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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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we­nigs­tens zwei Me­ter hoch. Es schlän­gel­te sich zwi­schen den Fels­blö­cken da­von. Br­ad­ley dach­te so­gleich an einen wel­len­för­mi­gen Zaun auf dem Lan­de, der acht­los zwi­schen Ge­stein er­rich­tet wor­den war, aber die­ses Ding hier er­hob sich in ei­nem Stück aus dem Bo­den und aus den Fel­sen­flä­chen. Naht­los. Als sei es hier ge­wach­sen.
    Das Kris­tall­netz. Die Ma­trix. Br­ad­ley hat­te das Ge­fühl, zu fal­len. Er sah gol­de­ne Kleck­se, die tief in dem mil­chi­gen Kris­tall schwam­men. Glit­zernd. Krei­send.
    Er zwin­ker­te. Sei­ne Au­gen spiel­ten ihm einen Streich. Aber nein … das Ding schi­en sich wirk­lich zu be­we­gen.
    Er schüt­tel­te den Kopf, um ihn zu klä­ren. Die pur­pur­nen Punk­te wa­ren ver­schwun­den. Er at­me­te tief, und ein zu­sätz­li­cher Schwall von Sau­er­stoff schmeck­te süß auf sei­nen Lip­pen. Er schau­te über das Kris­tall­ge­bil­de „hin­weg, dort­hin, wo ein stei­ler Hang in ein un­über­sicht­li­ches Tal hin­un­ter­führ­te. Dann sah er wie­der auf die Kon­tu­ren des Net­zes. Sie be­weg­ten sich nicht, aber sie bil­de­ten einen Rah­men für Li­ni­en und Per­spek­ti­ven, die sich um­ein­an­der­dreh­ten.
    Ein kal­tes, pri­ckeln­des Be­ben durch­lief ihn. Er sah …
    … flüch­ten­de An­ti­lo­pe, ver­wun­det, Flan­ke fle­ckig von tro­ckenem Blut, Zun­ge her­aus­hän­gend …
    … den um­hül­len­den Man­tel. Die brei­te Flä­che ei­ner sich wöl­ben­den Welt, ru­bin­ro­tes Tuch er­streck­te sich weit­hin und dreh­te sich, gol­den jetzt, und bern­stein­far­ben …
    … Kraft und Mas­se, ei­ne aus­ge­bleich­te Er­de, äch­zend un­ter der Last von sie­ben lo­dern­den Krei­sen … die lach­ten …
    … einen prä­zi­se de­fi­nier­ten Raum, Mi­nia­tur­fa­cet­ten von Licht und An­mut und Form, die sanf­te Run­dung glän­zen­der Äp­fel, feuch­te Trop­fen auf vol­len Trau­ben …
    Br­ad­ley schau­der­te. Sei­ne Kopf­haut pri­ckel­te.
    … di­cken, üp­pi­gen Schaum, der zu den Ster­nen em­por­leck­te …
    … das ver­rot­ten­de Ro­sa von Ti­tan, ei­ne ver­ros­ten­de Welt, Ge­stank, Ab­fall, Hohl­heit, Echos …
    Er riß sei­nen Blick los und rich­te­te ihn auf die schrof­fen grau­en Fel­sen, um ihn dann lang­sam wie­der auf das leuch­ten­de Kris­tall zu­rück­glei­ten zu las­sen. Ein recht­e­cki­ger Fleck: hier ei­ne Sei­te, dort ei­ne Ver­bin­dung; zwei Li­ni­en, ver­län­gert, tra­fen sich dort …
    … ei­ne ge­schnitz­te Fi­gur aus po­lier­ter Ei­che, das Bild ei­nes dunklen Man­nes, der in den Sturm wink­te, und der Wind zerr­te an sei­nem Haar …
    Br­ad­ley trat nä­her. Schweiß tropf­te über sei­ne Au­gen, und er muß­te blin­zeln. Die Bil­der flat­ter­ten. Men­schen, Wel­ten, ver­dreh­te We­sen, ver­zerr­te, blätt­ri­ge Din­ge und ge­zack­te Strei­fen von Licht.
    Er trat noch nä­her.
    Er sah Sprün­ge in dem Kris­tall­netz, wie Ris­se in ei­ner er­kal­te­ten Va­nil­le­sau­ce. Die ge­sam­te Ober­flä­che war von ei­nem Ge­wirr stein­ge­wor­de­ner Li­ni­en und Far­ben über­zo­gen. Je­der klei­ne Ein­schnitt war ei­ne Py­ra­mi­de, ein Ku­bus, ei­ne zer­klüf­te­te Form aus Spit­zen und Win­keln, aber zu­sam­men war es mehr als das.
    Er sah einen Berg, an dem In­sek­ten­ma­schi­nen ar­bei­te­ten; sie nag­ten an sei­nen Hän­gen. Plötz­lich war der Berg ein Loch im Him­mel, das sich trä­ge mit schim­mern­dem Was­ser füll­te, und dann ein Ke­gel, ein Amei­sen­hü­gel. Ein ko­mi­sches Ge­sicht mit ei­ner krum­men Na­se.
    (Von­da?)
    (Ma­ra?)
    Al­les das im Bruch­teil ei­ner Se­kun­de und oh­ne daß sich zwi­schen die Sprün­ge ein Ge­dan­ke hät­te drän­gen kön­nen.
    Sein Kopf ro­tier­te in ei­nem hoh­len Raum oh­ne Luft.
    Er schau­te und blick­te tiefer hin­ein. In die mil­chi­ge Ober­flä­che ein­ge­schnit­ten wa­ren Rhom­boi­den, viel­flä­chi­ge Skulp­tu­ren, schar­fe Schnitt­punk­te in ver­dreh­ten Per­spek­ti­ven, Viel­e­cke, die an­ein­an­ders­tie­ßen.
    Und nä­her: Der ein­fa­che Wür­fel war ein Feld für fei­ne­re Schnit­ze­rei­en, klei­ner als ein Fin­ger­na­gel, aber voll­kom­men ge­stal­tet. Ge­zack­te Ster­ne, Stru­del und

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