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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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wohl in der un­eben­mä­ßi­gen, ver­dreh­ten Hül­le des Schif­fes ge­nau be­fin­den moch­te. Er hat­te ver­sucht, al­les, was er sah, im Ge­dächt­nis zu be­hal­ten, aber da war nichts, ab­so­lut nichts als Me­tall mit fei­nen Näh­ten, ab und zu ei­ne Stel­le, an der er sich bücken oder krie­chen muß­te, und im­mer der­sel­be schreck­li­che Ge­ruch. Jetzt wuß­te er, was ihn ge­stört hat­te, als er das Schiff zum ers­ten Mal vom Mond aus im Te­le­skop sah. Es er­in­ner­te ihn in Form und Grö­ße an ein Ge­bäu­de, in dem er vor nicht all­zu vie­len Jah­ren wäh­rend der kur­z­en Dau­er sei­ner letz­ten Ru­he­pe­ri­ode 2008 und 2009 in Sào Pau­lo in Bra­si­li­en ge­lebt hat­te: ein ho­her, ul­tra­mo­der­ner Apart­ment­kom­plex von ent­schie­den ra­di­ka­lem De­sign. Auf der Er­de ge­be es nichts Ver­gleich­ba­res, hat­ten die Wer­be­pla­ka­te ver­kün­det, und er hat­te ih­nen zu­ge­stimmt. Er hat­te es auf den ers­ten Blick ver­ab­scheut. Jetzt al­ler­dings gab es et­was Ver­gleich­ba­res – aber nicht auf der Er­de.
    Das Ge­bäu­de hat­te ge­wiß nicht aus­ge­se­hen wie ein Raum­schiff, aber das tat die­ses Ding hier auch nicht. Ein Teil des einen En­des war in kom­pli­zier­ter Wei­se kon­stru­iert, ein Zy­lin­der mit in­ter­essan­ten Mo­di­fi­ka­tio­nen. Ei­ne lan­ge, glat­te Röh­re schloß sich dar­an an, und an ih­rem an­de­ren En­de saß et­was wirk­lich ab­sur­des: ein Ke­gel, der sich aus­wärts und vom Schiff ab­ge­wandt öff­ne­te und völ­lig leer war. Ab­surd – bis man er­kann­te, was das war.
    Die An­triebs­quel­le des Raum­schif­fes wa­ren buch­stäb­lich Was­ser­stoff­bom­ben. Die Mit­tel­röh­re ent­hielt of­fen­bar ei­ne große An­zahl von Fu­si­ons­vor­rich­tun­gen. Ei­ne nach der an­de­ren wur­den die Bom­ben aus­ge­klinkt, trie­ben zur Mün­dung des Ke­gels und wur­den ge­zün­det. Der Ke­gel war ein rie­si­ger Stoß­fän­ger, und der Ex­plo­si­ons­druck der Bom­be trieb das Schiff vor­wärts. Ein Ru­be-Gold­berg-Ster­nen­an­trieb …
    Di­rekt vor ihm teil­te sich der Kor­ri­dor säu­ber­lich, wie ei­ne Röst­ga­bel mit zwei Zin­ken. Das weck­te ei­ne Er­in­ne­rung: Röst­ga­bel, ja, in den Ta­gen, da er noch Fleisch aß. Er hielt sich links und folg­te dem rich­ti­gen der bei­den Zin­ken. Er hat­te recht kla­re An­wei­sun­gen er­hal­ten.
    Er fühl­te im­mer noch ein deut­li­ches Un­be­ha­gen. Viel­leicht lag es an sei­ner Klei­dung, daß ihm al­les so völ­lig ver­kehrt vor­kam. Es war nicht rich­tig, durch ein au­ßer­ir­di­sches La­by­rinth zu lau­fen – in Hemds­är­meln und ei­ner ganz nor­ma­len Ho­se. Ein Fuß­gän­ger.
    Aber die Luft war atem­bar, wie sie es ver­spro­chen hat­ten. Ob sie die­ses spe­zi­el­le Stick­stoff-Sau­er­stoff-Ge­misch wohl auch at­me­ten? Und ob sie den Ge­stank moch­ten?
    Wie­der teil­te sich der Kor­ri­dor vor ihm. An die­ser Stel­le war der Ge­ruch grau­en­voll stark. Er zog, wür­gend bei­na­he, den Kopf ein und sprang durch ei­ne run­de Öff­nung.
    Es war ein großer Raum. Wie im Kor­ri­dor be­fand sich auch hier die De­cke gut sie­ben Me­ter über dem Bo­den, aber die Wän­de tru­gen leich­te Pas­tell­tö­ne von Rot, Oran­ge und Gelb. Die Far­ben ver­misch­ten sich auf sämt­li­chen Wän­den in will­kür­li­chen, plan­lo­sen Mus­tern. Es sah sehr hübsch aus, fand Reynolds, ganz und gar nicht fremd­ar­tig. Au­ßer­dem stan­den an der ge­gen­über­lie­gen­den Wand noch zwei Ali­ens.
    Als Reynolds die bei­den We­sen sah, blieb er ste­hen und rich­te­te sich hoch auf. Er hob den Blick und reck­te sich, um ih­re Au­gen­hö­he zu er­rei­chen. Da­bei emp­fand er dann auch ei­ne Re­ak­ti­on, Schock als ers­tes, und dann das kit­zeln­de Emp­fin­den von Über­ra­schung. Dann Freu­de und Er­leich­te­rung. Der An­blick der bei­den We­sen ge­fiel ihm. Um die Au­gen her­um sa­hen sie oh­ne Zwei­fel viel freund­li­cher aus als er er­war­tet hat­te.
    Reynolds trat einen Schritt vor, blieb vor den Ali­ens ste­hen und ließ den Blick von ei­nem zum an­dern strei­fen. Wel­cher war wohl der An­füh­rer? Oder wa­ren sie bei­de An­füh­rer? Oder kei­ner von bei­den? Er be­schloß

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