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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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elek­tro­ma­gne­ti­scher Strah­lung über die Ba­sis hin­weg­feg­te. Die Wo­ge be­stand aus sehr ho­hen Fre­quen­zen und dau­er­te drei­und­sieb­zig Se­kun­den. Ei­ne nach­träg­li­che Spek­tral­ana­ly­se zeig­te kom­ple­xe Kom­po­nen­ten, aber kei­ne durch­gän­gi­ge Ord­nung. Die In­ten­si­tät des Si­gnals war zu rie­sig, als daß man es hät­te klas­si­fi­zie­ren kön­nen; vie­le Emp­fän­ger im Hoch­fre­quenz­be­reich der Ba­sis­sen­so­ren fie­len we­gen Über­las­tung aus.
    Als der Mon­sun nach­ge­las­sen hat­te und die Schä­den be­ho­ben wor­den wa­ren, such­ten meh­re­re Wis­sen­schaft­ler nach Spu­ren des­sen, was die­ses Phä­no­men her­vor­ge­ru­fen ha­ben könn­te. Die of­fen­sicht­li­che Lö­sung des Pro­blems war der Mon­sun selbst. Dies wur­de als kon­ven­tio­nel­le Weis­heit ak­zep­tiert, bis ei­ni­ge Jah­re spä­ter der nächs­te Früh­ling auf Ti­tan einen neu­en Mon­sun mit sich brach­te.
    Die Me­than­win­de heul­ten, aber es gab kei­nen elek­tro­ma­gne­ti­schen Sturm. Erst da­nach drang ei­ne we­ni­ger po­pu­lä­re Theo­rie, die man an­fäng­lich bei­sei­te ge­wischt hat­te, in den Vor­der­grund. Das Kris­tall­netz auf Ti­tan war nach dem frü­he­ren Mon­sun in auf­fäl­li­ger Wei­se ener­gie­ent­leert ge­we­sen, aber nach dem letz­ten über­haupt nicht. War das Netz in ir­gend­ei­ner Wei­se für den Sturm ver­ant­wort­lich ge­we­sen?
    Dies er­öff­ne­te ei­ne neue Rich­tung von Stu­di­en, Ex­pe­ri­men­ten und Hy­po­the­sen. Mitt­ler­wei­le war der Tod ei­nes ver­wit­ter­ten, al­ten Man­nes längst in Ver­ges­sen­heit ge­ra­ten, und nie­mand dach­te dar­an, die Er­eig­nis­se zu die­sem spä­ten Zeit­punkt noch mit­ein­an­der in Ver­bin­dung zu brin­gen.

3

    Neu­es und Fremd­ar­ti­ges zu ver­ste­hen ist nicht so sehr ei­ne Fra­ge von Mü­he und Ar­beit; viel­mehr er­for­dert es In­tui­ti­on und die Zeit, Ide­en zur Rei­fe kom­men zu las­sen. Die ers­ten Hin­wei­se auf die wah­re Na­tur des Ti­tan­net­zes ka­men zwei­und­fünf­zig Jah­re nach dem To­de Br­ad­ley Reynolds’, und bis man sie ganz be­griff­mit al­lem, was das im­pli­zier­te –, ver­gin­gen noch ein­mal zwei Jahr­zehn­te.
    Das Netz war ein Sen­der. Das Netz war ei­ne füh­len­de Ma­trix. Das Netz war ei­ne schlum­mern­de, ab und zu plötz­lich bril­li­an­te In­tel­li­genz. Aber das Netz war zu­gleich mehr als die li­nea­re Sum­me die­ser Ter­me. Es ver­schmolz mit der Welt, die es um­gab, und blieb den­noch von ihr ge­trennt und ana­ly­sier­te.
    Es bil­de­te ei­ne kom­pli­zier­te, drei­di­men­sio­na­le An­ten­ne, die Ti­tan um­hüll­te. Der Brenn­punkt die­ses Git­ters war ei­ne Re­gi­on des Welt­raums, die we­ni­ger als zwei Bo­gen­se­kun­den um­faß­te. Die Strän­ge des Net­zes ver­scho­ben und ver­än­der­ten sich in al­lerfeins­ter Wei­se, um be­stän­dig auf die­sen Punkt ge­rich­tet zu blei­ben.
    Aber das Netz sen­de­te nicht im­mer. Nur wenn es eng mit sei­ner Um­ge­bung ver­bun­den war, ge­riet es in Be­we­gung und stieß einen eng co­dier­ten elek­tro­ma­gne­ti­schen Strahl auf ei­nem schma­len Band her­vor. Die Wis­sen­schaft­ler, die es stu­dier­ten, brauch­ten sie­ben­und­zwan­zig Jah­re be­harr­li­cher Ar­beit, um ei­ne so in­ten­si­ve Ver­bin­dung her­zu­stel­len, und gleich­wohl war ein ge­ne­tisch spe­zi­ell ent­wi­ckel­ter Te­le­path da­zu er­for­der­lich. Und als das Netz sei­nen co­dier­ten Strahl aus­spie, ver­gin­gen wei­te­re Jahr­zehn­te, bis man ihn end­lich ver­stan­den hat­te.
    In­zwi­schen wur­de Ti­tan zu ei­ner blü­hen­den Quel­le bil­li­gen Was­ser­stoffs für das ge­sam­te Son­nen­sys­tem. Men­schen leb­ten dort, und es ging ih­nen gut. Das Rät­sel der frü­he­ren Sen­dung des Net­zes, mitt­ler­wei­le in ei­ner an­ti­ken Ver­gan­gen­heit be­gra­ben, be­schäf­tig­te nur noch we­ni­ge For­scher.

4

    Ein­hun­dert­drei­und­zwan­zig Jah­re spä­ter sich­te­te ein Kom­pres­si­ons­schiff beim Ab­brem­sen aus der Hoch­be­schleu­ni­gung das Be­ta-Ome­ga-Sys­tem. Es be­stand aus sie­ben Pla­ne­ten, kei­ner von ih­nen erd­ähn­lich,

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