Der Bernstein-Mensch
verstehe“, sagte Reynolds, denn er konnte den Alien nicht gut einen Lügner nennen, auch wenn er einer war. Daß Jonathon zögerte, die Lage seiner Heimatwelt preiszugeben, kam zudem nicht ganz unerwartet; Reynolds hätte sich unter ähnlichen Umständen genauso verhalten.
Jetzt sprach Richard. „Darf ich meine Ehrerbietung erweisen?“
Jonathon wandte sich zu Richard und gab eine Reihe von schrillen, zirpenden Lauten von sich. Richard antwortete ihm in derselben Sprache.
Wieder zu Reynolds gewandt, fragte er dann noch einmal: „Darf ich meine Ehrerbietung erweisen?“
„Ja.“ Reynolds wußte nicht, was er sonst hätte sagen sollen.
Richard handelte sofort. Seine Beine schossen abrupt unter seinem Körper hervor, in einem Winkel, den eine Giraffe niemals hätte bewerkstelligen können. Richard sank mit ausgebreiteten Beinen auf den Bauch, sein Hals ging in die Waagerechte, und sein Maul scharrte sanft über den Boden.
„Danke“, sagte Reynolds und verneigte sich leicht in der Hüfte. „Aber es gibt auch vieles, was wir von Ihnen lernen können.“ Er sprach, um seine Verlegenheit zu verbergen, und richtete seine Worte an Jonathon, während er hoffte, sie würden dazu dienen, auch Richard wieder auf die Beine zu bringen. Als dies nicht gelang, begann er mit der Rede, die zu halten man ihn beauftragt hatte. Er wußte, was er sagen sollte, und sprach so hastig er konnte. „Wir sind ein wenig entwickeltes Volk. Verglichen mit Ihnen sind wir Kinder im Universum. Unsere Reisen haben uns nur bis zu unseren Schwesterplaneten geführt, während Sie schon Sterne gesehen haben, deren Licht viele Jahre braucht, um Ihre Heimat zu erreichen. Wir wissen, daß Sie uns vieles lehren können, und wir treten vor Sie hin wie Studenten vor einen großen Philosophen. Wir sind dankbar für die Gelegenheit, unser mageres Wissen mit Ihnen teilen zu dürfen, und erbitten uns dafür nichts als das Privileg, auch Ihnen lauschen zu dürfen.“
„Sie wünschen alles über unseren Stern zu erfahren?“ fragte Jonathon.
„Über viele Dinge“, entgegnete Reynolds. „Über Ihr Raumschiff zum Beispiel. Es überschreitet unsere mageren Kenntnisse bei weitem.“
Jonathons rechtes Auge begann wieder wie wild zu zwinkern. Während er redete, wurde das Zwinkern immer schneller. „Das wünschen Sie zu wissen?“
„Ja, wenn Sie bereit sind, Ihre Kenntnisse mit uns zu teilen. Wir würden auch gern die Sterne besuchen.“
Das Auge bewegte sich jetzt so schnell wie nie zuvor. Jonathon sagte: „Unglücklicherweise gibt es nichts, was wir Ihnen über dieses Schiff sagen könnten. Leider wissen wir selber nichts darüber.“
„Nichts?“
„Das Schiff war ein Geschenk.“
„Sie meinen, Sie haben es nicht selbst gebaut? Nein. Aber Sie müssen Mechaniker haben, Leute, die in der Lage sind, das Schiff im Notfall zu reparieren.“
„Aber so etwas ist noch niemals vorgekommen. Ich glaube nicht, daß das Schiff versagen kann.“
„Würden Sie mir das erklären?“
„Unsere Rasse, unsere Welt, wurde einmal von Geschöpfen einer anderen Rasse besucht. Sie schenkten uns dieses Schiff. Sie waren von einem fernen Stern zu uns gekommen, um uns dieses Geschenk zu machen. Dafür haben wir das Schiff nur benutzt, um die Weisheit unseres Volkes zu vergrößern.“
„Was können Sie mir über diese andere Rasse sagen?“ fragte Reynolds.
„Leider auch sehr wenig. Sie kamen von einem uralten Stern nahe dem wahren Mittelpunkt des Universums.“
„Und waren sie wie Sie? Physisch?“
„Nein. Mehr wie Sie. Wie Menschen. Aber bitte – gestatten Sie uns, über das zu reden, was wesentlich ist? Unsere Zeit ist knapp.“
Reynolds nickte, und im selben Moment hörte Jonathon auf zu zwinkern. Reynolds
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