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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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Fa­sern, die spinn­web­fei­ne Li­ni­en zu ei­ner Ku­gel in vi­brie­ren­dem Raum span­nen.
    Sie ver­schlan­gen sich in­ein­an­der, ver­misch­ten sich zu et­was, das nach Br­ad­ley griff und ihn zwang, den Blick ab­zu­wen­den. Je­de die­ser kom­ple­xen Schich­ten …
    … laut­los wei­nen­der Mann, zit­ternd …
    … er­weck­te einen wir­ren Strom von Emo­tio­nen in ihm. Wie weit moch­te die­se Ord­nung noch nach in­nen ge­hen? Mi­kro­sko­pi­sche Skulp­tu­ren, für das Au­ge viel zu fein ge­mei­ßelt?
    Schwan­kend trat er zu­rück und starr­te zum Him­mel. Die Wol­ken wur­den dün­ner, wie Ne­bel, wenn man sich ihm nä­hert, und er sah den Va­ter Sa­turn, der Ti­tan in sei­nem Griff hielt. Jen­seits des ge­streif­ten Rie­sen bil­de­ten zehn Mil­li­ar­den Ste­me ei­ne Ga­la­xis, und zehn Mil­li­ar­den Ga­la­xi­en bil­de­ten ein Uni­ver­sum. Die Milch­stra­ße war ein Ne­bel, ein Dis­kus, der sich dreh­te, hun­dert­tau­send Licht­jah­re breit. Der Dis­kus dreh­te sich wie ein Fun­ken­wir­bel, und Br­ad­ley konn­te nicht se­hen, wer ihn ge­wor­fen hat­te.
    … üp­pi­ger, fei­ner Lehm mit ei­nem tie­fen, er­di­gen Ge­ruch öff­ne­te sich zu sei­nen Fü­ßen …
    … ei­ne na­del­fei­ne Spit­ze von Angst zer­teil­te das Fleisch, ein sü­ßer, gnä­di­ger Stich …
    … ein ge­fro­re­ner Pfei­ler von Urin sprang aus dem sei­dig-ros­ti­gen Land …
    Er schrie in plötz­li­cher, auf­bers­ten­der Er­leich­te­rung. Schrie. Er sank auf die Knie, ein Schü­ler der Ster­ne. Wein­te. Sah und fühl­te und um­fing al­les.
    Der Him­mel zer­sprang.
    Et­was in ihm zer­brach.

Epilog
      

1

    Ma­ra fand ihn.
    Er lag aus­ge­streckt im Kies von Ti­tan, we­ni­ge Me­ter vor den kris­tal­le­nen Ge­wäch­sen. Sein An­zug war in­takt, aber sein Kör­per war kalt. Der Kör­per­funk­ti­ons­an­zei­ger auf sei­nem Rücken re­gis­trier­te kein Le­bens­zei­chen mehr.
    Sie be­rei­te­ten sich dar­auf vor, ihn zum Schrei­ter zu­rück­zu­brin­gen. Viel­leicht wür­de man sei­nen Kör­per zur Er­de über­füh­ren, viel­leicht wür­de man ih­nen auch be­feh­len, ihn hier zu be­gra­ben. Sie wuß­te es nicht.
    Lan­ge be­trach­te­te sie das Kris­tall­ge­bil­de. Tief in sei­nem In­nern gab es Rie­fen, die ei­ne Art Mus­ter zu bil­den schie­nen. Es war starr und un­be­weg­lich. Ein in­ter­essan­tes Pro­blem für die So­lid-State-Phy­si­ker, dach­te sie und wand­te sich ab.
    Oh­ne sich noch ein­mal um­zu­se­hen, tru­gen sie ihn weg von die­sem Ort.

2

    Sieb­zehn Ta­ge spä­ter stieg Br­ad­ley Reynolds’ Leich­nam, va­ku­um­ver­packt und in ei­nem Beu­tel ver­sie­gelt, mit 12,3 km/sec von der Ti­ta­no­ber­flä­che auf. Ma­ra, die be­reits un­ter Dro­gen stand, um ge­gen die be­täu­ben­de Lan­ge­wei­le auf der lan­gen Rei­se zum Ju­pi­ter ge­wapp­net zu sein, dach­te im­mer wie­der an die tro­ckene Hül­se, die sie mit sich führ­ten. Aber im­mer wie­der auch rich­te­ten sich ih­re Ge­dan­ken in die Zu­kunft, auf das Orb und auf die Ar­beit, die auf sie war­te­te, und sie wuß­te, daß die Er­eig­nis­se ganz von al­lein wei­ter­rol­len wür­den; sie wür­den sie mit­rei­ßen und all­mäh­lich die Spu­ren von Br­ad­ley Reynolds aus ih­ren Ge­dan­ken und aus der Welt til­gen.
    Auf Ti­tan hat­te der Me­than­mon­sun be­gon­nen. Wäh­rend des lan­gen, mil­den Win­ters hat­ten sich Me­than­tüm­pel ge­bil­det, die nur we­ni­ge Me­ter tief wa­ren. Als das Land sich in den Po­lar­ge­gen­den all­mäh­lich er­wärm­te, konn­te das Me­than nicht län­ger flüs­sig blei­ben. Es ver­duns­te­te, ver­koch­te, ver­dampf­te blitz­ar­tig. Wind­böen brach­ten die trä­gen, ro­sa­far­be­nen Wol­ken in Be­we­gung, und die­se Stür­me tru­gen die Hit­ze zu an­de­ren Tei­chen und Seen. Auch sie koch­ten in kür­zes­ter Zeit und ga­ben dem Pro­zeß neue Nah­rung. Die turm­ho­hen Wol­ken­bän­ke ras­ten über die zer­klüf­te­te Ober­flä­che von Ti­tan, sie zer­hark­ten das Land und trie­ben die Män­ner der Kui­per-Ba­sis in die tiefs­ten Tie­fen der Sta­ti­on hin­un­ter.
    So kam es, daß nur we­ni­ge Dienst ta­ten, als ein gi­gan­ti­scher Sturm von

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