Der Bernstein-Mensch
und lag exakt im Fokusmittelpunkt des Titannetzes. Das unbemannte Fahrzeug streifte durch das System und stellte fest, daß ein Planet von etwas Schimmerndem und Komplexem überzogen zu sein schien.
Die nächste Sonde, diesmal bemannt, traf sechsundfünfzig Jahre danach ein.
Die Männer, die von Beta Omega zurückkehrten, waren nicht dieselben, die dorthin gereist waren. Die Dinge, die sie gelernt hatten, konnte man nicht wieder vergessen, und sie veränderten die Menschheit für alle Zeit. Aber eine kleine Notiz wird hier bezeichnend genug sein:
Im dritten Jahr der Erkundung, nachdem mehrere von ihnen gestorben waren und einer in den wolkenartigen Dingen über dem Land verschwunden war, fanden sie das Gewölbe, zu dem sie geführt worden waren. Nach einer langen Reise kamen sie zu dem Ort, wo die erdähnlichen Welten aufgezeichnet waren. Ein summendes, dichtes Gefühl herrschte in diesen Räumen dort.
Sie fanden ihn in Bernstein.
Er lag dort, ein glimmerroter Schnittpunkt, eingeschlossen in einer glitzernden, ölglänzenden Kammer. Und andere waren auch da: eine Bibliothek intensiver Erlebnisse aus anderen Welten, anderen Zeiten.
Die Erbauer des Titannetzes waren statisches Leben, und sie versuchten, das zu fixieren, was sie als eine vergängliche Form kannten: das Fluxleben. Die verschiedenartigen, zerbrechlichen Dinge der Fluxwelten zu sammeln war eine Aufgabe, die mit dem Erwachen der Galaxis begonnen worden war und die sich jetzt allmählich ihrer Vollendung näherte. Diese Wesen wußten, daß die Heißwelten Leben hervorbringen würden und daß vieles davon der Erinnerung wert war, und sie trachteten danach, es an sich zu bringen. Aber Technologien kann man nicht retten, nicht einmal Kunst. Nur die Essenz läßt sich bewahren. Wann immer ein Kontakt zustande kam und wie kurz der Augenblick der intensiven Verbindung auch war – die Netze fingen diesen Moment, dieses Wesen ein und beanspruchten es für die Galaxis.
Und so weilte Jonathons Rasse in der Nähe, und ihre endlosen Wanderungen hatten für alle Zeit ein Ende gefunden. Die Kugeln von Alpha Libra schwammen auf ewig in ihren hyperbolischen Ozeanen. Nagetierähnliche Wesen eines fernen Sterns schwatzten miteinander, ozeanisches Bewußtsein murmelte in unergründlichen Abgründen, und Tiere, die länger tot waren als Menschen ermessen konnten, sangen in ewigem Leben.
Der bernsteinerne Bradley Reynolds sprach mit dem Ding, das wie Jonathon war. Er war ein Teil des Netzes, und er war es doch nicht, und die Männer, die ihn fanden, sahen in den schimmernd sich drehenden Kristallschichten ein Echo des Menschen, dessen, was sie alle waren. Bradley Reynolds dachte in diesem Augenblick an den Tag, da ein Sternenwesen herkommen würde, um hier zu wohnen, und er sandte ihnen ein lautloses Lebewohl und wandte sich wieder dem Spiel zu, das er mit den Fluxgestalten spielte, die er kannte, und er durchlebte noch einmal die Agonie auf Titan, und er …
Lächelte.
Immerfort.
Lächelte.
Nachwort
Gregory Benford ist ein amerikanischer SF-Autor, der 1941 in Mobile/Alabama geboren wurde. Als Sohn eines Offiziers der amerikanischen Streitkräfte verbrachte er einen Teil seiner Jugend in Japan und in der Bundesrepublik Deutschland. Er studierte Physik und schrieb für eine Anzahl von angesehenen Fachzeitschriften naturwissenschaftliche Artikel. Außerdem ist er, nach Beendigung seines Studiums, inzwischen außerordentlicher Professor an der kalifornischen Universität. Science fiction veröffentlicht er seit dem Jahre 1965. Sein erster SF-Roman erschien 1970 unter dem Titel Deeper Than
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