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Der Bernstein-Mensch

Der Bernstein-Mensch

Titel: Der Bernstein-Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Gregory & Eklund Benford
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Ver­gnan zu­stim­mend.
    Noch einen Au­gen­blick län­ger zu ver­wei­len be­deu­te­te, nie mehr zu­rück­zu­keh­ren. Das wuß­te auch Ver­gnan, und er gab Reynolds frei und ließ ihn ge­hen.
    Und noch im­mer sang er. Das Lied klang jetzt an­ders als zu­vor. Reynolds rang mit sich, und auch er sang, und er be­müh­te sich, sei­ne Stim­me der des Ali­en an­zu­pas­sen. Dies­mal war es leich­ter. Die bei­den Stim­men ver­misch­ten sich, ver­schmol­zen und wur­den eins.
    Und Reynolds er­wach­te.
    Er lag auf dem Bo­den im Raum­schiff, und die re­gen­bo­gen­far­be­nen Wän­de wir­bel­ten leuch­tend um ihn her­um.
    Ver­gnan stieg über ihn hin­weg. Er sah den sich vor­wöl­ben­den Bauch des Ali­en, der oh­ne hin­un­ter- oder zu­rück­zu­schau­en wei­ter­ging und ver­schwand, so schnell und so kalt wie die in­ne­re See­le der Son­ne selbst. Einen kur­z­en Mo­ment lang haß­te er Ver­gnan mehr, als er je­mals in sei­nem Le­ben et­was ge­haßt hat­te. Dann setz­te er sich auf und nahm sich zu­sam­men; ge­walt­sam zwang er sich, wie­der zur Ver­nunft zu kom­men. Es ist al­les in Ord­nung, sag­te er sich im­mer wie­der. Ich bin wie­der da. Ich le­be. Die Wän­de hör­ten auf, sich zu dre­hen. Der Bo­den ver­lor sei­ne kleb­ri­ge Rauh­heit. Die Schat­ten in sei­nen Au­gen­win­keln lös­ten sich auf.
    Jo­na­thon trat al­lein ins Zim­mer.
    „Nun wa­ren Sie dort“, sag­te er, wäh­rend er den Raum durch­quer­te und sei­nen ge­wohn­ten Platz an der Wand ein­nahm.
    „Ja“, sag­te Reynolds; er ver­such­te nicht auf­zu­ste­hen.
    „Und nun wis­sen Sie, warum wir su­chen. Jahr­hun­der­te­lang war un­ser Stern freund­lich zu uns, lie­be­voll. Aber jetzt hat auch er – wie der Ih­re – sich ver­än­dert.“
    „Sie su­chen nach ei­ner neu­en Hei­mat?“
    „Ja­wohl.“
    „Und?“
    „Und wir fin­den sie nicht. Sie sind al­le gleich. Wir ha­ben neun ge­se­hen, und wir ha­ben sie al­le auf­ge­sucht. Sie sind nichts.“
    „Dann wer­den Sie auch von hier fort­ge­hen?“
    „Wir müs­sen. Aber zu­erst wer­den wir uns Ih­rem Stern nä­hern. Erst wenn wir ihm so na­he ge­kom­men sind, daß wir al­les ge­se­hen ha­ben, kön­nen wir wa­gen, un­ser Schei­tern ein­zu­ge­ste­hen. Wir glaub­ten, dies­mal Er­folg zu ha­ben. Wir glaub­ten es, als wir Sie sa­hen, denn Sie sind nicht wie Ihr Stern. Wir fühl­ten, daß der Stern Sie – oder Ih­re Ras­se – nicht her­vor­brin­gen konn­te, oh­ne ein ge­wis­ses Maß an Gü­te zu be­sit­zen. Aber sie ist fort. Wir fin­den nichts als Fins­ter­nis. Wir be­mü­hen uns, zu ei­nem tiefe­ren Kern vor­zu­drin­gen. Und wir schei­tern.“
    „Ich bin nicht ty­pisch für mei­ne Ras­se“, sag­te Reynolds.
    „Wir wer­den se­hen.“
    Er blieb bei Jo­na­thon, bis er sich kräf­tig ge­nug fühl­te, um auf­zu­ste­hen. Der Bo­den summ­te. Er be­tas­te­te ihn mit feuch­ten Hän­den und drück­te einen Kuß auf das küh­le Me­tall. Ein Wind­stoß fuhr durch den Raum und brach­te einen Hauch von wie­der­keh­ren­dem Le­ben her­ein. Jo­na­thon ver­blaß­te, kräu­sel­te sich und nahm dann die schar­fen Um­ris­se der kla­ren Rea­li­tät wie­der an. Reynolds war plötz­lich hung­rig, und ein öli­ger Ge­ruch von Fleisch drang in sei­ne Na­sen­lö­cher. Die Seh­nen in sei­nem Hals wölb­ten sich an­ge­strengt vor, und nur all­mäh­lich wich die An­span­nung von ihm.
    Er ging hin­aus und kehr­te zu­rück zur Fäh­re. Wäh­rend des lan­gen Stur­zes zum sil­ber­nen Mond sprach er kein Wort und dach­te kei­nen Ge­dan­ken.
    Es war ei­ne wei­te Rei­se.

7

    Reynolds lag auf dem Rücken in sei­nem dunklen Zim­mer, den Blick nach oben auf den schwa­chen Schat­ten der De­cke ge­rich­tet, und wei­ger­te sich zu se­hen.
    Hyp­no­se? Oder et­was Ähn­li­ches, noch Macht­vol­le­res, über das die Ali­ens ver­füg­ten? War dies als Er­klä­rung nicht wahr­schein­li­cher, als zu­zu­ge­ben, daß er tat­säch­lich mit der Son­ne kom­mu­ni­ziert und ei­ne Kraft ent­deckt hat­te, die grö­ßer als das Bö­se und schwär­zer als das Schwar­ze war? Oder – ei­ne an­de­re Theo­rie – war es nicht auch mög­lich, daß die Ali­ens in­fol­ge der Be­din­gun­gen auf ih­rer ei­ge­nen Welt ein Be­wußt­sein der

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