nicht diese Monster, Cassie!“ Der Schock des Grauens ließ seine Hände zittern. Bis zu diesem Augenblick hatte Bradley die Frau beneidet. Er wollte ihr helfen. „Ich bin nicht völlig uninformiert. Einer von ihnen ist in Houston. Ein Ding in einem Stahlkasten. Es ist nicht einmal ein Mensch, Cassie. Wie kannst du es Gott nennen?“
    „Und Mara?“ fragte sie.
    „Wer?“ Ihm fiel ein, daß Cassies Vater Genetiker war. Hatte sie ihre Ideen vielleicht von ihm?
    „Vater kennt sie. Mara ist die, mit der es geklappt hat. Bis jetzt haben sie sie unter Verschluß gehalten. Die Schwachköpfe können das Wunder, das sie geschaffen haben, nicht begreifen. Aber sie ist es, Bradley. Mara ist … sie ist göttlich.“
    Manchmal fragte er sich, wieviele zukünftige Catherine McClairs wohl auf der Erde leben mochten. Hatte es deswegen jemand so eilig gehabt, Mara hierher zum Jupiter zu schicken?
    Die Bürotür öffnete sich und Mara trat ein. Corey, tickend in seinem Kasten, war bei ihr.
    „Mach es kurz, Bradley“, sagte Mara. „Tsubata und ich wollen in einer Stunde hinaus.“
    Bradley betrachtete seinen Schreibtisch, die geschliffene Platte, den Achten Avatara. Hoch oben auf einem der Bücherregale tanzte Shiva ebenfalls – das kontrollierte Chaos. Er hatte versucht, seinen Raum so einzurichten, daß er in jeder geistigen Stimmung Trost finden könnte. Aber jetzt gab es nichts, was ihm Halt gegeben hätte, nicht Christus und nicht Buddha. Die war ein ganz und gar weltliches Problem, wie Sex.
    „Ich fürchte, ich habe unangenehme Nachrichten für euch, Mara, Corey. Ich habe soeben diesen Funkspruch erhalten.“ Er wies auf einen Stuhl.
    Mit einer geübten Bewegung griff sie über den Tisch und nahm ihm die Nachricht aus der Hand. Blitzschnell hatte sie sie gelesen. „Das habe ich erwartet.“ Sie reichte ihm die Nachricht zurück.
    „Und was willst du tun?“
    Sie grinste. „Siehst du das nicht verkehrt herum, Bradley? Du bist es, der etwas tun muß.“
    Er wußte, daß sie recht hatte. „Mara, ich muß …“
    Sie ignorierte ihn einfach und flüsterte mit dem Kasten. „Man hat uns unserer Menschenrechte entkleidet, Corey. Man hat uns die Bürgerrechte genommen. Die Erde hat endlich entschieden, daß ein Supermensch kein Mensch ist. Wir sind jetzt Staatseigentum. Sie haben uns gemacht, und wir gehören ihnen.“
    Wenn die beiden so vertraulich miteinander redeten, fühlte Bradley sich immer verloren, wie ein Alien in einem Lande, dessen Sprache nicht die seine war. „Mara, die Sache ist ernst. Genetische Experimente sind verboten worden. Auf der Erde entsteht eine Art religiöser Renaissance. Ich fürchte, ich habe die Nachrichten der letzten Zeit nicht gebührend beachtet.“
    Corey gab plötzlich summend Informationen von sich. „Das Wiedererstehen des Christentums. Der Mensch als Gottes Ebenbild geschaffen. Manips eine Lästerung, eine Blasphemie. Vierzehn Sitze bei der letzten Wahl zum Vereinigten Kongreß.“
    Mara zündete eine ihrer langen Zigarren an und paffte ruhig. Sie betrachtete den wachsenden Aschekegel und klopfte ihn dann ab; angelegentlich beobachtete sie, wie die Asche zu grauen Fragmenten zerfiel.
    „Wenn der Elefant im Zelt des Arabers steht, ist es zu spät, um noch ‚Besetzt!’ zu rufen.“
    Corey sirrte. Gelächter?
    „Was ist daran komisch?“ fragte Bradley.
    „Ihr denkt nicht schnell genug.“ Mara ließ sich abrupt in den Stuhl fallen und legte die Stiefel auf seinen Schreibtisch. „Wie hoch ist gegenwärtig die Nippiebevölkerung – ich liebe dieses Wort – auf der Erde?“
    Ihm blieb nichts übrig, als mitzuspielen. „Ein paar Hundert.“
    „Dreihundertsiebzehn. Und weißt du, wo sie sind, wo sie leben, arbeiten, denken, defäkieren? Überlege es dir, Bradley. Sind es Bauern, Ingenieure, Programmierer, Dichter, Maler?“
    „Sie sind in der höheren Wissenschaft tätig, denke ich.“
    „Und die höchste der höheren Wissenschaften?“
    Sein Lehrer in Tunesien war ähnlich vorgegangen; er hatte seine

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